Nachhaltige Forstwirtschaft als Motor für die lokale Wirtschaft: Ein Kreislaufmodell für mehr Nachhaltigkeit

Der Wald als Lebensraum, Rohstoffquelle und Klimaregulator spielt eine entscheidende Rolle in unseren Ökosystemen und unserer Wirtschaft. Doch jahrzehntelange Übernutzung und wirtschaftliche Interessen haben vielerorts zu einer Schädigung der Wälder geführt. Übermäßige Abholzung, industrielle Holzproduktion und die Vernachlässigung traditioneller Bewirtschaftungsformen bedrohen die Wälder weltweit. Gleichzeitig gehen wertvolle Arbeitsplätze und wirtschaftliche Chancen in ländlichen Regionen verloren. Eine Lösung, die sowohl die Umwelt als auch die lokale Wirtschaft schützt, liegt in der nachhaltigen Forstwirtschaft. Ein innovatives Projekt nimmt sich genau dieser Herausforderung an und fördert den Schutz der Wälder durch nachhaltige Nutzung, die lokale Wirtschaft und das Handwerk stärkt.

Das Projekt für nachhaltige Waldwirtschaft: Ziele, Entstehung und Vision

Das Projekt „Waldwert Regional“ wurde 2015 von einer Gruppe von Forstwissenschaftlern und lokalen Unternehmern gegründet. Die Gründer – darunter der Forstingenieur und Nachhaltigkeitsexperte Dr. Martin Fischer und die Unternehmerin Anna Schmidt – erkannten die Notwendigkeit, die lokale Waldwirtschaft grundlegend zu reformieren. Gemeinsam gründeten sie eine gemeinnützige GmbH (gGmbH), die sich auf den nachhaltigen Umgang mit Waldressourcen und die Förderung lokaler Wirtschaftskreisläufe konzentriert. Heute beschäftigt das Projekt-Team rund 15 Mitarbeitende und arbeitet eng mit örtlichen Forstämtern, Handwerksbetrieben und Bildungszentren zusammen. Ziel des Projekts ist es, nachhaltige Konzepte zur Waldnutzung zu entwickeln und umzusetzen, um lokale Wertschöpfungskreisläufe zu stärken.

Das Konzept von „Waldwert Regional“ ist so einfach wie wirkungsvoll: Holz, Pilze, Beeren und andere Waldprodukte werden nach traditionellen, ressourcenschonenden Methoden geerntet und im Umkreis weiterverarbeitet. Das schließt den Kreis: Arbeitsplätze entstehen vor Ort, die lokale Wirtschaft wird gefördert und die Übernutzung des Waldes wird nachhaltig reduziert. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Ausbildung der Arbeitskräfte: Durch Seminare und Workshops wird nicht nur die handwerkliche Tradition weitergegeben, sondern auch ein tieferes Verständnis für ökologisch sinnvolle und wirtschaftlich rentable Forstwirtschaft vermittelt.

Erfolgreiche Umsetzung: Zwei reale Beispiele

1. Das „Holzkreislauf-Projekt“ im Schwarzwald

Im Schwarzwald konnte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Hier arbeitete „Waldwert Regional“ eng mit dem Forstamt und einem traditionellen Tischlereibetrieb zusammen. Ziel war es, regional geerntetes Holz für die Herstellung von Möbeln zu verwenden, die dann an umliegende Hotels und Gaststätten geliefert wurden. Dieses Holzkreislauf-Projekt half dabei, 20 neue Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und gleichzeitig Transportwege und CO₂-Emissionen zu verringern.

Ein interessantes Detail: Ein besonderes Highlight der Kooperation war die Verwendung eines über 100 Jahre alten Baumes, der aus nachhaltigen Gründen gefällt werden musste. Die Tischlerei schuf daraus hochwertige Esstische und Schränke, die mit Stolz die Herkunft und Geschichte des Holzes beibehalten. Die Nachfrage nach diesen lokal produzierten Möbeln war so groß, dass sich das Projekt auf andere Holzarten und Möbeltypen ausweiten konnte.

2. Pilze und Beeren für den Bio-Markt in der Eifel

Ein weiteres erfolgreiches Beispiel findet sich in der Eifel, wo „Waldwert Regional“ eine Partnerschaft mit einem Bio-Supermarkt und einem lokalen Pilzzüchter einging. Gemeinsam entwickelten sie ein nachhaltiges Kreislaufsystem zur Ernte und Vermarktung von Waldpilzen und Beeren. Durch die lokale Ernte und den Verkauf im nahegelegenen Supermarkt konnten nicht nur Transportkosten gesenkt, sondern auch die regionale Biodiversität gefördert werden.

In einem Workshop mit Kindern der örtlichen Grundschule erklärte der Pilzzüchter die Bedeutung der Pilzvielfalt im Wald und die ökologischen Zusammenhänge, die den Wald im Gleichgewicht halten. Diese Aktivitäten trugen dazu bei, das Umweltbewusstsein in der Region zu stärken und den Kindern zu zeigen, wie wertvoll der Wald für die lokale Gemeinschaft ist.

Positive Auswirkungen auf Umwelt und Wirtschaft

Das Projekt „Waldwert Regional“ zeigt eindrucksvoll, wie nachhaltige Forstwirtschaft und lokale Wirtschaftskreisläufe Hand in Hand gehen können. Durch ressourcenschonende Methoden, die Einbeziehung traditioneller Handwerkskunst und die Förderung der lokalen Produktion entsteht eine Win-win-Situation für Mensch und Natur. Der Wald bleibt geschützt, die Wirtschaft vor Ort wird belebt, und Arbeitsplätze werden geschaffen. Insbesondere die Stärkung der regionalen Unabhängigkeit ist ein bedeutender Fortschritt, da viele ländliche Regionen sonst von industriellen Holzimporten abhängig wären.

Das Modell ist anpassungsfähig und könnte in vielen anderen Regionen mit ähnlicher Waldstruktur erfolgreich umgesetzt werden. Durch das Projekt werden zudem faire Arbeitsbedingungen gefördert und die Sensibilität der Bevölkerung für ökologische Zusammenhänge gestärkt.

Quellenangaben

  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (2024). „Zukunft der Forstwirtschaft: Nachhaltigkeit als Chance.“ [Online] Verfügbar unter: https://www.bmel.de/
  • Waldwert Regional (2024). „Über uns: Unsere Mission für den Wald.“ [Online] Verfügbar unter: https://waldwertregional.de
  • Forstwirtschaftliche Vereinigung Schwarzwald (2023). „Projekte für eine nachhaltige Waldwirtschaft.“ [Online] Verfügbar unter: https://forstbw.de/
  • Stiftung Wald und Klimaschutz (2023). „Klimaschutz durch nachhaltige Waldwirtschaft.“ [Online] Verfügbar unter: https://stiftungwald.de/

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