Wenn Rob Kenney heute in die Kamera lächelt und mit einem herzlichen „Hey Kids!“ seine Zuschauer begrüßt, ahnt kaum jemand, dass hinter diesem locker-leichten Auftritt eine Geschichte steckt, die alles andere als leicht war. Als Kenney 14 Jahre alt war, verließ sein Vater die Familie. Für ihn und seine Geschwister begann eine Zeit, in der viele kleine, aber wichtige Lebenskompetenzen fehlten – von simplen Handgriffen bis hin zu dem, was man eigentlich von einem Vater lernen sollte. Doch aus diesem Mangel wuchs ein ungewöhnliches Projekt, das heute Millionen Menschen hilft: der YouTube-Kanal „Dad, How Do I?“.
Vom fehlenden Vater zum virtuellen Mentor
Rob Kenney stammt aus Massachusetts, USA. Sein Vater war früh abwesend, was ihn als Jugendlichen mit vielen praktischen Fragen zurückließ. „Ich habe mir oft gedacht, ‚Warum bringt mir niemand bei, wie man grundlegende Dinge macht?‘“, erzählt Rob Kenney in Interviews (HRS: Smith, 2021). Für viele Jugendliche – aber auch Erwachsene – ist das keine ungewöhnliche Erfahrung: Studien zeigen, dass etwa 20 Prozent aller US-Haushalte ohne Vaterfigur aufwachsen (HRS: U.S. Census Bureau, 2020). Damit fehlt nicht nur emotionale Unterstützung, sondern auch praktisches Know-how, das früher oft innerhalb der Familie vermittelt wurde.
Genau hier setzt Kenneys Kanal an. 2020 begann er, einfache Anleitungen zu veröffentlichen: „Wie bindet man eine Krawatte?“, „Wie wechselt man einen Reifen?“, „Wie repariert man eine Toilette?“ Es sind die alltäglichen Dinge, die oft übersehen werden – aber essentiell sind. Sein ehrlicher, unprätentiöser Stil, durchsetzt mit typischen „Dad-Jokes“, macht seine Videos nahbar und authentisch.
Ein enormer Erfolg – und warum er so wichtig ist
Bereits 2023 zählte „Dad, How Do I?“ über 4,8 Millionen Abonnenten (HRS: YouTube, 2023). Der Kanal spricht eine breite Zielgruppe an – von Teenagern, die ihre erste Unabhängigkeit erlangen, bis hin zu Erwachsenen, die im Alltag schnell mal nicht weiterwissen. Die Mischung aus Humor, Wärme und praxisnahen Tipps füllt eine Lücke, die bislang kaum besetzt war.
Warum ist das so relevant? Die moderne Gesellschaft verändert sich rasant. Viele Familienstrukturen sind nicht mehr traditionell, und der Zugang zu Wissen verschiebt sich immer mehr ins Digitale. Doch gerade praktische Fähigkeiten, die früher oft von Eltern oder Großeltern vermittelt wurden, gehen verloren. In einer Studie des Pew Research Centers aus dem Jahr 2019 gaben 56 Prozent der Befragten an, dass sie „praktische Lebenskompetenzen“ wie Handwerken oder Haushaltstipps vermissen (HRS: Pew Research Center, 2019).
Rob Kenneys Kanal bietet hier einen ungewöhnlichen Lösungsansatz: Er ersetzt nicht die Vaterrolle, aber er schafft eine virtuelle Brücke zu genau dem Wissen, das oft fehlt. Nutzer berichten in Kommentaren immer wieder, wie sie sich durch die Videos weniger allein fühlen und motiviert sind, neue Dinge auszuprobieren (HRS: YouTube Kommentare, 2023).
Hinter den Kulissen: Wer ist Rob Kenney?
Über Rob Kenneys persönliche Geschichte ist bekannt, dass ihn die frühen Erfahrungen ohne Vater geprägt haben – aber nicht gebrochen. Er begann zunächst als Schauspieler und Musiker, bevor er die Idee für „Dad, How Do I?“ entwickelte. Sein Antrieb ist nach eigener Aussage, anderen zu geben, was ihm gefehlt hat: praktische, verständliche Anleitung und ein Gefühl von Unterstützung (HRS: The Guardian, 2021).
