Mehr Fledermäuse in Berlin – ein Erfolg für den Naturschutz!

Berlin beheimatet eine erstaunliche Vielfalt an Fledermäusen. Als heimliche Jäger der Nacht sind sie essenziell für das ökologische Gleichgewicht, indem sie Schädlinge regulieren und zur Bestäubung beitragen. Besonders erfreulich sind aktuelle Entwicklungen aus Spandau, wo die Zahl der Fledermäuse in einem Winterquartier durch gezielte Schutzmaßnahmen erheblich gestiegen ist. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe dieses Erfolgs und zeigt, wie gezielter Artenschutz dazu beitragen kann, gefährdete Populationen zu stabilisieren.

Fledermäuse in Berlin: Arten und Lebensräume

In Berlin sind insgesamt 18 Fledermausarten nachgewiesen worden, von denen mindestens zwölf auch in der Stadt überwintern (NABU, 2024). Diese Tiere nutzen verschiedenste Quartiere: Von Baumhöhlen über Spalten in Gebäuden bis hin zu Kellern und Bunkern. Ein herausragendes Beispiel ist die Zitadelle Spandau, eines der bedeutendsten Winterquartiere Mitteleuropas mit über 10.000 überwinternden Fledermäusen (Senatsverwaltung für Umwelt, 2023).

Fledermäuse  in Berlin sind stark an ihre Umwelt angepasst und benötigen bestimmte klimatische Bedingungen für ihren Winterschlaf. Da sie Insektenfresser sind, müssen sie in den kalten Monaten Energie sparen. Störungen während dieser Phase können lebensbedrohlich sein, weshalb geschützte Winterquartiere eine zentrale Rolle im Fledermausschutz spielen (Meyer et al., 2021).

Schutzmaßnahmen und deren Auswirkungen

Die steigende Anzahl an Fledermäusen in einem Spandauer Winterquartier zeigt, dass gezielte Schutzmaßnahmen wirksam sind. Durch die Arbeit von NABU Berlin und zahlreichen Ehrenamtlichen wurde das Quartier mit speziellen Einflugschlitzen und Holzbetonkästen optimiert. Diese Maßnahmen bieten den Tieren nicht nur Schutz vor Witterungseinflüssen, sondern auch vor Störungen durch Menschen oder Fressfeinde (NABU, 2024).

Seit der Optimierung des Quartiers ist die Zahl der überwinternden Fledermäuse von neun auf 33 gestiegen – eine mehr als Verdopplung. Ein besonders seltenes Phänomen konnte dabei dokumentiert werden: Fledermäuse, die sich während des Winterschlafs paaren. Dies unterstreicht, dass das Quartier ideale Bedingungen für ihre Fortpflanzung bietet (NABU Berlin, 2024).

Ähnliche Schutzmaßnahmen wurden in der Vergangenheit an anderen Standorten durchgeführt. So hat eine Studie gezeigt, dass die Bereitstellung von geeigneten Quartieren und die Reduzierung von Störungen einen direkten Einfluss auf die Populationsgröße hat (Dietz et al., 2019). Maßnahmen wie die Begrünung von Fassaden, der Erhalt alter Bäume und die Schaffung von Wasserstellen helfen ebenfalls, Fledermäusen das Überleben in urbanen Räumen zu erleichtern (Voigt et al., 2020).

Die Bedeutung des Fledermausschutzes

Fledermäuse spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem. Als nachtaktive Insektenjäger halten sie Schädlingspopulationen in Schach, was sich positiv auf die Landwirtschaft und den Gartenbau auswirkt. So kann eine einzige Fledermaus pro Nacht mehrere Hundert Insekten verzehren, darunter auch forst- und landwirtschaftliche Schädlinge wie die Raupen des Eichenprozessionsspinners (Steffens & Tschapka, 2018).

Trotz ihrer Bedeutung sind Fledermäuse weltweit bedroht. Ursachen sind unter anderem der Verlust von Lebensräumen, der Einsatz von Pestiziden, Lichtverschmutzung und der Klimawandel (Jones et al., 2021). Insbesondere urbane Fledermauspopulationen stehen vor Herausforderungen, da viele ihrer traditionellen Quartiere in alten Gebäuden oder Baumhöhlen verschwinden (Müller et al., 2022).

