Klimaangepasstes Waldmanagement PLUS und die Krise des deutschen Waldes
Deutschlands Wälder stehen vor beispiellosen Herausforderungen. In den vergangenen Jahren haben extreme Wetterbedingungen, insbesondere anhaltende Dürreperioden, den Zustand der Wälder erheblich verschlechtert. Laut dem Waldzustandsbericht 2024 gelten vier von fünf Bäumen als krank. Die Dürrejahre führten dazu, dass viele Bäume mehr Kohlenstoff abgaben, als sie speichern konnten, was nicht nur die Waldökosysteme destabilisiert, sondern auch die Klimaschutzbemühungen des Landes beeinträchtigt. Zudem haben Schädlinge wie der Borkenkäfer, begünstigt durch geschwächte Bäume, massive Schäden angerichtet. In bestimmten Regionen, insbesondere in sonnenexponierten Bereichen der Mittelgebirge, konnten sich diese Schädlinge aufgrund hoher Temperaturen rasant vermehren, was zu einem weiteren Anstieg des Schadholzes führte.
Die Antwort: „Klimaangepasstes Waldmanagement PLUS“
Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung hat das Bundesumweltministerium im Dezember 2024 die Förderrichtlinie „Klimaangepasstes Waldmanagement PLUS“ ins Leben gerufen. Dieses Programm zielt darauf ab, private und kommunale Waldbesitzende dabei zu unterstützen, die Resilienz und Klimaanpassungsfähigkeit ihrer Wälder zu stärken sowie die Biodiversität zu erhöhen. Mit einer jährlichen Finanzierung von bis zu 10 Millionen Euro, geplant für eine Laufzeit von bis zu 20 Jahren, bietet das Programm finanzielle Anreize für Maßnahmen, die über die herkömmliche Forstwirtschaft hinausgehen. Dazu zählen unter anderem die Ausweisung von Habitatbäumen, das Belassen von Totholz im Wald und die Förderung natürlicher Waldentwicklungsprozesse. Diese Maßnahmen sollen die Entwicklung strukturreicher Mischwälder fördern, die besser an klimatische Veränderungen angepasst sind und eine höhere Artenvielfalt aufweisen.
Entstehung und Struktur des Programms
Die Entwicklung der Förderrichtlinie „Klimaangepasstes Waldmanagement PLUS“ ist das Ergebnis intensiver Zusammenarbeit zwischen dem Bundesumweltministerium und verschiedenen Fachbehörden. Die Umsetzung des Programms wird von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) koordiniert, die bereits ab sofort potenzielle Antragstellende berät. Die Möglichkeit zur Antragstellung wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 eröffnet. Die Förderrichtlinie wurde von der Europäischen Kommission als beihilfekonform genehmigt, was die rechtliche Grundlage für die finanzielle Unterstützung bildet.
Erfolgreiche Umsetzungen: Beispiele aus der Praxis
Bereits vor der Einführung des neuen Förderprogramms gab es Initiativen, die zeigen, wie nachhaltiges Waldmanagement in der Praxis aussehen kann. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg in Baden-Württemberg. Hier bereitet der 25-jährige Student David Mauch seine Masterarbeit über die Auswirkungen des Klimawandels auf das Baumwachstum vor. Die Hochschule legt großen Wert auf eine multifunktionale Waldwirtschaft und integriert moderne digitale Technologien in die Ausbildung. Virtuelle Exkursionen und digitale Managementsysteme ergänzen den direkten Waldbesuch und bereiten die Studierenden auf die Herausforderungen der modernen Forstwirtschaft vor.
Ein weiteres Beispiel findet sich in München, wo der Tierschutzverein München e.V. im Jahr 2024 die erste Auswilderungsstation für Wildvögel eröffnete. Auf etwa 200 Quadratmetern wurden zehn Volieren errichtet, um heimische Wildvögel nach Verletzungen oder Krankheiten wieder in die Freiheit zu entlassen. Dieses Projekt reagiert auf die zunehmenden Notfälle durch menschgemachte Lebensraumverluste und den Klimawandel, die zu Hungersnöten und Nistplatzmangel führen. Finanziert wird das Projekt ohne staatliche Zuschüsse, wobei pro Voliere etwa 10.000 Euro an Kosten anfallen. Mit der „Aktion Vogelfrei“ ruft der Verein zu Spenden auf, um den Bau der Volieren zu unterstützen.
Ein Blick über die Grenzen: Internationale Initiativen
Auch international gibt es Bestrebungen, Wälder zu schützen und wiederherzustellen. In England plant der National Trust, in Zusammenarbeit mit einem von der britischen Regierung finanzierten Projekt, fast 500.000 Bäume in diesem Winter zu pflanzen. Ziel ist es, umfangreiche Wälder, Waldweiden, Hecken und Obstgärten zu schaffen, um die Biodiversität zu fördern und Lebensräume für Wildtiere bereitzustellen. Ein herausragendes Projekt ist die Pflanzung von 30.000 Bäumen auf dem Gelände der Buckland Abbey in Devon, das Lebensräume für Arten wie die Fritillarie-Schmetterlinge und Schleiereulen schaffen soll. Insgesamt sollen bis März 519 Hektar neue bewaldete Lebensräume entstehen, die auch zur Kohlenstoffbindung und somit zum Klimaschutz beitragen.
Fazit: Ein gemeinsamer Weg in die Zukunft
Die Einführung der Förderrichtlinie „Klimaangepasstes Waldmanagement PLUS“ markiert einen bedeutenden Schritt in Deutschlands Bemühungen, seine Wälder für zukünftige Generationen zu erhalten und gleichzeitig den Klimaschutz voranzutreiben. Durch die finanzielle Unterstützung von Maßnahmen, die die Resilienz und Biodiversität der Wälder fördern, wird ein Anreiz für Waldbesitzende geschaffen, nachhaltige Praktiken zu implementieren. Erfolgreiche Projekte, sowohl national als auch international, dienen dabei als Vorbilder und zeigen, dass gemeinschaftliches Engagement und innovative Ansätze entscheidend sind, um den Herausforderungen des Klimawandels und des Biodiversitätsverlustes zu begegnen.
Quellen:
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Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). (2024). „Bundesumweltministerium unterstützt Waldbesitzende mit neuem Förderprogramm für Ökosystemleistungen des Waldes.“ Verfügbar unter: https://www.bmu.de/pressemitteilung/bundesumweltministerium-unterstuetzt-waldbesitzende-mit-neuem-foerderprogramm-fuer-oekosystemleistungen-des-waldes
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WELT. (2024). „Wie der Wald zum Förster kommt.“ Verfügbar unter: https://www.welt.de/252979896
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BILD. (2024). „Münchens erste Auswilderungsstation.“ Verfügbar unter: https://www.bild.de/cmsid/66b21297bbc68865e502d4d2
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