Die dringende Notwendigkeit, unsere Meere zu schützen
Die Weltmeere stehen vor einer Krise, die nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch das Überleben der Menschheit gefährdet. Überfischung, Plastikmüll, zerstörerische Industrien und der Klimawandel setzen den Ozeanen massiv zu. Wissenschaftler warnen, dass ohne entschiedene Maßnahmen bis 2050 mehr Plastik als Fisch in den Ozeanen sein könnte (UNEP, 2019). Gleichzeitig sind über drei Milliarden Menschen weltweit direkt oder indirekt von den Ozeanen abhängig, sei es durch Nahrung, Arbeit oder Klimaregulierung.
Diese Bedrohungen machen deutlich, dass es global koordinierte und effektive Maßnahmen braucht, um die Gesundheit der Meere zu sichern. Hier setzt die Initiative „Bring It All Together“ an, die vom World Economic Forum (WEF) und den Friends of Ocean Action ins Leben gerufen wurde. Mit dem Ziel, die Kräfte verschiedener Akteure zu bündeln und bestehende Abkommen effektiv umzusetzen, ist die Kampagne ein entscheidender Schritt, um die Ozeane als Quelle des Lebens zu bewahren.
Was ist „Bring It All Together“?
„Bring It All Together“ ist eine globale Bewegung, die die Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels 14 der Vereinten Nationen (Leben unter Wasser) vorantreiben will. Die Kampagne wurde 2024 ins Leben gerufen, um auf die dritte UN-Ozeankonferenz im Juni 2025 in Nizza hinzuarbeiten. Sie zielt darauf ab, bestehende internationale Vereinbarungen wie den Hochseevertrag (BBNJ) und das Verbot schädlicher Fischereisubventionen zu beschleunigen (WEF, 2024).
Die Initiative wird von den Friends of Ocean Action getragen, einer Gruppe von über 50 führenden Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die seit 2018 eng zusammenarbeiten. Diese Gruppe setzt sich dafür ein, die drängendsten Herausforderungen der Meere mit innovativen und skalierbaren Lösungen anzugehen (WEF, 2024).
Ein zentrales Anliegen von „Bring It All Together“ ist die Sicherung und Wiederherstellung von 30 Prozent der Ozeane und Küstengebiete bis 2030. Dieses Ziel deckt sich mit der sogenannten „30×30“-Initiative, die den Schutz von Lebensräumen an Land und im Wasser weltweit vorantreiben will. Gleichzeitig sollen Plastikverschmutzung reduziert, nachhaltige Fischerei gefördert und die Meeresbiodiversität gesichert werden.
Wie die Initiative arbeitet
Die Stärke von „Bring It All Together“ liegt in ihrem kooperativen Ansatz. Die Kampagne bringt Regierungen, Unternehmen, NGOs und Wissenschaftler an einen Tisch, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Durch den Fokus auf Synergien zwischen bestehenden Rahmenwerken wie der UN-Ozeandekade und dem Hochseevertrag werden Ressourcen und Expertise gebündelt, um die Effektivität der Maßnahmen zu erhöhen.
Ein Schlüsselprojekt ist der Schutz der Hochsee, die 60 Prozent der Weltmeere ausmacht und außerhalb nationaler Gerichtsbarkeiten liegt. Der im März 2024 verabschiedete Hochseevertrag ist ein Durchbruch für den Schutz dieser Gebiete, doch seine Umsetzung erfordert erhebliche Anstrengungen. „Bring It All Together“ setzt sich dafür ein, dass diese Regelungen schnell und konsequent in die Praxis überführt werden (UNEP, 2024).
Ein weiteres Beispiel ist die Bekämpfung der Plastikverschmutzung. Hier unterstützt die Initiative innovative Lösungen wie biologisch abbaubare Materialien und Recycling-Infrastruktur in Entwicklungsländern. Unternehmen, die sich der Initiative anschließen, verpflichten sich, ihren Plastikverbrauch zu reduzieren und Kreislaufwirtschaftsmodelle zu fördern.
