„Dad, How Do I?“ – Wie Rob Kenney mit Youtube das fehlende Vaterwissen rettet

Als Rob Kenney 14 Jahre alt war, verließ sein Vater die Familie. Die Verantwortung für ihn und seine Geschwister lastete schwer, und eine wichtige Lücke entstand: die eines fürsorglichen Vaters, der praktische Lebenskompetenzen vermittelt. Doch anstatt in Bitterkeit zu versinken, machte Kenney genau daraus etwas Besonderes – mit einem YouTube-Kanal, der mittlerweile Millionen junger Menschen erreicht und eine scheinbar einfache, aber tiefgreifende Frage beantwortet: „Dad, wie mache ich das?“

Vom verlassenen Jungen zum Online-Papa

Die Geschichte von Rob Kenney ist eine von Widrigkeiten, abeRob Kenneyatr vor allem von Resilienz und Empathie. Die Trennung seines Vaters prägte ihn, ließ aber zugleich eine Mission wachsen: Rob Kenney wollte die vielen Kinder und jungen Erwachsenen erreichen, die in ihrem Leben keinen Vater haben, der sie mit den grundlegenden praktischen Fertigkeiten des Alltags vertraut macht.

Diese Idee führte 2020 zur Gründung des YouTube-Kanals „Dad, How Do I?“. Der Name ist Programm: In kurzen, anschaulichen Videos erklärt Kenney „Vater-typische“ Tätigkeiten – vom Krawatte binden, über das Wechseln eines Reifens bis hin zur Reparatur eines tropfenden Wasserhahns. Das Konzept ist simpel, aber genial. Es trifft einen Nerv, der offenbar sehr groß ist: Der Kanal zählt heute über 4,8 Millionen Abonnenten (Stand 2025) und wächst stetig.

Warum ist das so wichtig?

Die Bedeutung dieses Projekts liegt in der Realität vieler junger Menschen. Studien zeigen, dass viele Kinder und Jugendliche ohne eine männliche Bezugsperson aufwachsen. Laut dem Statistischen Bundesamt lebten 2021 in Deutschland rund 20 % aller Kinder ohne Vater im Haushalt (Destatis, 2022). Diese Kinder haben oft weniger Zugang zu lebenspraktischem Wissen, das traditionell häufig durch den Vater oder eine männliche Bezugsperson vermittelt wurde. Rob Kenney füllt diese Lücke digital.

„Dad, How Do I?“ ist mehr als eine Anleitungssammlung. Es ist eine Art virtueller Mentor, der jungen Menschen Sicherheit gibt, Ängste abbaut und motiviert. Kenney spricht in seinen Videos mit einer warmherzigen, humorvollen Art, die das Gefühl vermittelt, er sei direkt neben dir und helfe dir persönlich.

Die Inhaltevon „Dad, How Do I?“: Praxisnah und verständlich

Ein Blick in den Kanal „Dad, How Do I?“ zeigt die Vielfalt und den praktischen Nutzen der Videos. Zu den beliebtesten zählen:

  • Wie bindet man eine Krawatte?

  • Wie wechselt man einen platten Reifen?

  • Wie repariert man einen tropfenden Wasserhahn?

  • Wie bügeln und falten man Hemden?

  • Wie repariert man ein Loch in der Wand?

Alle Videos folgen einem einfachen Prinzip: Schritt-für-Schritt-Erklärungen, keine Fachbegriffe, dafür viele anschauliche Beispiele. Kenney verwendet dabei oft Alltagsgegenstände, die jeder zu Hause hat, und erklärt geduldig, warum jeder Schritt wichtig ist.

Die Gründerpersönlichkeit: Ein Papa-Ersatz mit Herz

Rob Kenney ist kein klassischer YouTuber, der nur auf Klicks aus ist. Seine Geschichte ist authentisch, und das merkt man. Auf seiner Website und in Interviews beschreibt er offen seine schwierige Kindheit. Seine Motivation sei, all jenen zu helfen, denen das väterliche Wissen fehlt, und ihnen die Hand zu reichen, so wie er es gebraucht hätte.

In einem Interview mit „The Guardian“ (2021) erzählt Kenney: „I want to be the dad I never had, to all the kids who need one.“ („Ich möchte der Vater sein, den ich nie hatte, für all die Kinder, die einen brauchen.“) Sein Charisma, gepaart mit viel Humor und Geduld, macht ihn für viele Nutzer zum vertrauten Freund.

