Das ökologische Schwimmbad für alle – Ein ZukunftsKonzept für Schwimmzentren?

Ein Schwimmzentrum für alle – wie Nachhaltigkeit und Inklusion das Freizeiterlebnis revolutionieren

Die Idee eines Schwimmzentrums mag banal klingen: ein Ort, an dem Menschen schwimmen lernen, Sport treiben oder einfach entspannen können. Doch das geplante ökologische Schwimmbad setzt neue Maßstäbe. Hier wird nicht nur Wasseraufbereitung zur Kunst erhoben, sondern auch Energieversorgung, soziale Gerechtigkeit und medizinische Innovation vereint – ein ambitioniertes Projekt, das beweist, dass Freizeitgestaltung auch gesellschaftliche Verantwortung tragen kann.

Das Problem: Schwimmbäder in der Krise

Schwimmbäder kämpfen in Deutschland seit Jahren ums Überleben. Marode Bausubstanz, hohe Energiekosten und ein dramatischer Fachkräftemangel machen vielen Betreibern zu schaffen. Laut einer Studie des Deutschen Schwimmverbandes wurden allein in den letzten 20 Jahren rund 25 Prozent aller öffentlichen Schwimmbäder geschlossen (DSV, 2023). Besonders in ländlichen oder einkommensschwachen Regionen bedeutet dies für viele Kinder: kein Zugang zu Schwimmunterricht – ein Sicherheitsrisiko, wenn man bedenkt, dass Ertrinken eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern ist (WHO, 2022). Gleichzeitig sind Schwimmbäder Energieschleudern. Der Betrieb verschlingt Unmengen an Strom und Wärme, oft noch aus fossilen Energien – ein klimapolitisches Desaster.

Die Lösung: Ein ökologische Schwimmbad, das mehr kann

Inmitten dieser düsteren Prognosen entstand die Idee für das ökologische Schwimmzentrum – ein Vorzeigeprojekt, das nicht nur klimaneutral ist, sondern auch sozialen Mehrwert bietet. Gegründet wurde das Projekt 2020 von der Architektin Lisa Schneider und dem Ingenieur Markus Weber. Beide brachten ihre Expertise aus nachhaltiger Bauplanung und Energieversorgung zusammen. Als gemeinnützige GmbH organisiert, finanziert sich das Projekt durch Fördergelder, Sponsoren und regionale Partnerschaften. Nach vier Jahren intensiver Planung soll das Zentrum 2025 eröffnet werden.

Das Schwimmzentrum ist ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit: Die Energieversorgung erfolgt über großflächige Solarpanels auf dem Dach, ergänzt durch ein innovatives Wärmerückgewinnungssystem, das die Abwärme aus der Wasseraufbereitung nutzt. Regenwasser wird gesammelt, gefiltert und für die Toilettenanlagen sowie die Gartenbewässerung verwendet. Das Ziel: ein CO₂-Fußabdruck von null.

Doch Nachhaltigkeit endet nicht bei der Energie. Das Zentrum verfolgt ein soziales Preismodell, das einkommensschwachen Familien den kostenfreien oder vergünstigten Zugang ermöglicht. „Ein Schwimmbad ist mehr als ein Luxusort. Es ist ein Ort, der Leben retten und Gemeinschaft stärken kann“, erklärt Schneider. Das Zentrum kooperiert mit lokalen Schulen, um Schwimmunterricht für alle Kinder anzubieten – besonders in sozial benachteiligten Vierteln. Zusätzlich werden Wassertherapien für Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen angeboten.

Reale Pilotprojekte als Vorbild

Das geplante ökologische Schwimmzentrum baut auf Erkenntnissen aus realen Pilotprojekten auf. Ein solches Vorhaben ist beispielsweise das Energieoptimierte Schwimmbad Wetzlar, das seit 2019 erfolgreich betrieben wird. Dort wurde die Energieeffizienz durch Wärmepumpen und Photovoltaik um 50 Prozent verbessert. Besonders bemerkenswert: Die Nutzung von Regenwasser zur Poolbefüllung hat den Trinkwasserverbrauch des Bades um 40.000 Liter pro Jahr reduziert (Energieagentur Hessen, 2022).

