Sharing-Plattform für Lastenräder und Spezialfahrzeuge: Ein Modell für nachhaltigen Transport in Städten

Mit der Urbanisierung und den wachsenden Anforderungen an saubere Mobilität steigt der Druck auf Städte, innovative und umweltfreundliche Transportlösungen anzubieten. Autos dominieren nach wie vor den urbanen Raum, tragen jedoch massiv zur Luftverschmutzung und zum Verkehrsstau bei. Besonders in Innenstädten ist dies ein ernsthaftes Problem, da der begrenzte Platz mit Autos überfüllt ist, was zu erhöhten Emissionen und einer unfreundlichen Umgebung für Fußgänger und Radfahrer führt. Gerade für den Transport von sperrigen Gütern oder größeren Einkäufen wünschen sich viele Menschen eine Alternative zum Auto.

Lastenräder, die größere und schwerere Güter transportieren können, bieten eine vielversprechende Lösung. Sie sind emissionsfrei, leise und platzsparend – ideal für den städtischen Raum. Doch viele Privatpersonen und kleinere Unternehmen stehen vor Hürden: Die Anschaffungskosten für Lastenräder sind hoch, und nicht jeder hat Platz, um ein solches Fahrzeug zu lagern. Unternehmen, die nicht regelmäßig auf ein Lastenrad angewiesen sind, sehen oft wenig Sinn darin, ein solches zu kaufen, und auch die Wartung stellt eine zusätzliche Belastung dar. Eine flächendeckende Verfügbarkeit von Lastenrädern zur Kurzzeitmiete könnte hier helfen, diese Mobilitätslücke zu schließen.

Das Projekt: Eine Sharing-Plattform für Lastenräder und Spezialfahrzeuge

Um diese Herausforderung zu meistern, entstand die Idee für eine Sharing-Plattform speziell für Lastenräder und andere Spezialfahrzeuge. Die Plattform wurde von einer Gruppe umweltbewusster Unternehmer und Mobilitätsforscher ins Leben gerufen, die sich vorgenommen haben, eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Carsharing-Modellen zu schaffen. Zu den Gründern gehören der Wirtschaftsingenieur Jonas Seidel und die Stadtplanerin Luisa Brandt. Beide bringen jahrelange Erfahrung in den Bereichen nachhaltige Stadtentwicklung und Logistik mit und verfolgen das Ziel, den urbanen Raum menschenfreundlicher zu gestalten.

Das Unternehmen, das unter dem Namen „GreenRide Share GmbH“ als gemeinnützige GmbH firmiert, wurde 2019 gegründet und beschäftigt mittlerweile 15 Mitarbeiter. Mit dieser Rechtsform konnten die Gründer sicherstellen, dass die Plattform im Sinne der Gemeinnützigkeit betrieben wird und die Einnahmen primär in den Ausbau der Infrastruktur und die Wartung der Fahrzeuge fließen.

Die Plattform funktioniert ähnlich wie etablierte Carsharing-Dienste, nur eben mit dem Fokus auf Lastenräder und umweltfreundliche Spezialfahrzeuge wie E-Bikes mit Anhängern oder kleine elektrische Transporter. Die Nutzer können über eine App oder die Website ein Fahrzeug in ihrer Nähe finden und es für eine bestimmte Zeitspanne reservieren. Feste Abhol- und Rückgabestationen in den Stadtteilen sorgen für eine unkomplizierte Übergabe und Rückgabe der Fahrzeuge. Die Nutzungsmöglichkeiten richten sich sowohl an Privatpersonen als auch an Unternehmen, und es gibt flexible Tarife – entweder im Abo oder auf Pay-per-Use-Basis.

Erfolgreiche Umsetzungen und Anekdoten aus der Praxis

Seit dem Start des Projekts haben bereits zahlreiche Städte in Deutschland das Konzept aufgegriffen. Besonders erfolgreich verlief der Start in München, wo GreenRide Share in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und lokalen Fahrradwerkstätten eine breite Nutzerbasis aufgebaut hat. Bereits nach einem Jahr verzeichnete die Plattform über 5.000 registrierte Nutzer, die monatlich auf über 20 Standorte zugreifen können. Eine häufige Nutzungsart: Familien, die am Wochenende große Einkäufe erledigen oder Ausflüge mit Kindern und Gepäck unternehmen möchten.

Eine der ersten Erfolgsgeschichten ist die Partnerschaft mit dem gemeinnützigen Verein „Green City e.V.“ in München. Der Verein, der sich für nachhaltige Stadtentwicklung einsetzt, kooperiert seit 2021 mit GreenRide Share. Zusammen entwickelten sie ein Projekt, bei dem Lastenräder kostenlos an bestimmte Gruppen, wie alleinerziehende Eltern oder Senioren, ausgeliehen werden können. Dieses Angebot wurde begeistert angenommen und führte dazu, dass sich immer mehr Anwohner für eine Mitgliedschaft entschieden.

Eine andere bemerkenswerte Geschichte ereignete sich in Frankfurt, wo eine kleine Bäckerei regelmäßig die Plattform nutzt, um ihre frischen Backwaren emissionsfrei in nahegelegene Stadtviertel zu liefern. „Ohne die Plattform hätten wir uns niemals ein eigenes Lastenrad leisten können“, erklärt die Bäckereiinhaberin Lisa Richter. „Jetzt können wir unsere frischen Croissants jeden Morgen klimaneutral zu unseren Kunden bringen – ein großer Gewinn für uns und die Umwelt.“

Im vergangenen Jahr begann GreenRide Share, mit lokalen Werkstätten zusammenzuarbeiten, um den Wartungsaufwand der Lastenräder zu optimieren. In Berlin haben sie erfolgreich eine Werkstattkette eingebunden, die sicherstellt, dass die Räder stets einsatzbereit sind und regelmäßig gewartet werden. Diese Kooperationen waren essenziell für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts und ermöglichen eine reibungslose Nutzung der Fahrzeuge.

Ausblick und Zukunftsperspektiven

GreenRide Share hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2025 soll das Angebot auf 15 weitere Städte in Deutschland ausgeweitet werden. Zudem planen die Gründer, das Sharing-Modell als Franchise-System auch in kleineren Städten und ländlichen Regionen anzubieten, wo die Nachfrage nach alternativen Transportlösungen ebenfalls wächst. In den kommenden Jahren will GreenRide Share seine Plattform weiterentwickeln und neben Lastenrädern auch weitere nachhaltige Transportmittel wie E-Roller und Solarfahrzeuge integrieren.

Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie innovative Sharing-Modelle in Städten zu einer umweltfreundlicheren Mobilität beitragen können. Durch die Förderung einer nachhaltigen Infrastruktur bietet GreenRide Share nicht nur eine praktische Lösung für den urbanen Raum, sondern auch eine Blaupause für andere Städte weltweit.

Quellen

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