Kann IKEA’s Growroom helfen Gemüse vor Ort anzubauen?
Die Urbanisierung schreitet weltweit in rasantem Tempo voran. Laut den Vereinten Nationen leben bereits mehr als 55 % der Weltbevölkerung in Städten – bis 2050 soll dieser Anteil auf fast 70 % steigen (United Nations, 2019). Diese Entwicklung bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich: schrumpfende Grünflächen, Umweltverschmutzung und ein wachsendes Bedürfnis nach nachhaltiger Lebensmittelproduktion. Gleichzeitig rückt das Thema Ernährungssicherheit in den Fokus, da Transportwege für Lebensmittel länger werden und klimatische Veränderungen die Landwirtschaft unter Druck setzen.
In vielen Städten mangelt es an Platz für traditionelle Gärten, und der Zugang zu frischen, lokal angebauten Lebensmitteln ist oft begrenzt. Urbane Landwirtschaft kann hier eine Lösung bieten, doch viele bestehende Konzepte scheitern an Platzmangel oder hohen Kosten. Eine innovative Antwort auf dieses Problem liefert das Open-Source-Projekt „The Growroom“, das Menschen weltweit dazu inspiriert, ihren eigenen vertikalen Garten zu bauen.
Die Lösung: IKEA’s Growroom – Ein urbanes Gartenprojekt mit Open-Source-Charakter
IKEA’s Growroom ist eine kugelförmige, mehrstöckige Gartenstruktur, die es ermöglicht, auf kleinstem Raum vertikal Pflanzen anzubauen. Entwickelt wurde das Konzept von SPACE10, dem Innovationslabor von IKEA, in Zusammenarbeit mit den dänischen Architekten Sine Lindholm und Mads-Ulrik Husum (SPACE10, 2017). Die Idee hinter „The Growroom“ ist einfach: eine lokale, nachhaltige und platzsparende Möglichkeit zur Lebensmittelproduktion für städtische Gemeinschaften.
Die Konstruktion besteht aus 17 Schichten Sperrholz, die mit einfachen Werkzeugen wie einem Gummihammer und Schrauben montiert werden können. Statt wie klassische IKEA-Produkte in einem Flatpack geliefert zu werden, stehen die Baupläne als Open-Source-Dateien kostenlos zur Verfügung. Nutzer können die Pläne herunterladen und in lokalen Werkstätten mit CNC-Fräsen die benötigten Holzteile zuschneiden lassen (IKEA Museum, 2022). Diese Herangehensweise reduziert nicht nur die Transportkosten, sondern fördert auch die lokale Wertschöpfung.
Die kugelförmige Struktur hat einen Durchmesser von 2,8 Metern und eine Höhe von 2,5 Metern, wodurch sie sich gut für öffentliche Plätze oder Gemeinschaftsgärten eignet (Designboom, 2017). Dank ihrer offenen Konstruktion erhält jede Pflanze ausreichend Licht und Wasser, während Besucher durch die Struktur hindurchgehen und die Pflanzen von verschiedenen Ebenen aus erreichen können.
Die Entstehung des Projekts: Wer steckt dahinter?
SPACE10 wurde von IKEA gegründet, um zukunftsweisende Lösungen für nachhaltiges Leben zu entwickeln. Das Innovationslabor hat seinen Sitz in Kopenhagen und arbeitet an Projekten in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, urbane Mobilität und nachhaltige Architektur (SPACE10, 2023).
Mit IKEA’s Growroom wollte SPACE10 ein Projekt ins Leben rufen, das nachhaltige Lebensmittelproduktion nicht nur zugänglich, sondern auch ästhetisch ansprechend macht. Die Entscheidung, die Pläne als Open-Source bereitzustellen, zeigt das Engagement für eine dezentrale und gemeinschaftsorientierte Zukunft.
Seit der Veröffentlichung der Baupläne wurde IKEA’s Growroom weltweit nachgebaut. Städte wie Helsinki, San Francisco und Taipeh haben das Konzept übernommen und erfolgreich in öffentliche Parks und urbane Gärten integriert (Designboom, 2017).