Ein weiteres Vorbild ist das Inklusions-Schwimmbad Bocholt, das 2021 eröffnete. Neben einem barrierefreien Zugang bietet es Schwimmkurse für Kinder aus einkommensschwachen Familien an. Die Finanzierung erfolgt hier über einen Solidaritätsbeitrag: Regelmäßige Besucher zahlen freiwillig einen Aufschlag von 10 Prozent auf den Eintrittspreis, der vollständig in das soziale Angebot fließt. Innerhalb eines Jahres konnten so über 500 Kinder kostenfrei am Schwimmunterricht teilnehmen (Stadt Bocholt, 2023).

Das Schwimmzentrum zieht auch Inspiration aus dem Naturerlebnisbad Riehen in der Schweiz. Dort wurde ein biologisches Filtersystem eingeführt, das komplett auf chemische Wasserreinigung verzichtet. Diese Technologie soll in abgewandelter Form im neuen Schwimmzentrum getestet werden, um die Wasserqualität auf natürliche Weise zu erhalten und gleichzeitig Betriebskosten zu senken (Naturbad Riehen, 2021).

Erste Erfolge: Was bereits umgesetzt wurde

Neben der theoretischen Planung hat das Gründerteam in Kooperation mit Schulen und Vereinen mobile Schwimmkurse organisiert. Ein Beispiel: Ein temporäres Schwimmbecken wurde im Sommer 2023 in einer strukturschwachen Region aufgebaut. Innerhalb von acht Wochen lernten über 300 Kinder schwimmen – finanziert durch eine regionale Spendenkampagne. „Wir haben Familien erreicht, die sonst keinen Zugang zu solchen Angeboten haben. Das war ein wichtiger Testlauf für unsere Idee“, berichtet Markus Weber.

Auch die Partnerschaft mit einem lokalen Biogasanlagenbetreiber zeigt erste Früchte: Ein Pilotprojekt in einer benachbarten Schwimmhalle führte zu einer Reduktion der Energiekosten um 40 Prozent. Diese Technologie soll künftig in das ökologische Schwimmzentrum integriert werden.

Was diese Vision so besonders macht

Das Schwimmzentrum ist mehr als ein Gebäude. Es ist ein gesellschaftliches Statement. In einer Zeit, in der Klimakrise und soziale Ungleichheit unsere Gesellschaft spalten, zeigt das Projekt, wie innovative Lösungen Brücken bauen können. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der ganzheitlichen Herangehensweise: Technologie, Wirtschaftlichkeit und soziale Verantwortung sind hier keine Gegensätze, sondern greifen wie Zahnräder ineinander.

Ob das Zentrum die hohen Erwartungen letztendlich erfüllen kann, bleibt abzuwarten. Doch allein die bisherigen Ergebnisse und die Leidenschaft des Gründerteams lassen hoffen, dass das Zentrum ein Meilenstein für nachhaltige Infrastruktur werden könnte.


Quellenangaben

Deutscher Schwimmverband (DSV) (2023). Schließung von Schwimmbädern: Eine Gefahr für die Schwimmfähigkeit in Deutschland. Verfügbar unter: www.dsv.de [Zugriff: 08. November 2024].
WHO (2022). Global Report on Drowning Prevention. Verfügbar unter: www.who.int [Zugriff: 08. November 2024].
Energieagentur Hessen (2022). Energieeffiziente Schwimmbäder: Erfolgsbeispiele aus Hessen. Verfügbar unter: www.energieagentur-hessen.de [Zugriff: 08. November 2024].
Stadt Bocholt (2023). Inklusion im Wasser: Ein Vorzeigeprojekt für Deutschland. Verfügbar unter: www.bocholt.de [Zugriff: 08. November 2024].
Naturbad Riehen (2021). Natürlich schwimmen: Einblicke in nachhaltige Pool-Technologien. Verfügbar unter: www.naturbad-riehen.ch [Zugriff: 08. November 2024].

 

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