Euclid Network: Wie ein europäisches Netzwerk das soziale Unternehmertum stärkt

Euclid Network. Europa steht vor einer Vielzahl komplexer sozialer und ökologischer Herausforderungen. Die soziale Ungleichheit nimmt trotz wirtschaftlichen Wachstums in vielen Ländern zu, Millionen Menschen sind von Armut bedroht oder ausgeschlossen. Gleichzeitig verschärfen Umweltprobleme wie der Klimawandel, die Ressourcenknappheit und der Biodiversitätsverlust die Situation weiter.

Traditionelle Märkte und staatliche Institutionen haben oft Schwierigkeiten, auf diese Herausforderungen effektiv zu reagieren. Während klassische Unternehmen in erster Linie gewinnorientiert arbeiten, fehlt es öffentlichen Einrichtungen an Flexibilität und Innovationskraft, um strukturelle Probleme nachhaltig zu lösen.

Hier kommt das soziale Unternehmertum ins Spiel – ein Modell, das wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung verbindet. Sozialunternehmen entwickeln innovative Lösungen für gesellschaftliche Probleme, oft dort, wo der Markt versagt oder der Staat an seine Grenzen stößt. Doch auch Sozialunternehmen benötigen Unterstützung: Zugang zu Finanzierung, Netzwerken und Know-how sind entscheidend für ihren Erfolg.

Die Lösung: Das Euclid Network und seine Entstehung

Gründung und Mission

Das Euclid Network (EN) wurde 2007 gegründet, um Sozialunternehmen und Organisationen, die sie unterstützen, in Europa miteinander zu vernetzen. Initiiert durch die Zusammenarbeit von Acevo (UK), Ideell Arena (Schweden) und CJDES (Frankreich), entstand eine Plattform, die den Austausch von Wissen, Ressourcen und Best Practices fördert.

Heute verfolgt EN eine klare Mission: Das soziale Unternehmertum und soziale Innovationen in Europa zu stärken und so eine inklusive, gerechte und nachhaltige Wirtschaft zu schaffen. Dabei arbeitet das Netzwerk mit politischen Entscheidungsträgern, Investoren und Bildungseinrichtungen zusammen, um die Rahmenbedingungen für Sozialunternehmen kontinuierlich zu verbessern (Euclid Network, 2024a).

Struktur, Reichweite und Einfluss

EN ist heute eine der führenden Organisationen zur Förderung von Sozialunternehmen in Europa. Das Netzwerk verbindet über 50 Mitgliedsorganisationen aus mehr als 26 Ländern und wirkt durch sie auf fast 100.000 Sozialunternehmen. Seine Aktivitäten erstrecken sich sogar über Europa hinaus: EN ist in insgesamt 61 Ländern aktiv (Euclid Network, 2024b).

Durch strategische Partnerschaften mit der Europäischen Kommission, der OECD und der Weltbank trägt das Netzwerk maßgeblich dazu bei, die europäische und internationale Agenda für soziales Unternehmertum zu gestalten. Zudem ist EN Mitglied in wichtigen internationalen Initiativen wie der Global Social Economy Forum Alliance, die die Interessen von Sozialunternehmen auf globaler Ebene vertritt.

Erfolgreiche Projekte und Initiativen

MedUP!: Förderung des sozialen Unternehmertums im Mittelmeerraum

Ein herausragendes Beispiel für die Arbeit von EN ist das Projekt MedUP!, das darauf abzielt, soziales Unternehmertum in der Mittelmeerregion zu fördern. In Zusammenarbeit mit Oxfam, Diesis und Impact Hub International unterstützt MedUP! Sozialunternehmen in Ländern wie Tunesien, Marokko, Jordanien, Palästina und Ägypten.

Das Projekt setzt auf drei Säulen:

  1. Politische Förderung – Regierungen und Institutionen werden sensibilisiert und in ihrer Politikgestaltung für Sozialunternehmen unterstützt.
  2. Kapazitätsaufbau – Sozialunternehmen erhalten Schulungen, Mentoring und Zugang zu Finanzierungsinstrumenten.
  3. Finanzielle Förderung – Direkte finanzielle Unterstützung ermöglicht es Sozialunternehmen, ihre Geschäftsideen weiterzuentwickeln und zu skalieren.

MedUP! hat bereits Hunderte von Unternehmen erreicht und dazu beigetragen, nachhaltige Arbeitsplätze in wirtschaftlich schwierigen Regionen zu schaffen (Euclid Network, 2024c).