Erfolgreiche Umsetzung: Praxisbeispiele aus der ganzen Welt
In vielen Städten wird IKEA’s Growroom bereits als soziale Begegnungsstätte, Bildungsplattform und nachhaltige Lebensmittelquelle genutzt.
1. Berlin: Der Prinzessinnengarten
Ein bemerkenswertes Beispiel für urbane Landwirtschaft ist der Prinzessinnengarten in Berlin-Kreuzberg. Was einst eine Brachfläche war, ist heute ein florierendes Gemeinschaftsprojekt, in dem Bürger Gemüse und Kräuter anbauen. Die Beete sind mobil und können bei Bedarf an einen anderen Standort verlegt werden. Das Konzept von IKEA’s Growroom passt perfekt in dieses Umfeld, da es wenig Platz benötigt und sich flexibel einsetzen lässt (Plantura, 2023).
2. Andernach: Die „Essbare Stadt“
Ein weiteres Vorzeigeprojekt ist die Stadt Andernach in Rheinland-Pfalz, die sich selbst als „essbare Stadt“ bezeichnet. Hier wurden öffentliche Grünflächen in Gärten umgewandelt, in denen Bürger frei ernten können. Diese Initiative fördert nicht nur die Eigenversorgung, sondern stärkt auch das Bewusstsein für nachhaltige Landwirtschaft (Plantura, 2023).
3. Taipei: Nachhaltigkeit in Asien
In Taipeh, Taiwan, wurde IKEA’s Growroom in mehreren Stadtvierteln errichtet. Die Regierung fördert Projekte zur urbanen Landwirtschaft, um die Lebensmittelversorgung nachhaltiger zu gestalten. Hier wird die Struktur als Bildungsplattform für Schulen genutzt, um Kindern die Bedeutung von nachhaltigem Anbau näherzubringen (Designboom, 2017).
IKEA’s Growroom : Ein Modell für die Stadt der Zukunft
IKEA’s Growroom zeigt eindrucksvoll, wie sich Design, Nachhaltigkeit und Gemeinschaftsgeist verbinden lassen. In einer Zeit, in der Städte immer dichter besiedelt werden und der Klimawandel die Landwirtschaft herausfordert, bietet dieses Konzept eine greifbare Lösung für nachhaltige Lebensmittelproduktion.
Das Open-Source-Design ermöglicht es Menschen weltweit, ihre eigene Version von IKEA’s Growroom zu bauen – egal ob in Hinterhöfen, Gemeinschaftsgärten oder auf öffentlichen Plätzen. Das Projekt beweist, dass urbane Landwirtschaft keine Utopie ist, sondern eine reale Möglichkeit, Städte grüner, nachhaltiger und lebenswerter zu machen.
Quellenverzeichnis (Harvard Referencing)
- Designboom (2017) The Growroom: IKEA’s innovation lab open sources flat-pack garden. Available at: https://www.designboom.com/design/ikea-space10-the-growroom-flat-pack-spherical-garden-02-20-2017/ (Accessed: 29 January 2025).
- IKEA Museum (2022) The Growroom – The future is green. Available at: https://ikeamuseum.com/en/whats-on/exhibitions/the-growroom/ (Accessed: 29 January 2025).
- Plantura (2023) Urbane Landwirtschaft: Definition & Beispiele in Deutschland. Available at: https://www.plantura.garden/gruenes-leben/wissen/urbane-landwirtschaft (Accessed: 29 January 2025).
- SPACE10 (2017) The Growroom: Food-Producing Architecture. Available at: https://space10.com/project/the-growroom/ (Accessed: 29 January 2025).
- SPACE10 (2023) About SPACE10. Available at: https://space10.com/about/ (Accessed: 29 January 2025).
- United Nations (2019) World Urbanization Prospects. Available at: https://population.un.org/wup/ (Accessed: 29 January 2025).
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