Wenn junge Menschen zu politischen Akteuren werden
Indianapolis, Indiana – Die Klimakrise ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Während politische Entscheidungsträger weltweit oft zögerlich handeln, zeigt ein beeindruckendes Beispiel aus dem US-Bundesstaat Indiana, wie Jugendliche die Sache selbst in die Hand nehmen und Veränderungen vorantreiben. Raina Maiga, 16 Jahre alt, ist eine der zentralen Figuren hinter der Initiative Confront the Climate Crisis, einer Jugendorganisation, die das Ziel hat, jungen Menschen eine Stimme im politischen Prozess zu geben und gleichzeitig konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel in Indiana voranzutreiben.
Ein persönlicher Antrieb: Die Wurzeln von Raina Maigas Engagement
Raina Maiga, ursprünglich aus Burkina Faso, kam als Asylsuchende in die Vereinigten Staaten. Ihre eigene Geschichte hat sie geprägt: In ihrem Heimatland hat sie erlebt, wie Menschen oft keine Möglichkeit sehen, politische Entscheidungen zu beeinflussen. Dieses Gefühl der Ohnmacht wollte sie nicht hinnehmen. Mit 15 Jahren schloss sie sich der Organisation Earth Charter Indiana an, einer lokalen Umweltinitiative, die später als Partner von Confront the Climate Crisis eine entscheidende Rolle spielte. Raina Maiga s Ziel war klar: Jugendliche in Indiana sollten nicht nur zusehen, wie politische Entscheidungen über ihre Zukunft getroffen werden, sondern selbst aktiv daran teilhaben.
Das Problem: Indiana und die Klimakrise
Indiana gehört zu den Bundesstaaten, die besonders von der Klimakrise betroffen sind. Hitzewellen, Überschwemmungen und unvorhersehbare Wetterbedingungen haben in den letzten Jahren zugenommen. Trotz dieser realen Bedrohungen gehört der Bundesstaat zu den konservativsten in den USA, wenn es um Klimapolitik geht. Gesetzesinitiativen für erneuerbare Energien oder nachhaltige Stadtentwicklung stoßen häufig auf Widerstand, und viele Gemeinden haben keine konkreten Klimaschutzpläne.
Gleichzeitig ist Indiana stark von der Kohleindustrie abhängig, die traditionell als wichtiger Wirtschaftszweig gilt. Diese Abhängigkeit macht es für Politiker schwierig, ambitionierte Klimaziele durchzusetzen, ohne die Unterstützung der Bevölkerung zu verlieren. Besonders junge Menschen, die in dieser Realität aufwachsen, fühlen sich oft von politischen Prozessen ausgeschlossen. Hier setzt Confront the Climate Crisis an.
Die Organisation: Von der Idee zur Bewegung
Confront the Climate Crisis wurde 2020 von einer Gruppe von Highschool-Schülern gegründet, die sich der Dringlichkeit des Problems bewusst waren. Die Organisation ist vollständig von Jugendlichen geführt – ein ungewöhnlicher Ansatz in der politischen Arbeit. Unter Raina Maiga s Leitung hat sich die Organisation professionalisiert: Mit nur 16 Jahren ist sie nicht nur geschäftsführende Direktorin, sondern auch die treibende Kraft hinter den legislativen Bemühungen. Die Organisation hat mittlerweile rund 50 aktive Mitglieder, dazu ein breites Netzwerk aus Unterstützern und Partnern.
Die Struktur der Organisation ist bemerkenswert. Sie ist als gemeinnützige Organisation registriert, was steuerliche Vorteile bietet und Spendenakquise erleichtert. Jährlich sammelt Confront the Climate Crisis über 20.000 US-Dollar an Fördergeldern, die vor allem für Bildungsprogramme und Lobbyarbeit eingesetzt werden.