Herausforderungen und Wachstum

Natürlich war der Weg nicht immer einfach. Der Start mitten in der Pandemie 2020 brachte zum einen eine große Nachfrage, aber auch technische und organisatorische Herausforderungen. Rob Kenney arbeitete zu Beginn alleine, von einem kleinen Heimstudio aus, und musste sich schnell in Video-Editing, Content-Strategie und Community-Management einarbeiten.

Ein weiteres Problem war die Monetarisierung. YouTube-Kanäle brauchen Reichweite, um Werbeeinnahmen zu generieren. Anfangs kamen die finanziellen Mittel fast ausschließlich aus Spenden und Patreon-Unterstützern. Kenney erzählt, dass ihm die Community von Anfang an Rückhalt gab, was half, den Kanal kontinuierlich auszubauen.

Mittlerweile hat er ein kleines Team von Mitarbeitern, die ihm bei Produktion, Schnitt und Social Media helfen. Die wachsende Popularität öffnete auch Türen zu Kooperationen mit anderen Bildungs- und Familienprojekten.

Ein globales Phänomen

Obwohl Kenney selbst Amerikaner ist, wirkt sein Kanal international. Die Themen, die er behandelt, sind universell – fast überall gibt es Kinder, die praktische Lebenshilfe benötigen. Die Videos sind auf Englisch, aber dank der einfachen Sprache und visueller Erklärungen für viele auch ohne perfekte Sprachkenntnisse verständlich.

In sozialen Medien wird der Kanal vielfach gelobt. Besonders junge Männer berichten, wie „Dad, How Do I?“ sie ermutigt hat, selbständig zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Einige Eltern nutzen die Videos als pädagogische Ergänzung.

Was macht den Erfolg aus?

Der Erfolg von „Dad, How Do I?“ lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen:

  1. Echte Bedürfnisdeckung: Die Nachfrage nach praktischen Lebensanleitungen ist riesig. Viele Menschen fühlen sich durch Kenneys Videos angesprochen, weil sie sonst keine Hilfestellung bekommen.

  2. Authentizität: Kenneys persönliche Geschichte macht ihn glaubwürdig und sympathisch.

  3. Einfache, klare Sprache: Die Erklärungen sind verständlich und ohne Fachchinesisch.

  4. Community-Bindung: Kenney kommuniziert regelmäßig mit seinen Zuschauern und geht auf deren Wünsche ein.

  5. Humor und Wärme: Das „Hey kids!“ ist ein Markenzeichen, das Nähe schafft.

Warum „Vaterwissen“ heute wichtiger denn je ist

In einer Zeit, in der traditionelle Familienmodelle sich verändern und soziale Bindungen fragmentieren, wächst das Bedürfnis nach Orientierung. Lebenspraktische Fertigkeiten werden zwar oft in der Schule vermittelt, doch der persönliche Bezug fehlt häufig. Kenneys Videos bieten eine Art „emotionalen Anker“, der nicht nur praktische Hilfe bietet, sondern auch Wertschätzung und Zuversicht vermittelt.

Der Soziologe Michael Hüther hat in einer Studie zur Familienstruktur betont, dass „das Fehlen stabiler männlicher Vorbilder bei Jugendlichen eine gesellschaftliche Herausforderung“ darstellt (Hüther, 2019). „Dad, How Do I?“ begegnet diesem Problem auf kreative Weise und zeigt, wie digitale Medien für soziale Bildung genutzt werden können.

Ausblick: Mehr als nur ein Kanal

Rob Kenney plant, den Kanal weiter auszubauen und künftig mehr Themen abzudecken, etwa auch emotionale Unterstützung und mentale Gesundheit. Außerdem denkt er über eine App nach, die den Zugang zu seinen Anleitungen noch einfacher machen soll.

Seine Geschichte zeigt, dass aus einem schwierigen Start eine Chance entstehen kann, die viele Menschen berührt und hilft. „Dad, How Do I?“ ist mehr als ein YouTube-Kanal – es ist ein digitales Vaterherz, das vielen jungen Menschen Mut macht.


Quellen:

guteideen.org © 2025 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel. 

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