Erfolgreiche Projekte und greifbare Ergebnisse
Die Kampagne baut auf erfolgreichen Projekten auf, die zeigen, dass gezielte Maßnahmen wirken können. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Wiederherstellung von Korallenriffen im Rahmen der „30×30“-Initiative. Im Great Barrier Reef in Australien wurden spezielle „Korallenkindergärten“ eingerichtet, in denen beschädigte Korallen gezüchtet und anschließend in geschädigte Riffe verpflanzt werden. Erste Ergebnisse zeigen, dass diese Methode helfen kann, die Widerstandsfähigkeit von Korallen gegen den Klimawandel zu erhöhen (UNESCO, 2023).
Ein weiteres Beispiel ist die Einrichtung eines Meeresschutzgebiets in der Sargassosee, einem einzigartigen Ökosystem im Atlantik. Das Gebiet, bekannt für seine schwebenden Algenteppiche, bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Meeresarten, darunter Aale, Meeresschildkröten und Wale. Durch internationale Kooperation konnte das Gebiet unter Schutz gestellt und Maßnahmen zur Überwachung der Fischereiaktivitäten eingeführt werden (WEF, 2024).
In Afrika haben lokale Fischergemeinschaften in Partnerschaft mit der Initiative Schutzgebiete entlang der Küsten von Tansania und Mosambik etabliert. Diese sogenannten „Locally Managed Marine Areas“ kombinieren traditionellen Wissensschatz mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, um Fischbestände zu erhalten und die Lebensgrundlage der Menschen zu sichern.
Herausforderungen auf dem Weg
Trotz der Erfolge gibt es erhebliche Herausforderungen. Einer der größten Hindernisse ist die Finanzierung. Die Umsetzung von Meeresschutzmaßnahmen erfordert Milliardeninvestitionen, die oft über die finanziellen Möglichkeiten vieler Staaten hinausgehen. „Bring It All Together“ arbeitet daher daran, private Investitionen und öffentliche Mittel zu mobilisieren. Fonds wie der „Blue Bond“ sollen die Finanzierung von Projekten erleichtern, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich nachhaltig sind.
Ein weiteres Problem ist die Durchsetzung der Regeln in Schutzgebieten. Ohne wirksame Überwachung und Sanktionen können illegale Fischerei und Umweltverschmutzung ungehindert weitergehen. Technologien wie satellitengestützte Überwachung und künstliche Intelligenz könnten hier Abhilfe schaffen, indem sie illegale Aktivitäten schneller erkennen und dokumentieren.
Ausblick: Die Bedeutung von „Bring It All Together“
Die Kampagne „Bring It All Together“ ist ein beispielhaftes Modell dafür, wie internationale Kooperation im Naturschutz funktionieren kann. Sie zeigt, dass die Bewältigung globaler Herausforderungen nicht nur politische Entschlossenheit, sondern auch den Einsatz modernster Technologie, wissenschaftlicher Forschung und die aktive Einbindung lokaler Gemeinschaften erfordert. Die Initiative steht vor der schwierigen Aufgabe, ehrgeizige Ziele mit konkreten und nachhaltigen Maßnahmen zu verbinden.
Wenn es gelingt, die Vision der Kampagne umzusetzen, könnten die Ozeane bis 2030 zu einem Symbol des gemeinsamen Handelns werden – ein Beweis dafür, dass die Menschheit in der Lage ist, den Kurs zu ändern und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Quellenangaben
- UNEP (2019). Global Assessment Report on Biodiversity and Ecosystem Services. Verfügbar unter: https://www.ipbes.net/global-assessment [Zugriff am 27. Dezember 2024].
- UNESCO (2023). Restoring the Great Barrier Reef. Verfügbar unter: https://whc.unesco.org/en/list/154 [Zugriff am 27. Dezember 2024].
- WEF (2024). Bring It All Together: A Campaign for Ocean Action. Verfügbar unter: https://www.weforum.org/friends-of-ocean-action/bring-it-all-together [Zugriff am 27. Dezember 2024].
- UNEP (2024). High Seas Treaty: A Milestone in Ocean Conservation. Verfügbar unter: https://www.unep.org/high-seas-treaty [Zugriff am 27. Dezember 2024].
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