Mit Ökoprofit zu mehr Nachhaltigkeit: Wie Unternehmen und Umwelt gleichermaßen profitieren

Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch: Ein drängendes Problem

Die industrielle Produktion hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zur Verschärfung globaler Umweltprobleme beigetragen. Von der Abholzung für Rohstoffe über die Energieverschwendung in Produktionsstätten bis hin zu den schwindenden Trinkwasserressourcen – Unternehmen stehen in der Verantwortung, umweltfreundlicher zu wirtschaften. Doch der Weg zu nachhaltigen Produktionsweisen scheint oft mühsam und kostspielig. Genau hier setzt ein Modell an, das in Graz, Österreich, entwickelt wurde und heute weltweit Anwendung findet: das Programm Ökoprofit.

Wie Ökoprofit entstand: Eine Idee aus Graz

Ökoprofit – oder ausgeschrieben: ökologisches Projekt für integrierte Umwelttechnik – wurde 1991 vom Umweltamt der Stadt Graz und der Technischen Universität Graz ins Leben gerufen. Ziel war es, ein System zu schaffen, das Unternehmen dabei hilft, Betriebskosten durch Ressourceneinsparungen zu senken, während gleichzeitig Umweltbelastungen reduziert werden. Die Initiative verband Wirtschaft und Umweltschutz zu einer Kooperation, die allen Beteiligten zugutekommt.

Das Besondere: Ökoprofit setzt auf die Einführung von Cleaner-Production-Techniken, die auf Effizienzsteigerung und Ressourcenschonung basieren. Unternehmen lernen in Workshops und Einzelberatungen, wie sie Abfall, Energie und Wasser einsparen können. Begleitet werden sie dabei von Experten, die spezifische Maßnahmen für die Betriebe entwickeln.

Heute ist die Firma nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, der Schweiz und vielen weiteren Ländern etabliert. Lokale Behörden oder Umweltämter organisieren das Programm, das sowohl kleine Handwerksbetriebe als auch große Industrieunternehmen anspricht.

Von Abfallvermeidung bis CO₂-Reduktion: Die Ziele von Ökoprofit

Ökoprofit verfolgt mehrere konkrete Ziele: Betriebe sollen Abfall reduzieren, den Energieverbrauch optimieren und dabei die Umweltgesetze besser einhalten. Teilnehmende Unternehmen werden für ihre Bemühungen als „Ökoprofit-Betrieb“ ausgezeichnet, was ihnen neben Einsparungen auch ein positives Image verschafft.

Durch die Kombination aus Beratung, Netzwerken und praxisnahen Ansätzen hat sich die Firma als ein effektives Modell erwiesen, das nicht nur Unternehmen, sondern auch Kommunen voranbringt.

Erfolge in Zahlen: Beispiele aus Deutschland

Eines der erfolgreichsten Beispiele stammt aus Düsseldorf. Dort haben sich Unternehmen unterschiedlicher Branchen dem Programm angeschlossen, darunter ein großer Verpackungshersteller und eine Autowerkstatt. Im Jahr 2021 konnten die teilnehmenden Betriebe gemeinsam 554 Tonnen CO₂ einsparen. Dies gelang durch Maßnahmen wie den Einsatz energiesparender Maschinen, den Wechsel zu LED-Beleuchtung und eine optimierte Heizungssteuerung. Bürgermeister Stephan Keller betonte, wie wichtig solche Programme sind, um die ambitionierten Klimaziele der Stadt zu erreichen.

Auch im Kreis Recklinghausen hat Ökoprofit seit 2004 beeindruckende Ergebnisse erzielt. In den vergangenen Jahren wurden insgesamt 46,3 Millionen Kilowattstunden Energie eingespart – genug, um mehrere Tausend Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Die teilnehmenden Unternehmen reduzierten zudem 349.000 Kubikmeter Wasserverbrauch und vermieden 2.206 Tonnen Abfall.

Ein besonders bemerkenswerter Teilnehmer war ein mittelständischer Maschinenbauer, der durch die Wiederverwendung von Prozesswasser jährlich 50.000 Euro einspart. Geschäftsführer Thomas Meier sieht das Programm als eine Win-win-Situation: „Wir leisten einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und verbessern gleichzeitig unsere Wirtschaftlichkeit.“

Graz als Vorreiter: Der Ursprung des Erfolgsmodells

Die Heimatstadt des Programms, Graz, bleibt ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Hier werden die Ergebnisse von Ökoprofit genau dokumentiert. Allein in den ersten zehn Jahren des Programms konnten lokale Betriebe jährlich 2 Gigawattstunden Strom einsparen – ein Erfolg, der die Stadt motiviert hat, Ökoprofit kontinuierlich weiterzuentwickeln. Graz exportiert das Modell inzwischen weltweit, was den internationalen Erfolg erklärt.

Warum Ökoprofit funktioniert

Der Schlüssel zum Erfolg von Ökoprofit liegt in seinem pragmatischen Ansatz. Anstatt die Unternehmen zu verpflichten, umfassende ökologische Reformen umzusetzen, setzt das Programm auf Freiwilligkeit und machbare Schritte. Viele Maßnahmen, wie die Reduzierung von Papierverbrauch oder die Optimierung von Heizungsanlagen, erfordern nur geringe Investitionen, bieten aber einen schnellen finanziellen Rückfluss.

Hinzu kommt der Netzwerkgedanke: Unternehmen, die am Programm teilnehmen, tauschen sich in regelmäßigen Workshops aus. Diese Zusammenarbeit fördert nicht nur den Wissenstransfer, sondern auch die Motivation, nachhaltiger zu handeln.

Der Weg in die Zukunft

Ökoprofit hat seit seiner Einführung 1991 Tausende von Unternehmen weltweit erreicht. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein wirtschaftliches Gebot ist, könnte das Modell noch stärker an Bedeutung gewinnen. Neue Herausforderungen wie der steigende CO₂-Preis oder die Energiewende machen es für Betriebe immer attraktiver, auf nachhaltige Lösungen zu setzen.

Für Unternehmen, die Ökoprofit in Erwägung ziehen, bietet das Programm nicht nur Kosteneinsparungen, sondern auch die Chance, aktiv an einer besseren Zukunft mitzuwirken. In einer Welt, die immer mehr auf Transparenz und Verantwortung setzt, wird Ökoprofit auch in den kommenden Jahrzehnten ein Leuchtturmprojekt bleiben.

Quellen

Stadt Graz (2024): Verfügbar unter: https://www.umwelt.graz.at/cms/ziel/6688598/DE/ (Zugriff: 8. November 2024).
Ministerium für Umwelt NRW (2024): . Verfügbar unter: https://www.umwelt.nrw.de/themen/umwelt/umwelt-und-ressourcenschutz/ressourceneffizientes-wirtschaften/oekoprofit (Zugriff: 8. November 2024).
Kreis Recklinghausen (2024): . Verfügbar unter: https://www.kreis-re.de/inhalte/buergerservice/umwelt_und_tiere/klima_und_nachhaltigkeit/oekoprofit/index.asp (Zugriff: 8. November 2024).
Landeshauptstadt Düsseldorf (2021): . Verfügbar unter: https://www.duesseldorf-wirtschaft.de/wirtschaft/oekoprofit-2021/ (Zugriff: 8. November 2024).

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