Die stille Krise in der Teetasse
Für viele Menschen weltweit beginnt der Tag mit einer heißen Tasse Tee. Doch was, wenn dieses alltägliche Ritual bedroht ist? Der Klimawandel stellt die globale Teeproduktion vor immense Herausforderungen. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und unvorhersehbare Temperaturschwankungen beeinträchtigen die Qualität und den Ertrag der Teepflanzen erheblich. In Indien, einem der größten Teeproduzenten der Welt, führten Hitzewellen und Überschwemmungen zu einem Produktionsrückgang von etwa 100 Millionen Kilogramm, was die Preise in die Höhe trieb (The Times, 2024). Ähnliche Probleme treten in Kenia auf, wo unregelmäßige Niederschläge und Verarbeitungsprobleme die Kosten erhöhen (The Guardian, 2024).
Diese klimatischen Veränderungen haben nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen, sondern bedrohen auch die Lebensgrundlage von Millionen von Teebauern und -arbeiterinnen. Die Anpassung an diese neuen Bedingungen erfordert innovative Ansätze und internationale Zusammenarbeit.
Das Tea-CUP-Projekt: Wissenschaft trifft Praxis
Vor diesem Hintergrund entstand das Tea-CUP-Projekt (Co-developing Useful Predictions), eine gemeinsame Initiative britischer und chinesischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ziel des Projekts ist es, die Teeindustrie widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen zu machen, indem wissenschaftliche Erkenntnisse mit lokalem Wissen verknüpft werden. Durch die enge Zusammenarbeit mit Teefachleuten und lokalen Bauern in der chinesischen Provinz Yunnan werden maßgeschneiderte Klimainformationen entwickelt, die direkt in Anpassungsstrategien einfließen (Met Office, 2024).
Dr. Stacey New, eine angewandte Klimawissenschaftlerin am Met Office und Hauptautorin einer Studie zum Tea-CUP-Projekt, betont: „Der kollaborative Ansatz zwischen dem Vereinigten Königreich und China hat gezeigt, dass die Integration von wissenschaftlichem Wissen mit lokalem Fachwissen das Potenzial hat, die Resilienz des Teesektors gegenüber Klimaschwankungen und -veränderungen zu stärken und effektivere Anpassungsstrategien für die Teeindustrie zu entwickeln“ (Met Office, 2024).
Erfolgreiche Anpassungsstrategien weltweit
Die Herausforderungen des Klimawandels betreffen nicht nur die Teeindustrie. Weltweit arbeiten verschiedene Initiativen daran, die Landwirtschaft an die neuen klimatischen Bedingungen anzupassen. Ein Beispiel ist das Projekt „Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel“ der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Madagaskar. In den Regionen Anosy, Androy und Atsimo Atsinanana unterstützt das Projekt die lokale Bevölkerung dabei, Produktions- und Verarbeitungsmethoden an den Klimawandel anzupassen. Dazu gehören die Einführung klimaresilienter Anbaupraktiken und die Verbesserung des Zugangs zu agrarmeteorologischen Beratungsdiensten (GIZ, 2024).
Ein weiteres Beispiel ist die Millennium Seed Bank in Sussex, England. Unter dem Wakehurst Botanical Garden gelegen, beherbergt dieses Hochsicherheitslager 2,4 Milliarden Samen von 40.000 verschiedenen Pflanzenarten aus aller Welt. Diese Samenbank dient als Versicherung gegen das Aussterben von Pflanzenarten und unterstützt die Entwicklung widerstandsfähiger Pflanzensorten, die den Herausforderungen des Klimawandels standhalten können (Welt, 2024).
Ein Blick in die Zukunft
Die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel erfordert nicht nur technische Lösungen, sondern auch einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir Landwirtschaft betreiben. Projekte wie Tea-CUP zeigen, dass die Kombination von wissenschaftlicher Forschung und lokalem Wissen entscheidend ist, um nachhaltige und effektive Anpassungsstrategien zu entwickeln. Es ist unerlässlich, dass Regierungen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie lokale Gemeinschaften zusammenarbeiten, um die Landwirtschaft – und damit unsere Ernährungssicherheit – für die Zukunft zu wappnen.
Die Herausforderungen sind groß, aber mit innovativen Ansätzen und gemeinschaftlichem Engagement können wir sicherstellen, dass der Genuss einer Tasse Tee auch für kommende Generationen erhalten bleibt.
Quellen
- The Times. (2024). Tea prices risk boiling over as extreme weather disrupts harvest. Abgerufen von https://www.thetimes.co.uk/article/tea-price-rise-weather-india-9z332778h
- The Guardian. (2024). Sick leaves: tea growers‘ climate misery leads to jump in UK prices. Abgerufen von https://www.theguardian.com/food/article/2024/jul/22/climate-misery-tea-growers-jump-price-uk-cuppa
- Met Office. (2024). Transforming climate resilience in tea production. Abgerufen von https://www.metoffice.gov.uk/about-us/news-and-media/media-centre/weather-and-climate-news/2024/tea-cup-climate-resilience-in-tea-production
- Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). (2024). Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel. Abgerufen von https://www.giz.de/de/weltweit/60509.html
- Welt. (2024). Das Hochsicherheitslager zur Rettung der Pflanzenwelt. Abgerufen von https://www.welt.de/252915530
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