Zugang zu Trinkwasser weltweit: Die Blue Community und ihr Einsatz für Wassergerechtigkeit

Das Problem: Ungleicher Zugang zu Trinkwasser weltweit

Wasser ist die Quelle allen Lebens, ein unverzichtbares Gut, das für jeden Menschen essenziell ist. Trotz seiner fundamentalen Bedeutung haben nicht alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung. Weltweit haben rund 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, und etwa 4,2 Milliarden Menschen fehlt es an angemessener sanitärer Versorgung. Diese Ungleichheit führt zu gesundheitlichen Problemen, beeinträchtigt die Lebensqualität und verstärkt soziale Ungerechtigkeiten (WHO & UNICEF, 2019).

Zudem bedrohen Klimawandel, Umweltverschmutzung und die Privatisierung von Wasserressourcen die Verfügbarkeit und Qualität des Wassers weiter. In vielen Regionen werden Wasserquellen von großen Konzernen ausgebeutet, die Wasser in Flaschen abfüllen und verkaufen, während die lokale Bevölkerung unter Wasserknappheit leidet. Die Kommerzialisierung eines grundlegenden Lebensmittels verschärft die soziale Ungleichheit und gefährdet die öffentliche Gesundheit.

Die Lösung: Die Blue Community-Initiative

Vor diesem Hintergrund wurde 2011 die Blue Community-Initiative von der kanadischen Organisation Council of Canadians ins Leben gerufen. Maßgeblich initiiert wurde das Projekt von Maude Barlow, einer renommierten Wasseraktivistin und ehemaligen Beraterin der Vereinten Nationen zu Wasserfragen. Ziel der Initiative ist es, weltweit Zugang zu Trinkwasser weltweit zu fördern, Wasser als Menschenrecht anzuerkennen und die öffentliche Kontrolle über Wasserdienstleistungen zu sichern (Council of Canadians, 2023).

Prinzipien der Blue Community

Eine Blue Community verpflichtet sich, fünf zentrale Prinzipien umzusetzen:

  • Anerkennung des Zugang zu Trinkwasser weltweit als Menschenrecht: Alle Menschen sollen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung haben.
  • Wasserdienstleistungen in öffentlicher Hand: Privatisierungen von Wasserressourcen und Dienstleistungen sollen verhindert werden.
  • Förderung von Leitungswasser statt Flaschenwasser: Plastikmüll soll reduziert und der Zugang zu sicherem Leitungswasser gefördert werden.
  • Schutz der Wasserressourcen: Nachhaltigkeit steht im Vordergrund, um Verschmutzung und Übernutzung zu vermeiden.
  • Internationale Partnerschaften: Wissen und Erfahrungen im Bereich Wasserschutz werden weltweit geteilt (Council of Canadians, 2023).

Die Entstehung und Verbreitung

Die Initiative begann in Kanada und hat sich seither global ausgebreitet. Heute gibt es Blue Communities in zahlreichen Ländern, darunter Deutschland, die Schweiz und Italien. In Deutschland wurde der Ansatz erstmals 2018 von Städten wie Berlin und München aufgegriffen. Universitäten und Schulen können ebenfalls Teil der Bewegung werden; so ist die Philipps-Universität Marburg die erste deutsche Universität, die sich 2021 zur Blue Community erklärte (Blue Community, 2023).

Die Rechtsform der Initiative ist flexibel. Kommunen, Bildungseinrichtungen und Organisationen können sich der Blue Community anschließen, indem sie eine entsprechende Selbstverpflichtungserklärung abgeben. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt dabei individuell und wird regelmäßig überprüft.

Zugang zu Trinkwasser weltweit: Beispiele aus der Praxis

Bern – Europas Vorreiter

Die Stadt Bern in der Schweiz war 2013 die erste europäische Blue Community. Bern verpflichtete sich, den Zugang zu Trinkwasser als Menschenrecht anzuerkennen und Wasserdienstleistungen in öffentlicher Hand zu belassen. Dies führte zur Installation zahlreicher öffentlicher Trinkbrunnen und einer Sensibilisierung der Bevölkerung für den Wert von Leitungswasser (Blue Community Schweiz, 2023). Zudem wurden Bildungsinitiativen gestartet, die das Bewusstsein für nachhaltigen Umgang mit Wasser stärken.

Berlin – Pionier in Deutschland

Berlin trat 2018 der Blue Community bei und setzte seitdem eine Reihe von Maßnahmen um, um die Prinzipien der Bewegung zu erfüllen. Die Stadt fördert den Konsum von Leitungswasser durch den Ausbau öffentlicher Trinkbrunnen und die Ausstattung öffentlicher Gebäude mit Trinkwasserspendern. Zudem setzt sich Berlin aktiv für den Erhalt der Wasserversorgung in öffentlicher Hand ein und pflegt internationale Partnerschaften im Wassersektor (Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, 2023).

Philipps-Universität Marburg

Die Philipps-Universität Marburg wurde 2021 zur ersten deutschen Universität, die Teil der Blue Community ist. Die Universität verpflichtet sich, den Zugang zu Wasser als Menschenrecht zu fördern und den Konsum von Leitungswasser gegenüber Flaschenwasser zu priorisieren. Auf dem Campus wurden Trinkwasserspender installiert, und Bildungsprojekte sensibilisieren die Studierenden für das Thema Wassergerechtigkeit (Blue Community, 2023).

Herausforderungen und Ausblick um Zugang zu Trinkwasser weltweit zu verbessern.

Trotz der Erfolge stehen Blue Communities vor erheblichen Herausforderungen. Der globale Trend zur Privatisierung von Wasserressourcen und die Auswirkungen des Klimawandels erfordern kontinuierliches Engagement und die Anpassung der Strategien. Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Bildungseinrichtungen und der Zivilgesellschaft ist entscheidend, um den Zugang zu Wasser für alle Menschen zu sichern.

Die Blue Community-Initiative zeigt, dass lokales Handeln globale Auswirkungen haben kann. Durch die Anerkennung von Zugang zu Trinkwasser weltweit als Menschenrecht und den Schutz von Wasserressourcen in öffentlicher Hand leisten Blue Communities einen wichtigen Beitrag zur Wassergerechtigkeit weltweit.

Quellenangaben

 

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