EaSI-Programm: Zugang zu Finanzierung und Märkten

Das EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI) ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Arbeit von EN. Gemeinsam mit der Europäischen Kommission unterstützt das Netzwerk Sozialunternehmen dabei, Zugang zu Finanzierung, Märkten und Wissen zu erhalten.

Das Programm bietet Mikrokredite und andere Finanzierungsinstrumente speziell für Sozialunternehmen an. So können Unternehmen, die sich für soziale und ökologische Nachhaltigkeit engagieren, Kapital erhalten, ohne auf traditionelle Investoren angewiesen zu sein. Dies fördert die langfristige finanzielle Stabilität sozialer Unternehmen (Europäische Kommission, 2024).

Peer-Exchange-Programme: Vernetzung und Wissensaustausch

EN fördert den grenzüberschreitenden Austausch von Sozialunternehmern durch Peer-Exchange-Programme. Hier treffen sich Experten aus verschiedenen Ländern, um voneinander zu lernen, bewährte Verfahren auszutauschen und gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen.

Diese Programme stärken nicht nur die individuellen Fähigkeiten der Teilnehmer, sondern tragen auch dazu bei, dass Wissen über innovative Sozialunternehmen europaweit verbreitet wird. In den vergangenen Jahren hat EN über 1.000 Sozialunternehmer in solche Programme eingebunden (Euclid Network, 2024d).

Reale Erfolgsgeschichten: Faktenbasierte Anekdoten

Anerkennung von Frauen im sozialen Unternehmertum

Ein bemerkenswertes Beispiel für den Einfluss von EN ist die jährliche Top 100 Women in Social Enterprise-Liste. Diese Auszeichnung würdigt Frauen, die bedeutende Beiträge im Bereich des sozialen Unternehmertums leisten. 2023 wurde Professorin Karin Kreutzer von der EBS Universität für ihre Forschung zu nachhaltigem Unternehmertum in diese Liste aufgenommen. Solche Initiativen helfen, weibliche Führungskräfte in der Branche sichtbarer zu machen und zukünftige Generationen zu inspirieren (EBS Universität, 2023).

Der Deutsche Social Entrepreneurship Monitor (DSEM)

Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung des Deutschen Social Entrepreneurship Monitors (DSEM) in Zusammenarbeit mit dem Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND e.V.). Seit 2018 liefert dieser Bericht wertvolle Daten zur Situation von Sozialunternehmen in Deutschland und wird von politischen Entscheidungsträgern genutzt, um bessere Rahmenbedingungen zu schaffen (SEND e.V., 2024).

Fazit: Ein Netzwerk mit nachhaltiger Wirkung

Das Euclid Network hat sich in den vergangenen Jahren als einer der zentralen Akteure in der europäischen Sozialunternehmenslandschaft etabliert. Mit seinen Projekten und Initiativen trägt es dazu bei, soziale Innovationen zu fördern, nachhaltige Geschäftsmodelle zu stärken und benachteiligte Gruppen wirtschaftlich zu befähigen.

Durch strategische Partnerschaften, politische Arbeit und die Bereitstellung von Finanzierungs- und Weiterbildungsangeboten hat EN maßgeblich dazu beigetragen, dass sich das soziale Unternehmertum in Europa weiterentwickelt. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie das Netzwerk seine ehrgeizigen Ziele – darunter die Erhöhung des Anteils der Sozialwirtschaft auf über 20 % der europäischen Wirtschaft bis 2030 – weiter vorantreibt.

Literaturverzeichnis

EBS Universität (2023) EBS Professorin Karin Kreutzer unter Top 100 Women in Social Enterprise 2023 von Euclid Network. Verfügbar unter: https://www.ebs.edu/ebs-professorin-karin-kreutzer-unter-top-100-women-in-social-enterprise-2023-von-euclid-network (Abgerufen am: 01. März 2025).

Euclid Network (2024a-d) About us / Our Impact / MedUP! Project / Peer Exchanges. Verfügbar unter: https://euclidnetwork.eu (Abgerufen am: 01. März 2025).

Europäische Kommission (2024) Euclid Network – European Commission. Verfügbar unter: https://social-economy-gateway.ec.europa.eu/euclid-network_en (Abgerufen am: 01. März 2025).

SEND e.V. (2024) Deutscher Social Entrepreneurship Monitor 2024. Verfügbar unter: https://www.send-ev.de (Abgerufen am: 01. März 2025).

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