Von gefallenen Blättern zu Notizbüchern – Ein wegweisendes Projekt aus der Ukraine
Die Umweltkrise und ihre Folgen stellen die Menschheit vor immense Herausforderungen. Abholzung, CO₂-Emissionen und eine wachsende Menge an städtischem Abfall belasten den Planeten zunehmend. Während viele nach innovativen Lösungen suchen, hat ein ukrainisches Unternehmen einen besonders kreativen Ansatz gefunden: Releaf Paper verwandelt gefallene Blätter in hochwertiges Papier und zeigt damit, wie Kreislaufwirtschaft funktionieren kann.
Ein Problem mit vielen Facetten
Die traditionelle Papierproduktion ist ein ressourcenintensiver Prozess. Für die Herstellung von einer Tonne Papier werden durchschnittlich 17 Bäume gefällt, und der Wasserverbrauch beläuft sich auf rund 10.000 Liter (WWF 2023). Hinzu kommen erhebliche CO₂-Emissionen, die die globale Klimakrise weiter anheizen. Gleichzeitig fallen in urbanen Räumen immense Mengen an Laub an, das oftmals ungenutzt bleibt oder als Abfall verbrannt wird.
In vielen Städten führt die unkontrollierte Anhäufung von Laub zu weiteren Problemen: Verstopfte Abwasserkanäle, Schäden an Straßen und Gehwegen sowie ein erhöhtes Risiko für Brände. Vor allem in trockenen Perioden können angesammelte Laubmengen zu Wildfeuern beitragen. Hier zeigt sich ein klares Bild: Es besteht ein dringender Bedarf an nachhaltigen und innovativen Lösungen, die gleichzeitig Abfall reduzieren und den Druck auf die Natur verringern.
Die Lösung: Papier aus Laub
Releaf Paper wurde 2021 von dem Unternehmer Valentyn Frechka in der Ukraine gegründet. Die Idee, Papier aus Laub zu machen, entstand aus einem Schulprojekt des Gründers. Frechka erkannte, dass Laub reich an Zellulose ist, einer wesentlichen Grundlage für die Papierherstellung. Nach intensiver Forschung und zahlreichen Experimenten entwickelte das Unternehmen ein Verfahren, um gefallene Papier aus Laub herzustellen.
Die Methode ist ebenso simpel wie genial: Blätter werden gesammelt, getrocknet und zu einem Zellstoff verarbeitet. Dieser wird anschließend gepresst und getrocknet, um Papier herzustellen, das sowohl für Verpackungen als auch für Notizbücher geeignet ist. Dabei spart Releaf Paper für jede produzierte Tonne Papier etwa 17 Bäume und reduziert den CO₂-Ausstoß um 78 Prozent im Vergleich zur traditionellen Papierproduktion. Zudem werden 2,5 Tonnen Blätter recycelt, die andernfalls als Abfall geendet wären.
Herausforderungen und Neuanfang in Frankreich
Trotz des Erfolgs in der Ukraine musste Releaf Paper aufgrund des Krieges 2022 nach Frankreich umsiedeln. In Paris wurde die erste Produktionsstätte außerhalb der Heimat errichtet. Die Wahl fiel auf Frankreich, da es über eine gute Infrastruktur für Recycling und einen hohen Bedarf an umweltfreundlichen Lösungen verfügt. Der Umzug war eine logistische und emotionale Herausforderung für das Team, ermöglichte jedoch einen Neustart in einem stabilen Markt.
Heute arbeitet das Unternehmen in einer GmbH-Struktur und beschäftigt etwa 30 Mitarbeiter. Der Fokus liegt nicht nur auf der Produktion, sondern auch auf der Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden, um das Laubsammeln effizienter zu gestalten. Paris dient als Modellstadt, in der Laubabfälle durch Partnerschaften mit kommunalen Betrieben gesammelt und in der Fabrik verarbeitet werden.
Papier aus Laub: Ein Modell für die Zukunft
Der Erfolg von Releaf Paper zeigt sich nicht nur in den beeindruckenden Zahlen, sondern auch in der Resonanz der Industrie. Bekannte Marken wie Samsung, Chanel und L’Oréal haben die nachhaltigen Papierprodukte bereits in ihre Verpackungen integriert. Diese Kooperationen unterstreichen die wachsende Bedeutung von umweltfreundlichen Materialien in der Wirtschaft.
Eine inspirierende Anekdote verdeutlicht den Einfluss des Unternehmens: Während einer Testphase in Paris berichteten städtische Mitarbeiter, dass die Zusammenarbeit mit Releaf Paper nicht nur die Laubentsorgung effizienter machte, sondern auch die Motivation der Teams steigerte. Die Idee, aktiv zum Umweltschutz beizutragen, verlieh ihrer Arbeit eine neue Bedeutung.
Zukunftsweisend ist auch die geplante Expansion. Releaf Paper arbeitet daran, in weiteren europäischen Städten Fuß zu fassen. In Gesprächen mit Kommunen in Deutschland, Spanien und den Niederlanden zeigt sich ein großes Interesse an der Technologie. Die langfristige Vision des Unternehmens ist es, eine globale Bewegung für nachhaltige Papierproduktion zu schaffen.
Releaf Paper beweist, dass selbst kleine Ideen große Veränderungen bewirken können. Mit ihrem innovativen Ansatz, Laubabfälle in Papier zu verwandeln, leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz. Dabei zeigt die Geschichte des Unternehmens, dass Hindernisse wie ein Krieg zwar Herausforderungen darstellen, jedoch nicht unüberwindbar sind, wenn die Vision stark genug ist.
Die Kombination aus Umweltschutz, technologischer Innovation und sozialem Engagement macht Releaf Paper zu einem Vorbild für nachhaltiges Unternehmertum. Ihr Erfolg ist ein klarer Beweis dafür, dass es möglich ist, wirtschaftliche Interessen und Umweltschutz in Einklang zu bringen.
Quellen
Frechka, V. (2023). Releaf Paper: Our Journey. [Online] Verfügbar unter: https://www.releafpaper.com
WWF (2023). The True Cost of Paper. [Online] Verfügbar unter: https://www.wwf.org/paper
EU Commission (2023). Circular Economy Success Stories. [Online] Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/environment/circular-economy
Guardian (2023). How Fallen Leaves Became a Game-Changer. [Online] Verfügbar unter: https://www.theguardian.com/environment
Innovation and Environment Blog (2023). Releaf Paper’s Impact on Urban Waste Management. [Online] Verfügbar unter: https://www.innovation-environment.com/releaf-paper
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