Herausforderungen und zukünftige Perspektiven

Trotz positiver Entwicklungen gibt es weiterhin Herausforderungen im Fledermausschutz. So ist die Zerstörung von Quartieren durch Bauprojekte ein großes Problem. Fledermäuse nutzen oft Dachstühle oder Spalten in Gebäuden als Sommerquartiere, die durch Sanierungen oder Abriss verloren gehen (Roemer et al., 2021). Hier könnten gesetzliche Vorgaben und gezielte Aufklärung von Bauherren helfen, alternative Quartiere zu schaffen.

Ein weiteres Problem stellt der zunehmende Einsatz von Beleuchtung in Städten dar. Künstliches Licht kann das Jagdverhalten der Fledermäuse beeinflussen und bestimmte Insektenarten in beleuchteten Bereichen konzentrieren, was wiederum Fledermäuse aus ihren natürlichen Jagdrevieren verdrängt (Lewanzik & Voigt, 2019).

Um die langfristige Stabilität der Fledermauspopulationen zu gewährleisten, sind kombinierte Maßnahmen erforderlich: Der Erhalt und die Schaffung von Quartieren, die Reduktion von Störungen in Winterquartieren und die Berücksichtigung von Fledermäusen bei Bau- und Stadtplanungsprojekten (Haupt et al., 2023).

Die positive Entwicklung der Fledermauspopulation in Berlin, insbesondere in Spandau, zeigt, dass gezielte Schutzmaßnahmen Wirkung zeigen. Die Verdopplung der Fledermauszahlen in einem Winterquartier ist ein ermutigendes Zeichen für den Naturschutz und verdeutlicht, dass auch in städtischen Gebieten Maßnahmen zur Erhaltung gefährdeter Arten erfolgreich sein können.

Um diesen Trend fortzusetzen, bedarf es weiterhin eines Engagements von Naturschutzorganisationen, Behörden und der Bevölkerung. Durch einfache Maßnahmen wie das Anbringen von Fledermauskästen, die Reduktion von Lichtverschmutzung und den Schutz alter Gebäude und Bäume kann jeder einen Beitrag zum Schutz dieser faszinierenden Tiere leisten.

 

Literaturverzeichnis

  • Dietz, C., von Helversen, O. & Nill, D. (2019). Die Fledermäuse Europas. Kosmos Verlag.
  • Haupt, M., Voigt, C.C. & Lewanzik, D. (2023). ‚Urban bats: challenges and conservation in light-polluted environments‘. Journal of Urban Ecology, 9(2), pp. 112-130.
  • Jones, G., Jacobs, D.S., Kunz, T.H., Willig, M.R. & Racey, P.A. (2021). ‚Carpe noctem: the importance of bats as bioindicators‘. Biological Conservation, 297, p. 109777.
  • Lewanzik, D. & Voigt, C.C. (2019). ‚Artificial light puts ecosystem services of frugivorous bats at risk‘. Journal of Applied Ecology, 56(6), pp. 1411-1422.
  • Meyer, C.F., Frick, W.F. & Kingston, T. (2021). ‚Bats in the Anthropocene: conservation of bats in a changing world‘. Conservation Biology, 35(2), pp. 483-492.
  • Müller, J., Bässler, C. & Brandl, R. (2022). ‚Habitat loss and fragmentation drive local extinction of forest bats‘. Global Ecology and Biogeography, 31(7), pp. 1352-1361.
  • NABU Berlin (2024). ‚Fledermausschutz in Berlin‘. [online] Verfügbar unter: https://berlin.nabu.de/news/2024/34513.html [Zugriff am 07. Februar 2025].
  • Roemer, G., Johnson, W. & Miller, B. (2021). ‚Impact of urbanization on bat populations‘. Urban Ecology Journal, 16(4), pp. 215-230.
  • Senatsverwaltung für Umwelt (2023). ‚Artenschutz in Berlin: Fledermäuse‘. [online] Verfügbar unter: https://www.berlin.de/sen/uvk/natur-und-gruen/naturschutz/artenschutz [Zugriff am 07. Februar 2025].
  • Steffens, R. & Tschapka, M. (2018). Fledermäuse und ihre Ökosystemleistungen. Springer Verlag.
  • Voigt, C.C., Rex, K. & Lewanzik, D. (2020). ‚Bat conservation in urban environments‘. Trends in Ecology & Evolution, 35(11), pp. 985-995.

 

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