Lösungen: Gesetzesinitiativen und lokale Erfolge
Confront the Climate Crisis hat sich insbesondere auf zwei Bereiche konzentriert: Gesetzgebung auf Staatsebene und kommunale Klimaschutzmaßnahmen. In den Jahren 2022 und 2023 spielte die Organisation eine zentrale Rolle bei der Ausarbeitung von zwei Gesetzentwürfen, die die Schaffung einer landesweiten Klimaschutzstrategie forderten. Obwohl beide Entwürfe im Parlament von Indiana nicht verabschiedet wurden, waren sie ein Meilenstein: Zum ersten Mal brachten Jugendliche eigenständig erarbeitete Gesetzesvorschläge ein und diskutierten sie mit Entscheidungsträgern.
Parallel dazu unterstützte die Organisation junge Menschen dabei, auf kommunaler Ebene aktiv zu werden. In Zusammenarbeit mit Earth Charter Indiana halfen sie, in insgesamt zehn Städten Klimaschutzresolutionen zu verabschieden, die von Jugendlichen geschrieben wurden. Ein Beispiel dafür ist die Stadt Carmel, deren Resolution unter anderem konkrete Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Reduzierung von Treibhausgasen umfasst.
Bildung und Mobilisierung: Ein starkes Fundament
Ein zentrales Element der Arbeit von Confront the Climate Crisis ist die Bildung. Jährlich veranstaltet die Organisation Events im Statehouse in Indianapolis, dem Sitz der Landesregierung. Hier kommen Jugendliche aus allen Teilen des Bundesstaates zusammen, um an Workshops teilzunehmen, mit Abgeordneten zu sprechen und ihre Forderungen zu formulieren. Raina Maiga setzte sich dafür ein, dass finanzielle Hürden keine Rolle spielen: Dank der jährlichen Fördermittel konnten Schüler aus ländlichen Gebieten, die oft von Armut betroffen sind, kostenlos an diesen Veranstaltungen teilnehmen.
Eine der wichtigsten Errungenschaften der Organisation ist es, junge Menschen aus marginalisierten Gemeinschaften einzubinden. Viele von ihnen haben zuvor keine Berührungspunkte mit politischer Arbeit gehabt. „Es geht nicht nur darum, Lösungen für den Klimawandel zu finden“, sagt Raina Maiga. „Es geht darum, eine Generation von Jugendlichen zu schaffen, die weiß, dass sie etwas bewegen kann.“
Erfolge und Herausforderungen: Ein langer Weg
Trotz der Erfolge gibt es auch Herausforderungen. Die konservative politische Landschaft Indianas macht es schwierig, weitreichende Veränderungen durchzusetzen. Doch Raina Maiga und ihre Mitstreiter lassen sich nicht entmutigen. Ein besonderes Highlight war die Unterstützung durch nationale und internationale Organisationen, die das Engagement von Confront the Climate Crisis lobten und mit weiteren Fördermitteln unterstützten.
Eine Anekdote verdeutlicht den Einfluss der Organisation: Bei einem Treffen mit einem Abgeordneten wurde einer Schülerin gesagt, ihre Forderungen seien unrealistisch. Sie antwortete darauf: „Wenn unrealistisch bedeutet, dass wir eine Zukunft haben, dann nehme ich das als Kompliment.“ Der Satz ging viral und wurde zu einem Leitspruch der Bewegung.
Fazit: Ein Modell für die Zukunft
Confront the Climate Crisis zeigt, was möglich ist, wenn junge Menschen sich zusammenschließen und Verantwortung übernehmen. Die Organisation ist nicht nur ein Beispiel für erfolgreichen Jugendaktivismus, sondern auch ein Weckruf an die Politik: Die nächste Generation ist bereit, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen – und sie hat bereits damit begonnen.
Quellen
- Earth Charter Indiana. (2024). Earth Charter Indiana’s climate action programs. Verfügbar unter: https://www.earthcharterindiana.org
- Indiana General Assembly. (2023). Legislative initiatives. Verfügbar unter: https://iga.in.gov
- Confront the Climate Crisis. (2024). Über uns Raina Maiga. Verfügbar unter: https://www.confronttheclimatecrisis.org
- The Indianapolis Star. (2023). Raina Maiga Youth climate activists lobby for change. Verfügbar unter: https://www.indystar.com
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