Staatliche Anerkennung der Demeter-Ausbildung: Ein Meilenstein für die biodynamische Landwirtschaft

Die Herausforderung: Nachwuchsmangel in der biodynamischen Landwirtschaft

Die biologisch-dynamische Landwirtschaft, bekannt unter dem Markennamen Demeter, gilt als Pionierin des ökologischen Landbaus. Seit ihrer Begründung durch Rudolf Steiner im Jahr 1924 hat sie sich zu einem Synonym für nachhaltige und ganzheitliche Agrarkultur entwickelt. Trotz ihres hohen Ansehens und der steigenden Nachfrage nach ökologisch produzierten Lebensmitteln steht die Branche vor einer bedeutenden Herausforderung: dem Mangel an qualifiziertem Nachwuchs.

Jakob Ganten, Geschäftsführer des Netzwerks Biodynamische Bildung, betont: „Wir haben deutschlandweit in manchen Regionen doppelt so viele Bewerberinnen und Bewerber, als es Ausbildungsstellen gibt.“ Dieses Missverhältnis zeigt den dringenden Bedarf an strukturierten und anerkannten Ausbildungswegen in der biodynamischen Landwirtschaft.

Die Lösung: Ein Pilotprojekt zur staatlichen Anerkennung

Um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken und die Ausbildung attraktiver zu gestalten, wurde ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, das die staatliche Anerkennung der sogenannten „Freien Ausbildung“ in Niedersachsen als Ersatzschule anstrebt. Dieses Vorhaben wird maßgeblich von der Software AG Stiftung (SAGST) gefördert und könnte einen bedeutenden Wandel in der Ausbildungslandschaft der biodynamischen Landwirtschaft einleiten.

Christian Wüst, Projektleiter bei der SAGST, erläutert die Tragweite dieses Schrittes: „Eine staatliche Anerkennung verspricht nicht nur eine deutlich solidere und verlässlichere Finanzierung, sondern auch eine breitere öffentliche Akzeptanz.“ Durch die offizielle Anerkennung würden Absolventinnen und Absolventen einen staatlich anerkannten Abschluss erhalten, was ihre beruflichen Perspektiven erheblich verbessert.

Der Demeter Ausbildungsfonds: Unterstützung für die biodynamische Ausbildung

Um die biodynamische Ausbildung langfristig zu sichern, wurde der gemeinnützige Demeter Ausbildungsfonds ins Leben gerufen. Er hilft dort, wo staatliche Fördermittel nicht ausreichen, und stellt sicher, dass junge Menschen eine unabhängige, konsequent ökologische Ausbildung absolvieren können.

Auf über 200 Ausbildungsbetrieben lernen die Auszubildenden praxisnah, wie sie verantwortungsvoll im Demeter-Landbau arbeiten. Doch viele Ausbildungsstätten stehen vor finanziellen Herausforderungen, da rund die Hälfte der Kosten nicht durch öffentliche Gelder gedeckt ist. Der Fonds schließt diese Lücke, indem er Spenden sammelt und an regionale Ausbildungsinitiativen weiterleitet.

Unterstützt werden beispielsweise die Entwicklung moderner Lehrmaterialien, die Qualifizierung von Lehrkräften und der Aufbau neuer Ausbildungsprogramme. Wer den biodynamischen Nachwuchs fördern möchte, kann sich unter www.ausbildungsfonds.de informieren.

Die Entstehung des Netzwerks Biodynamische Bildung

Das 2019 gegründete Netzwerk Biodynamische Bildung spielt eine zentrale Rolle in diesem Transformationsprozess. Als gemeinnützige GmbH mit Sitz in Lüneburg, Niedersachsen, hat es sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen Ausbildungsinitiativen im Bereich der biodynamischen Landwirtschaft zu bündeln und zu stärken. Der Zusammenschluss ermöglicht einen intensiven Austausch, gegenseitige Unterstützung und die gemeinsame Entwicklung von Ausbildungsstandards.

Ein zentrales Anliegen des Netzwerks ist die enge Kooperation bei der inhaltlichen Ausgestaltung sowie der Finanzierung der Ausbildungsangebote. Durch die Bündelung von Ressourcen und Expertise soll die Qualität der Ausbildung kontinuierlich verbessert und an aktuelle Herausforderungen angepasst werden.

Im Rahmen des Pilotprojekts wurden bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, um die staatliche Anerkennung zu erreichen. Dazu gehört die Anpassung des Curriculums, die Überarbeitung von Ausbildungsunterlagen und Prüfungsordnungen sowie die Qualifizierung des Lehrpersonals. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Qualitätssicherung durch eine externe Zertifizierung.

Als mögliche Standorte für die anerkannten Ausbildungsstätten stehen drei Demeter-Betriebe in Osnabrück, Hannover und Celle zur Diskussion. Diese Betriebe sollen als Modellstandorte dienen und ihre Erfahrungen an weitere Einrichtungen in Deutschland weitergeben. Bei erfolgreicher Umsetzung könnten somit bundesweit weitere biodynamische Ausbildungsstätten von den Erkenntnissen des Pilotprojekts profitieren und eigene Anerkennungsverfahren anstreben.

Erfolgreiche Ausbildungsinitiativen

Bereits jetzt gibt es zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Ausbildungsinitiativen in der biodynamischen Landwirtschaft. So bietet die Region Norden eine duale Ausbildung an, die zu großen Teilen auf den Mitgliedsbetrieben der Bäuerlichen Gesellschaft e.V. (Demeter im Norden) stattfindet. Ergänzt wird die praktische Ausbildung durch fachtheoretische Blockseminare, die einmal im Monat durchgeführt werden. Träger dieser Ausbildung ist die Bäuerliche Bildung und Kultur gGmbH.

Ein weiteres Beispiel ist die dreijährige, duale und konsequent ökologische Berufsausbildung, die vom Netzwerk Biodynamische Ausbildung angeboten wird. Theorie und Praxis orientieren sich dabei am Ideal des vielfältigen und möglichst geschlossenen Betriebskreislaufs. Die Praxisphasen werden auf anerkannten Betrieben absolviert, während die Theorie in monatlichen Blockseminaren an wechselnden Standorten vermittelt wird.

Ein Schritt in die richtige Richtung

Die staatliche Anerkennung der Demeter-Ausbildung als Ersatzschule in Niedersachsen stellt einen bedeutenden Fortschritt für die biodynamische Landwirtschaft dar. Sie trägt dazu bei, die Ausbildung attraktiver zu gestalten, die Qualität zu sichern und den dringend benötigten Nachwuchs zu fördern. Durch die enge Zusammenarbeit von Initiativen, Betrieben und Förderern wird ein zukunftsweisender Weg eingeschlagen, der die biodynamische Bewegung nachhaltig stärkt.

Quellen

 

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