Die Gießkannenheld:innen von Dresden: Ein innovativer Kampf gegen die Trockenheit

Dresden leidet, doch seine Bürger:innen handeln. Wie eine Initiative das Stadtgrün rettet und dabei Klimaschutz lehrt.

Das Problem: Bäume im Hitzestress

Die Sommer werden heißer und trockener – eine Entwicklung, die viele Städte in Deutschland vor enorme Herausforderungen stellt. Besonders das urbane Grün leidet unter den Folgen des Klimawandels. Straßenbäume, die nicht nur Schatten spenden, sondern auch die Luftqualität verbessern und das Mikroklima regulieren, kämpfen ums Überleben. Ihre Wurzeln reichen oft nicht tief genug, um Grundwasser zu erreichen, und die versiegelten Flächen der Städte erschweren den Zugang zu natürlichem Regenwasser.

Dresden ist hierbei keine Ausnahme. Der Sommer 2024 brachte erneut Rekordtemperaturen und monatelange Trockenperioden. Viele Bäume in der sächsischen Landeshauptstadt waren sichtbar gestresst: gelbe Blätter im Hochsommer, herabhängende Äste und ein allgemein geschwächter Zustand. Das führt nicht nur zu einem ästhetischen Verlust, sondern kann langfristig das Stadtklima verschlechtern. Eine Studie der TU Dresden zeigt, dass verdorrte Stadtbäume die Hitzebelastung der Anwohner deutlich erhöhen, da der kühlende Effekt durch Verdunstung fehlt. Die Bewässerung von Bäumen mit Trinkwasser durch städtische Behörden ist zudem teuer und logistisch aufwendig, was die Suche nach alternativen Lösungen dringend notwendig macht.

Die Lösung: Eine Initiative mit Wirkung

Mitten in dieser Krise entstand die Initiative „Gießkannenheld:innen Dresden“. Gegründet im Frühjahr 2024 von engagierten Dresdner:innen, setzt sie auf eine einfache, aber wirkungsvolle Idee: Regenwasser sammeln und gezielt für die Bewässerung von Straßenbäumen nutzen. Die Initiative stellt sogenannte IBC-Container – große, wiederverwendbare Tanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1.000 Litern – im gesamten Stadtgebiet auf. Diese Container werden an Dachentwässerungen angeschlossen und fangen Regenwasser auf, das sonst ungenutzt in die Kanalisation fließen würde.

Die Gründer:innen der Initiative, darunter der Landschaftsarchitekt Max Fröhlich und die Umweltaktivistin Anna Lehnert, hatten bereits in anderen Städten, etwa im Ruhrgebiet, von ähnlichen Projekten gehört. Inspiriert von diesen Vorbildern, gründeten sie in Dresden einen gemeinnützigen Verein. Unterstützt durch die Stadtentwässerung Dresden, die eine Anschubfinanzierung von 25.000 Euro bereitstellte, konnten sie innerhalb weniger Monate 20 Container im gesamten Stadtgebiet aufstellen.

Max Fröhlich erklärt: „Unser Ziel ist es, den Bäumen direkt vor Ort zu helfen und dabei Ressourcen zu schonen. Mit Regenwasser können wir nicht nur die Bäume bewässern, sondern auch Trinkwasser sparen und gleichzeitig das Bewusstsein für nachhaltige Lösungen fördern.“

Erfolgsgeschichten: Engagement von Schulen und Bürger:innen

Ein besonders inspirierendes Beispiel für den Erfolg der Gießkannenheld:innen ist die Zusammenarbeit mit Schulen. An der Dresdner Erich-Kästner-Schule wurde kürzlich ein weiterer Regenwasserspeicher eingeweiht. Schülerinnen und Schüler halfen nicht nur bei der Installation, sondern beteiligten sich auch aktiv an der Bewässerung der umliegenden Bäume. „Es ist toll zu sehen, wie die Kinder Verantwortung übernehmen und lernen, dass kleine Taten einen großen Unterschied machen können“, sagt Lehrerin Sabine Krause, die das Projekt an der Schule betreut.

Auch viele Anwohner:innen haben die Idee begeistert aufgenommen. Freiwillige Helfer:innen nutzen das gesammelte Wasser, um „ihre“ Bäume in der Nachbarschaft zu versorgen. Eine Bürgerin berichtet: „Seit ich bei den Gießkannenheld:innen mitmache, sehe ich die Bäume in meiner Straße mit anderen Augen. Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass ich dazu beitrage, sie am Leben zu erhalten.“

 

 

Die Initiative hat bereits sichtbare Erfolge erzielt. Viele Bäume, die in den heißen Sommermonaten sonst gelitten hätten, zeigen jetzt wieder grüne, kräftige Blätter. Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass die Initiative seit ihrer Gründung bereits bis zu 20.000 Liter Regenwasser speichern und effizient nutzen konnte.

Die nächsten Schritte: Ausbau und Nachhaltigkeit

Die Gießkannenheld:innen haben große Pläne für die Zukunft. Bis 2025 sollen 50 weitere Container aufgestellt werden, um noch mehr Bäume mit Regenwasser zu versorgen. Dafür suchen die Gründer:innen nicht nur nach weiteren Fördergeldern, sondern auch nach langfristigen Kooperationen. Gespräche mit Unternehmen und Stiftungen laufen bereits. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Einbindung der Bürgerschaft. Max Fröhlich betont: „Unser Projekt lebt vom Engagement der Menschen. Nur wenn alle mithelfen, können wir wirklich etwas bewegen.“

Ein weiterer Schritt ist die Digitalisierung der Bewässerung. Eine geplante App soll Anwohner:innen informieren, welche Bäume in ihrer Umgebung besonders dringend Wasser benötigen. Dadurch soll die Bewässerung noch effizienter gestaltet werden.

Ein Modell für andere Städte

Die Gießkannenheld:innen Dresden zeigen, wie lokal organisierte Initiativen effektiv auf globale Herausforderungen reagieren können. Ihr Modell könnte Vorbild für andere Städte werden, die ähnliche Probleme mit Stadtgrün und Wasserknappheit haben. Projekte in Berlin und Köln haben bereits Interesse signalisiert, die Idee aufzugreifen und an ihre Bedürfnisse anzupassen.

Was dieses Projekt so erfolgreich macht, ist nicht nur die praktische Hilfe, die es bietet, sondern auch die Botschaft dahinter: Jede und jeder kann etwas beitragen. Ob durch das Aufstellen eines Containers, das Gießen eines Baums oder die Unterstützung durch Spenden – die Gießkannenheld:innen beweisen, dass Klimaschutz und Gemeinschaftshilfe Hand in Hand gehen können.

Fazit: Eine Heldentat für die Zukunft

Die Gießkannenheld:innen Dresden sind mehr als nur ein Umweltprojekt. Sie sind ein Zeichen dafür, wie kreative Ideen, Engagement und Zusammenarbeit echte Veränderungen bewirken können. In einer Zeit, in der der Klimawandel immer deutlicher spürbar wird, liefern sie ein inspirierendes Beispiel dafür, wie wir die Natur in unseren Städten schützen können. Ihr Erfolg zeigt, dass auch kleine Taten eine große Wirkung haben können – und dass jede:r von uns ein bisschen Held:in sein kann.

Quellen

 

 

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