Mehr Schutz für E-Bikes? Wie das neue Fahrradschloss von 2lock, Diebe abschrecken soll

Fahrradfahren boomt in Deutschland wie nie zuvor. Doch mit der wachsenden Zahl an Zweirädern steigen auch die Kriminalitätsraten: Rund 260.000 Fahrräder wurden allein im Jahr 2023 gestohlen. (Quelle: GDV) Besonders im Visier der Diebe: Teure E-Bikes, die nicht nur als Fluchtfahrzeug dienen, sondern auf dem Schwarzmarkt hohe Preise erzielen. Doch eine innovative Erfindung aus Bayern könnte die Situation grundlegend ändern.

Fahrrad-Diebstahl: Ein unterschätztes Problem

Die Zahlen sprechen für sich: Während das Radfahren an Popularität gewinnt, bleibt der Schutz vor Diebstahl oft auf der Strecke. Besonders in Großstädten ist das Risiko hoch. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) liegt der Fokus der Diebe immer stärker auf hochwertigen Modellen. E-Bikes stehen dabei ganz oben auf ihrer Liste.

Der Grund ist klar: Ein E-Bike kostet schnell mehrere Tausend Euro und ist damit ein attraktives Ziel. Hinzu kommt, dass konventionelle Fahrradschlösser oft keine adäquate Sicherheit bieten. Diebe haben leichtes Spiel mit Bolzenschneidern oder batteriebetriebenen Winkelschleifern. Ein weiteres Problem: Viele Fahrräder werden nicht korrekt gesichert, etwa weil sie nur an sich selbst, aber nicht an festen Gegenständen angeschlossen sind.

Für Opfer eines Diebstahls ist der Schaden oft erheblich. Nicht nur der finanzielle Verlust wiegt schwer, sondern auch der emotionale: Viele Menschen nutzen ihr Rad täglich, sei es für den Arbeitsweg, Freizeitaktivitäten oder den Einkauf. Zudem kommt es vor, dass Versicherungen nicht den gesamten Wert des Fahrrads erstatten, insbesondere wenn Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten wurden.

Die innovative Lösung: Ein neues Fahrradschloss, das alles anders macht

Simon Bäuml, sein Bruder Ben und ihr gemeinsamer Freund Martin kennen dieses Problem nur zu gut. Alle drei sind begeisterte Radfahrer und haben bereits eigene schlechte Erfahrungen mit Diebstählen gemacht. Ihr Ziel: Ein neues Fahrradschloss, das Dieben jede Chance nimmt. Gemeinsam gründeten sie im Jahr 2022 das Start-up „2lock GmbH“ mit Sitz in Regensburg.

Die Idee hinter ihrer Erfindung: maximale Abschreckung und smarter Schutz. Das neue Fahrradschloss, das die drei Entwickler konzipiert haben, setzt auf gleich zwei Schließmechanismen. Der erste blockiert die Rotation des Laufrads, während der zweite sicherstellt, dass das Rad nicht ausgebaut werden kann. Der Clou: Sollte ein Dieb versuchen, das Schloss gewaltsam zu öffnen, wird das Fahrrad an der Gabel und am Laufrad irreparabel beschädigt. Dadurch verliert es jeden Wert und wird für den Dieb vollkommen uninteressant.

Doch damit nicht genug. Das neue Fahrradschloss ist mit einem akustischen Alarm ausgestattet, der bei Manipulationsversuchen auslöst und Passanten aufmerksam macht. Zusätzlich verfügt es über ein GPS-Modul, das es dem Besitzer ermöglicht, das Rad jederzeit zu orten. Der Clou: Das Schloss kann über eine App kontaktlos geöffnet und geschlossen werden – ähnlich wie bei modernen Autos.

„Unser Ziel war es, den Komfort und die Sicherheit auf ein neues Level zu bringen“, erklärt Simon Bäuml. „Ein E-Bike sollte genauso einfach und sicher zu verschließen sein wie ein Fahrzeug.“

Der Weg zur Marktreife

Die Entwicklung des neuen Fahrradschlosses war ein intensiver Prozess. Simon Bäuml, gelernter Maschinenbauingenieur, brachte sein technisches Know-how ein, während sein Bruder Ben – ein Betriebswirt – sich um die finanzielle Planung kümmerte. Martin, der dritte im Bunde, ist IT-Spezialist und war für die App-Entwicklung und die Integration des GPS-Systems verantwortlich.

Nach mehreren Prototypen und zahlreichen Testphasen war das Produkt Anfang 2023 marktreif. Erste Kunden sind begeistert. „Ich fühle mich deutlich sicherer, seit ich das neue Fahrradschloss nutze“, berichtet eine Kundin aus München. Besonders die Kombination aus Alarm, GPS und mechanischem Schutz überzeugt die Nutzer.

Die Produktion erfolgt aktuell in Deutschland, wobei die Komponenten von regionalen Zulieferern stammen. Das Start-up beschäftigt mittlerweile zehn Mitarbeiter und hat in diesem Jahr bereits 5.000 Schlösser verkauft. Der Preis für das neues Fahrradschloss liegt bei rund 200 Euro und richtet sich an Besitzer hochwertiger Fahrräder, die besonderen Wert auf Sicherheit legen.

Ein Blick in die Zukunft: Kann sich die Idee durchsetzen?

Hannes Neupert, E-Bike-Experte und Vorsitzender des ExtraEnergy e. V., bewertet die Erfindung positiv: „Das Konzept ist innovativ und durchdacht. Besonders die Kombination aus mechanischem Schutz und smarter Technologie könnte ein Gamechanger sein.“ Er sieht jedoch auch Herausforderungen: „Der Preis ist im oberen Segment angesiedelt. Entscheidend wird sein, wie schnell das Start-up einen breiteren Markt erschließen kann.“

Die Gründer selbst sind optimistisch. Ihr nächstes Ziel ist die Kooperation mit Fahrradherstellern, um das neue Fahrradschloss direkt in neue Modelle zu integrieren. Zudem arbeiten sie an einer Erweiterung der App, die unter anderem eine automatische Diebstahlmeldung an die Polizei enthalten soll.

Ein weiteres Projekt in der Pipeline: Eine umweltfreundliche Version des neuen Fahrradschlosses, bei der die Bauteile aus recyceltem Material gefertigt werden. „Nachhaltigkeit liegt uns am Herzen“, betont Simon Bäuml.

Erfolgsgeschichten: Fakten und Anekdoten

Das neue Fahrradschloss von 2lock hat bereits in mehreren Fällen bewiesen, dass es Diebe abschrecken kann. In einem Fall in Berlin scheiterte ein Diebstahlversuch an der robusten Bauweise. Der Alarm schreckte den Täter zusätzlich ab, und dank der GPS-Ortung konnte das Rad schnell wiedergefunden werden.

Auch eine Versicherungsgesellschaft zeigt Interesse an der Technologie. „Wenn diese Art von Schutz zum Standard wird, könnten wir die Prämien für E-Bikes senken“, sagt ein Sprecher der Allianz.

Quellenangaben

 

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