Wohnen im Zug: Wie alles begann
Lasse Stolley, ein 18-jähriger aus Fockbek, Schleswig-Holstein, hat einen Lebensweg eingeschlagen, der sowohl unkonventionell als auch inspirierend ist. Seit Sommer 2022 lebt er ohne festen Wohnsitz – stattdessen hat er die Züge der Deutschen Bahn zu seinem Zuhause gemacht. Mit einer BahnCard 100 der 1. Klasse reist er täglich durch Deutschland, schläft in Nachtzügen, arbeitet als freiberuflicher Softwareentwickler und organisiert sein Leben rund um den Schienenverkehr.
Die Idee dazu kam ihm, nachdem eine geplante Ausbildung kurzfristig abgesagt wurde. Statt in Unsicherheit zu verharren, fand Lasse eine Lösung, die ihm Freiheit und Abenteuer zugleich versprach. Er ließ sich von einer Dokumentation inspirieren, in der ein Mann im Zug lebte, und beschloss, diesen Lebensstil selbst auszuprobieren. Am 8. August 2022 begann sein neues Leben, als er seine erste Reise nach München antrat. Seitdem ist er ständig unterwegs.
Die Herausforderungen des mobilen Lebens
Das Wohnen im Zug bringt viele Herausforderungen mit sich. Ohne festen Wohnsitz muss Lasse improvisieren und flexibel bleiben. Er beschränkt seinen Besitz auf einen 36-Liter-Rucksack, in dem er Kleidung, Hygieneartikel, einen Laptop und ein Handy verstaut. Jede Nacht verbringt er in Zügen, bevorzugt in den Sechserabteilen älterer ICE-Modelle, wo er sich über mehrere Sitze ausstrecken kann. Körperpflege erledigt er in öffentlichen Schwimmbädern, und für Frühstück oder Snacks nutzt er die DB-Lounges, die ihm als BahnCard-100-Inhaber zur Verfügung stehen.
Doch Lasse sieht darin weniger eine Einschränkung als vielmehr eine Gelegenheit. Der tägliche Ortswechsel und die Möglichkeit, spontan neue Ziele zu wählen, empfindet er als befreiend. Im Schnitt legt er etwa 1.000 Kilometer pro Tag zurück und hat seit Beginn seines Abenteuers über 500.000 Kilometer zurückgelegt – das entspricht zwölf Erdumrundungen.
Beruf und Finanzierung: Arbeiten im Zug
Finanziell ermöglicht Lasse sich diesen Lebensstil durch seine Tätigkeit als freiberuflicher Softwareentwickler. Er arbeitet für ein IT-Start-up in Köln und erledigt seine Aufgaben größtenteils unterwegs – sei es im Zug oder in den Lounges. Der Zugang zu stabilem WLAN, Steckdosen und Arbeitsflächen in der ersten Klasse macht es möglich, dass er produktiv bleibt. Die BahnCard 100 der 1. Klasse, die für unter 27-Jährige 5.888 Euro im Jahr kostet, deckt seine Reisekosten vollständig ab. Da er zudem keinen festen Wohnsitz und damit auch keine Mietausgaben hat, sind seine Lebenshaltungskosten überschaubar.
Lasse ist ein Beispiel dafür, wie Arbeit und Reisen miteinander verbunden werden können, ohne dass eines darunter leidet. Er zeigt, dass Mobilität nicht nur physisch, sondern auch beruflich möglich ist.
Reaktionen: Zwischen Bewunderung und Skepsis
Das Wohnen im Zug zieht Aufmerksamkeit auf sich – sowohl positiv als auch negativ. Während viele Menschen ihn für seinen Mut und seine Kreativität bewundern, gibt es auch kritische Stimmen, die seinen Lebensstil als unbequem oder gar flüchtig betrachten. Doch für Lasse steht fest, dass er das Richtige tut. Er sieht sich nicht als Aussteiger, sondern als jemand, der neue Wege geht und dabei die Möglichkeiten moderner Mobilität ausschöpft.
Erfolgreiche Projekte: Mit Ideen vorwärtskommen
Lasse hat nicht nur ein inspirierendes persönliches Projekt ins Leben gerufen, sondern auch bewiesen, dass Unkonventionalität ein Schlüssel zum Erfolg sein kann. Sein Lebensstil zeigt auf, wie Menschen, die mit Wohnraummangel oder anderen Herausforderungen konfrontiert sind, kreative Lösungen finden können. In einer Zeit, in der der Wunsch nach Flexibilität und Freiheit wächst, liefert Lasse ein reales Beispiel dafür, wie sich diese Werte in die Praxis umsetzen lassen.
Quellen
- Deutsche Bahn (2023): Informationen zur BahnCard 100. Verfügbar unter: https://www.bahn.de/service/bahncard
- Wohnen im Zug: Interview mit Lasse Stolley in „3nach9“ (2023). Verfügbar unter: https://www.radiobremen.de/3nach9
- Süddeutsche Zeitung (2023): Wohnen im Zug: Ein junger Mann und seine Reise durch Deutschland. Verfügbar unter: https://www.sueddeutsche.de
- Spiegel Online (2023): Wohnen im Zug – Lasse Stolleys ungewöhnlicher Lebensstil. Verfügbar unter: https://www.spiegel.de
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