Was die Planer nicht in 7 Jahren schaffen, schafft eine Biber Familie in 2 Tagen.
In Tschechien haben Biber geschafft, woran Behörden und Naturschützer über Jahre gescheitert waren – und sparten ihnen so Kosten in Millionenhöhe.
Seit Jahren planten tschechische Behörden und Naturschützer, einen ehemaligen Truppenübungsplatz etwa 60 Kilometer südwestlich von Prag zu renaturieren. Ziel war es, das Gebiet in seinen ursprünglichen, sumpfigen Zustand zurückzuversetzen, um die Biodiversität zu fördern und den Wasserhaushalt der Region zu verbessern. Doch bürokratische Hürden und langwierige Genehmigungsverfahren verzögerten das Vorhaben immer wieder. Die Kosten für das Projekt wurden auf rund 1,2 Millionen Euro geschätzt.
Biber als natürliche Ingenieure
Während die menschlichen Planungen stockten, nahm die Natur das Heft selbst in die Hand – genauer gesagt, eine Biberfamilie. Die emsigen Nager begannen, im Fluss Klabava Dämme zu errichten und schufen so innerhalb kurzer Zeit das gewünschte Sumpfgebiet. „Der Biber hat eine unglaubliche Fähigkeit“, erklärt David Fischer, Zoologe und Naturschutzbeauftragter im nahegelegenen Příbram. „Er sucht sich immer jene Stelle aus, wo er mit einem Minimum an Aufwand das maximale Ergebnis erzielen kann.“ Durch ihre Bautätigkeit korrigieren Biber das, „was wir in Hunderten von Jahren intensiv zu zerstören versucht haben“, nämlich den Wasserhaushalt der Landschaft.
Natur schlägt Bürokratie
Die Biber haben nicht nur das geplante Renaturierungsprojekt umgesetzt, sondern es sogar übertroffen. Ihre Dämme und die dadurch entstandene Sumpflandschaft tragen maßgeblich dazu bei, die Folgen von Starkregenfällen und Überschwemmungen abzumildern. „Es wird diese Wellen auf jeden Fall abschwächen“, ist Fischer überzeugt. Zudem spart der natürliche Damm den Behörden die veranschlagten 1,2 Millionen Euro, die für das menschliche Bauprojekt vorgesehen waren.
Biber als globale Naturschutzhelden
Die Geschichte der tschechischen Biber verbreitete sich rasch über soziale Medien und löste weltweit Begeisterung aus. „Ich habe es auf Instagram gesehen und fand es nur furchtbar lustig, dass wir es für so viel Geld bauen sollten und der Biber es kostenlos gemacht hat. Und das in so kurzer Zeit!“, erzählt Rebekka, eine junge Frau aus dem nahegelegenen Příbram.
Der Biber gilt als „absolut brillanter Ingenieur“ und spielt eine Schlüsselrolle in unseren Ökosystemen. Durch seine einzigartige Lebensweise kann er zur Renaturierung degradierter oder zerstörter Lebensräume beitragen und die Artenvielfalt in einem Gebiet maßgeblich erhöhen. „Durch seine einzigartige Lebensweise kann der Biber zur Renaturierung degradierter oder zerstörter Lebensräume beitragen und die Artenvielfalt in einem Gebiet maßgeblich erhöhen“, erklärt Christina Wolf-Petre, Artenschutzexpertin beim WWF Österreich.
Noch bis vor wenigen Jahrzehnten galt der Biber in vielen Teilen Europas als ausgerottet. Intensive Bejagung und Lebensraumverlust hatten die Populationen drastisch reduziert. In Österreich beispielsweise wurde der Biber im 19. Jahrhundert ausgerottet. Erst Ende der 1970er Jahre begannen Wiederansiedlungsprojekte mit Tieren aus Polen, Weißrussland und Schweden. Heute breitet sich der Biber erfolgreich aus und bereichert unsere heimischen Ökosysteme um ein verloren gegangenes Element.
Biber als kosteneffiziente Naturschützer
Die Aktivitäten der Biber sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Renaturierungsprojekte, die von Menschenhand durchgeführt werden, können immense Kosten verursachen. In Tschechien hat die Biberfamilie den Behörden durch ihren natürlichen Dammbau 1,2 Millionen Euro erspart. Ähnliche Effekte wurden auch in anderen Ländern beobachtet. In Österreich beispielsweise arbeitet der Biber „Pfote in Hand“ mit der Wasserwirtschaft bei der dringend notwendigen Renaturierung unserer Fließgewässer – und das kostenlos.
Natur als effizienter Partner
Die Geschichte der tschechischen Biber zeigt eindrucksvoll, wie die Natur selbst Lösungen für von Menschen verursachte Probleme bieten kann. Während bürokratische Prozesse oft langwierig und kostspielig sind, handeln Tiere wie der Biber effizient und zielgerichtet. Es liegt an uns, diese natürlichen Prozesse zu unterstützen und zu fördern, anstatt sie zu behindern. Denn letztlich profitieren sowohl die Umwelt als auch wir Menschen von einem intakten Ökosystem.
Quellen
- ZDF: Naturschutz in Tschechien: Biber bauen Baggern Damm weg. Verfügbar unter: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/biber-damm-tschechien-social-media-naturschutz-100.html
- WWF Österreich: Biber ist Schlüsselart in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise. Verfügbar unter: https://www.wwf.at/wwf-biber-ist-schluesselart-in-zeiten-von-klima-und-biodiversitaetskrise/
- Naturschutzbund Österreich: Biber Handlungsempfehlung. Verfügbar unter: https://naturschutzbund.at/positionen/articles/biber-handlungsempfehlung.html
- Die Presse: Biberdamm erspart tschechischen Behörden Millionen. Verfügbar unter: https://www.diepresse.com/19355891/biberdamm-erspart-tschechischen-behoerden-millionen
- Naturschutzbund Niederösterreich: Der Biber. Verfügbar unter: https://www.noe-naturschutzbund.at/biber.html
- Tagesschau: Staudamm-Bauprojekt in Tschechien: Biber statt Bagger. Verfügbar unter: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/biber-staudamm-tschechien-100.html
- Naturschutzbund Oberösterreich: Biber. Verfügbar unter: https://naturschutzbund-ooe.at/biber.html
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