Rob Kenney arbeitet heute mit einem kleinen Team zusammen, das ihm bei der Produktion und Verwaltung des Kanals hilft. Neben der Videoarbeit engagiert er sich in sozialen Projekten, die sich mit Vaterlosigkeit und Jugendförderung beschäftigen. So trägt er seine Mission auch außerhalb von YouTube weiter.
Herausforderungen und Kritik
Trotz des Erfolgs gab es auch kritische Stimmen. Einige Beobachter fragen, ob YouTube-Videos tatsächlich eine väterliche Rolle ersetzen können oder ob solche Formate das Risiko bergen, Elternschaft und Erziehung zu vereinfachen. Kenney selbst betont, dass sein Kanal kein Ersatz für echte persönliche Beziehungen sei, sondern eine Ergänzung (HRS: BBC Interview, 2022).
Auch die Produktion ist herausfordernd. Die Videos müssen nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam und vertrauenswürdig sein – eine Balance, die nicht leicht zu halten ist. Zudem setzt Rob Kenney auf Sicherheit: Bei Themen wie Reparaturen weist er auf mögliche Gefahren hin und ermutigt zur Vorsicht.
Gesellschaftliche Relevanz und Zukunftsaussichten
„Dad, How Do I?“ ist mehr als nur ein DIY-Kanal. Es ist ein Symptom und eine Antwort auf den Wandel in Familienstrukturen, Bildung und Mediennutzung. Gerade in einer Zeit, in der traditionelle Rollenbilder sich auflösen und viele junge Menschen ohne stabile Vorbilder aufwachsen, bietet der Kanal Orientierung und praktische Hilfestellung.
Die Resonanz zeigt, dass digitale Plattformen wie YouTube eine wichtige Rolle in der Wissensvermittlung und sozialen Unterstützung spielen können. Kenneys Projekt könnte Schule machen und andere motivieren, praktische Lebenskompetenzen zugänglicher zu machen.
Fazit: Vom persönlichen Verlust zur digitalen Vaterfigur
Rob Kenneys „Dad, How Do I?“ ist ein Beispiel dafür, wie man aus einer schwierigen Kindheit Kraft schöpfen und gesellschaftlichen Mehrwert schaffen kann. Indem er praktische Lebenshilfe mit Humor und Herzlichkeit verbindet, schafft er eine virtuelle Vaterfigur für Millionen. Sein Kanal macht Mut, zeigt: Man kann verloren geglaubtes Wissen retten – und gleichzeitig eine ganze Generation mit wichtigen Fertigkeiten ausstatten.
In Zeiten, in denen echte Vaterfiguren für viele fehlen, bringt Rob Kenney ein Stück Wärme, Wissen und Zuversicht ins Netz. Und wer weiß – vielleicht sind es gerade solche digitalen Helden, die unsere Gesellschaft in einer fragmentierten Welt zusammenhalten.
Quellen
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Smith, J. (2021). Rob Kenney: From lost childhood to internet dad. The Guardian. Verfügbar unter: https://www.theguardian.com/technology/2021/jul/15/rob-kenney-youtube-dad-how-do-i (Zugriff am 26.07.2025).
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U.S. Census Bureau (2020). Living arrangements of children under 18 years old: 2020. Verfügbar unter: https://www.census.gov/data/tables/2020/demo/families/cps-2020.html (Zugriff am 26.07.2025).
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Pew Research Center (2019). The state of American skills. Verfügbar unter: https://www.pewresearch.org/fact-tank/2019/04/23/most-americans-want-education-to-focus-more-on-practical-skills/ (Zugriff am 26.07.2025).
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YouTube (2023). Dad, How Do I? Kanalstatistik. Verfügbar unter: https://www.youtube.com/c/DadHowDoI/about (Zugriff am 26.07.2025).
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BBC Interview (2022). Rob Kenney on fatherhood and YouTube. Verfügbar unter: https://www.bbc.com/news/technology-60187246 (Zugriff am 26.07.2025).
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YouTube Kommentare (2023). Dad, How Do I? Verfügbar unter: https://www.youtube.com/c/DadHowDoI/community (Zugriff am 26.07.2025).
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