Ägypten ist ein Land, das von einer langen Geschichte und einer Vielzahl kultureller Einflüsse geprägt ist. Doch unter der Oberfläche lebt eine weniger bekannte Realität, besonders in den ländlichen Gebieten: Die Armut ist weit verbreitet, vor allem unter Frauen. Ein Land, das so reich an Kultur und Traditionen ist, hat es jedoch noch nicht geschafft, allen Bürgerinnen und Bürgern gleiche Chancen zu bieten. In ländlichen Gebieten kämpfen Frauen oft mit den gleichen Herausforderungen: eingeschränkter Zugang zu Bildung, wenig wirtschaftliche Unabhängigkeit und ein hohes Maß an sozialer Ungleichheit. Doch eine Unternehmerin hat es geschafft, diese Situation mit einer kreativen Lösung zu verändern und den Frauen in ländlichen Gebieten Ägyptens eine neue Perspektive zu geben. Ihr Projekt, Baladini, geht weit über die Förderung individueller Lebensbedingungen hinaus – es zielt darauf ab, eine nachhaltige Einkommensquelle für die ländlichen Frauen zu schaffen und gleichzeitig die Nahrungsmittelversorgung zu verbessern.
Das Problem: Armut, Ungleichheit und Hunger in Ägypten
Die sozioökonomische Landschaft Ägyptens ist von Ungleichheit und strukturellen Barrieren geprägt. In ländlichen Gebieten ist Armut ein weitverbreitetes Problem, das sich oft von Generation zu Generation fortsetzt. Laut den letzten Berichten des ägyptischen Nationalen Zentrums für Sozial- und Bevölkerungsstudien leben rund 30 Prozent der ägyptischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze (World Bank, 2020). Besonders Frauen in ländlichen Gebieten sind von dieser Armut betroffen. Sie haben wenig Zugang zu hochwertigen Bildungsangeboten, ihre Möglichkeiten zur Teilhabe am Arbeitsmarkt sind eingeschränkt, und viele von ihnen tragen die Verantwortung für ihre Familien, ohne finanzielle oder gesellschaftliche Unterstützung zu erhalten.
Zusätzlich zum Armutsproblem plagen die Ägypter auch die Konsequenzen eines chronischen Nahrungsmittelmangels. Ägypten ist ein Land mit hohem Nahrungsmittelimport, obwohl es enorme landwirtschaftliche Ressourcen hat. Doch viele der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, die in Ägypten produziert werden, landen nicht auf den Tischen der Bedürftigen, sondern werden entweder exportiert oder nur von wenigen reichen Landbesitzern genutzt. Die strukturellen Herausforderungen der Landwirtschaft, in Verbindung mit den schwierigen Arbeitsbedingungen und der Unregelmäßigkeit des Einkommens, machen es für Frauen noch schwieriger, aus der Armut zu entkommen.
Die Lösung: Baladini – Ernährung, Gesundheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit
Baladini, ein soziales Unternehmen, wurde ins Leben gerufen, um genau diese Probleme anzugehen. Dahinter steht Dahlia Elorabi, eine ägyptische Unternehmerin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ländlichen Frauen Ägyptens mit einem stabilen, nachhaltigen Einkommensmodell zu versorgen und gleichzeitig eine gesunde Ernährung zu fördern. Die Idee zu Baladini entstand aus ihrer Leidenschaft für eine bessere Zukunft für Frauen und Kinder in ländlichen Regionen und ihrem Wunsch, die Ernährungssicherheit zu verbessern.
Das Konzept von Baladini
Das Unternehmen setzt auf die Herstellung von nahrhaften, gesunden Lebensmitteln, die lokal produziert und direkt an die Gemeinschaften verkauft werden. Der Fokus liegt auf der Unterstützung von Frauen, die in ländlichen Gebieten leben, indem sie in den Produktionsprozess integriert werden und eine stabile Einkommensquelle erhalten. Die Frauen in den ländlichen Regionen werden in die Produktion von Nahrungsmitteln eingebunden, sei es in der Verarbeitung von Lebensmitteln oder im Anbau von Nahrungsmitteln, und erhalten so nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern tragen auch aktiv zur Verbesserung der Nahrungsmittelversorgung ihrer Gemeinschaften bei.
