„andererseits“ Magazin: Ein inklusives Magazin das Menschen mit Behinderungen eine Stimme gibt

Das Problem: Fehlende Repräsentation von Menschen mit Behinderungen in den Medien

In der heutigen Medienlandschaft sind die Stimmen von Menschen mit Behinderungen oft unterrepräsentiert. Berichterstattungen über Behinderung erfolgen häufig aus einer externen Perspektive, ohne die Betroffenen selbst einzubeziehen. Dies führt zu einseitigen Darstellungen und verstärkt bestehende Vorurteile. Zudem sind viele journalistische Inhalte für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen schwer zugänglich, da sie in komplizierter Sprache verfasst sind. Es mangelt an barrierefreien Formaten, die sowohl informativ als auch verständlich sind.

Die Lösung: Entstehung und Entwicklung von „andererseits“

Vor diesem Hintergrund entstand im Jahr 2020 das Magazin „andererseits“ in Wien. Die Initiative ging von der Journalistin Clara Porák aus, die am 28. März 2020 über die Plattform Twitter dazu aufrief, ein inklusives journalistisches Projekt zu starten. Bereits am 1. April 2020 fand das erste Vernetzungstreffen des Gründungsteams statt. Am 20. Mai 2020 ging die Website des Magazins online. Im Frühjahr 2022 startete das ehrenamtliche Team eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne, die es ermöglichte, das Projekt weiter auszubauen. Infolgedessen wurde am 1. September 2022 die Medienhaus andererseits GmbH gegründet, mit Clara Porák und Lukas Burnar als Geschäftsführer*innen. Seit Beginn leitet Lisa Kreutzer als Chefredakteurin die redaktionellen Geschicke des Magazins. Das Team besteht aus rund 30 Personen mit und ohne Behinderungen, die projektbasiert in Teams nach dem Prinzip der „unterstützten Autorenschaft“ zusammenarbeiten.

Im Oktober 2024 wurden die ersten geringfügigen Anstellungen für zwei Personen mit Lernschwierigkeiten geschaffen, weitere folgten im Januar 2025. Der Verein „andererseits – für Inklusion im Journalismus“ unterstützt zudem die strukturelle Förderung und Weiterbildung von Redakteur*innen mit Behinderungen. Ein Mitbestimmungsteam aus neun Personen berät die Geschäftsführung und trifft sich viermal jährlich. Finanziert wird das Magazin hauptsächlich durch Abonnements, ergänzt durch Förderungen, Preisgelder, Kooperationen und Spenden. Im Dezember 2024 erhielt „andererseits“ eine Förderung vom Media Forward Fund, als eines von vier Medien im deutschsprachigen Raum.

Erfolgreiche Umsetzung: Barrierefreie Berichterstattung und gesellschaftliche Wirkung

„andererseits“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Perspektiven von Menschen mit Behinderungen in den Mittelpunkt zu stellen und Missstände aufzudecken. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist die im Jahr 2022 veröffentlichte Dokumentation „Das Spenden-Problem“, die das traditionelle Spendenformat „Licht ins Dunkel“ kritisch beleuchtete. Die Veröffentlichung führte zu einer breiten öffentlichen Debatte und veranlasste den Österreichischen Rundfunk, das Format zu überdenken und Änderungen vorzunehmen. Im März 2024 brachte „andererseits“ die erste gedruckte Ausgabe in Leichter Sprache heraus, mit einer Auflage von 40.000 Exemplaren, die an Unterstützer*innen und soziale Einrichtungen verteilt wurden. Anlässlich der Europawahl 2024 entwickelte das Magazin den „Wahlchecker“, einen Online-Fragebogen in Leichter Sprache, der von 63.000 Personen genutzt wurde, um eine informierte Wahlentscheidung zu treffen.

Fazit: Ein Vorbild für inklusiven Journalismus

„andererseits“ zeigt eindrucksvoll, wie inklusiver Journalismus in der Praxis funktionieren kann. Durch die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderungen entstehen Inhalte, die authentisch, kritisch und für alle zugänglich sind. Das Magazin leistet einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung der Gesellschaft und zur Förderung von Inklusion im Medienbereich.

Quellen

 

guteideen.org © 2025 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel. 

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