Das Unternehmen zielt darauf ab, die Ernährung in ländlichen Gebieten zu verbessern, indem gesunde und nährstoffreiche Produkte aus regionalen Quellen hergestellt werden. Gleichzeitig schafft es Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten, die vor allem Frauen zugutekommen. Die Produkte von Baladini reichen von frischen Lebensmitteln über verarbeitete Produkte bis hin zu speziellen gesundheitsfördernden Nahrungsmitteln. Dabei wird besonderer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt: Die Produktion erfolgt unter Berücksichtigung umweltfreundlicher Methoden und ohne den Einsatz von schädlichen Chemikalien.
Die Gründerin: Dahlia Elorabi
Dahlia Elorabi, die Gründerin von Baladini, ist eine Unternehmerin, die sich mit großer Leidenschaft für soziale Veränderungen einsetzt. Aufgewachsen in Ägypten, kam sie mit den Herausforderungen ländlicher Frauen und der prekären Lebenssituation vieler Menschen in Kontakt, was sie dazu motivierte, eine Lösung zu finden. Elorabi brachte nicht nur ihren Unternehmergeist, sondern auch ihre tiefgehende Verbundenheit mit ihrer Heimat und deren Bedürfnissen in das Projekt ein.
Bevor sie Baladini gründete, arbeitete Elorabi in verschiedenen internationalen Organisationen und sozialen Projekten. Ihre Erfahrungen in der Entwicklungsarbeit und ihre Expertise in den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft und Frauenförderung halfen ihr dabei, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das sowohl den sozialen als auch den wirtschaftlichen Bedürfnissen der ländlichen Gemeinschaften gerecht wird. Die Idee, gesunde Lebensmittel zu produzieren und dabei gleichzeitig Arbeitsplätze für Frauen zu schaffen, fand schnell großen Anklang und wurde zu einem wichtigen Bestandteil der ägyptischen Social-Entrepreneurship-Szene.
Die Rechtsform und das Wachstum von Baladini
Baladini wurde als soziales Unternehmen gegründet, was bedeutet, dass es sowohl auf den wirtschaftlichen Erfolg als auch auf den sozialen Impact ausgerichtet ist. Im Jahr 2019 wurde das Unternehmen offiziell gegründet und hat sich seitdem erfolgreich weiterentwickelt. Baladini beschäftigt inzwischen über 50 Menschen, hauptsächlich Frauen, die in verschiedenen Produktionsbereichen tätig sind. Das Unternehmen hat zudem Partnerschaften mit lokalen Gemeinden und NGOs aufgebaut, um den Zugang zu Märkten und die Verbreitung ihrer Produkte zu fördern.
Das Unternehmen hat das Potenzial, eine breite Wirkung zu erzielen, und setzt dabei auf nachhaltige Geschäftspraktiken. Es geht nicht nur darum, den Lebensunterhalt der beteiligten Frauen zu sichern, sondern auch um den Aufbau eines langfristigen Modells, das anderen sozialen Unternehmen als Vorbild dienen kann. Baladini hat es geschafft, eine skalierbare Lösung zu entwickeln, die auf anderen ländlichen Gebieten und sogar in anderen Ländern angewendet werden könnte.
Erfolgreiche Umsetzung: Fakten und Annekdoten
Der Erfolg von Baladini zeigt sich nicht nur in den gestiegenen Verkaufszahlen oder in der breiten Anerkennung des Unternehmens als soziales Unternehmen, sondern auch in den Geschichten der Frauen, die durch das Projekt in eine neue Lebenssituation geführt wurden. Zum Beispiel erzählt Fatima, eine der Frauen, die für Baladini arbeitet, dass sie nun in der Lage ist, ihre Kinder zur Schule zu schicken und ihre Familie mit einer stabilen Einkommensquelle zu unterstützen. „Ich war immer abhängig von meinem Mann, aber jetzt kann ich mein eigenes Geld verdienen. Es gibt mir das Gefühl, wirklich etwas zu bewirken“, sagt sie.
Baladini hat es nicht nur geschafft, ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen, sondern auch konkrete Veränderungen im Leben der Menschen herbeizuführen. Das Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, wie wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit miteinander verbunden werden können. Die positive Wirkung auf die Gemeinden ist enorm und geht weit über das Geschäft hinaus. Es zeigt, dass soziale Unternehmen nicht nur profitabel sein können, sondern auch echten sozialen Wandel schaffen können.
Quellen:
- World Bank (2020). Egypt Poverty Assessment. Available at: https://www.worldbank.org/en/country/egypt
- Dahlia Elorabi, Founder of Baladini (2021). Interview.
- Baladini Official Website (2021). Available at: https://baladini.com
- United Nations Sustainable Development Goals (SDGs). Available at: https://sdgs.un.org/goals
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