Wie ein persönliches Ziel zur Bewegung wurde
Felicia hatte keinen universitären Hintergrund in ihrer Familie. Für sie war das keine Hürde, sondern eine Motivation, sich ihren Traum von einem Studium zu verwirklichen. Ihre Eltern hatten keine finanziellen Mittel, um sie zu unterstützen, aber das hielt sie nicht auf. Heute weiß sie, dass es nicht jeder so leicht hat wie sie. Nicht jeder hat das Selbstvertrauen oder die Möglichkeiten, sich den Weg in die Hochschullandschaft zu ebnen – und gerade für viele junge Menschen aus Arbeiterfamilien ist der Traum von einer akademischen Ausbildung oft ein entfernter Wunsch. Hier setzt die Organisation ArbeiterKind.de an, bei der Felicia aktiv ist.
ArbeiterKind.de setzt sich für eine Bildungslandschaft ein, die allen Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und sozialen Stellung offensteht. Und das ist mehr als ein abstraktes Ziel – es ist eine Bewegung, die in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht hat. Doch was steckt hinter dieser Initiative, die weit mehr ist als nur eine Organisation? Wie entsteht Veränderung, wenn der Weg aus dem Bildungssystem nicht für alle gleichermaßen zugänglich ist?
Das Problem der Bildungsungerechtigkeit
In Deutschland sind Bildungswege nach wie vor stark von der sozialen Herkunft abhängig. Zwar gibt es eine Vielzahl von Förderprogrammen und Initiativen, die Jugendlichen aus bildungsfernen Familien den Zugang zu höherer Bildung erleichtern sollen. Doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Der Bildungsweg eines Kindes wird auch heute noch zu oft durch die Herkunft der Eltern bestimmt. Statistiken belegen, dass Kinder aus Akademikerfamilien eine weit höhere Wahrscheinlichkeit haben, selbst ein Studium zu beginnen, als Kinder aus nicht-akademischen Haushalten. Das bedeutet nicht nur ungleiche Chancen im späteren Leben, sondern auch, dass eine ganze Generation von talentierten jungen Menschen ihre Potenziale nicht entfalten kann, weil sie der Zugang zu höherer Bildung verwehrt bleibt.
Einer der Gründe für diese soziale Kluft im Bildungswesen ist der Mangel an Orientierung und Unterstützung für Studierende aus Arbeiterfamilien. Diese jungen Menschen müssen nicht nur die finanziellen Hürden des Studiums überwinden, sondern kämpfen auch oft mit Unsicherheiten, ob sie sich in der akademischen Welt überhaupt zurechtfinden werden. Sie haben keinen familiären Bezug zum Hochschulsystem, niemanden, der sie berät oder sie mit den spezifischen Anforderungen vertraut macht. Das führt zu einem enormen Gefühl der Isolation und Überforderung.
Hier setzt ArbeiterKind.de an, um genau diese Lücke zu füllen und jungen Menschen zu helfen, ihre Träume zu verwirklichen – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft.
Die Entstehung von ArbeiterKind.de: Eine Bewegung wird groß
ArbeiterKind.de wurde 2008 von einer Gruppe engagierter Studierender und Absolventen gegründet, die selbst aus Arbeiterfamilien stammten und die Herausforderungen der akademischen Welt aus eigener Erfahrung kannten. Die Gründer wollten eine Plattform schaffen, auf der sich Menschen mit ähnlichen Erfahrungen austauschen und gegenseitig unterstützen konnten. Heute ist die Organisation ein bundesweit tätiges Netzwerk mit über 60.000 Mitgliedern und einer Vielzahl von lokalen Gruppen, die an Universitäten und Fachhochschulen aktiv sind.
Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendlichen aus bildungsfernen Familien den Weg in die Hochschule zu ebnen und sie während ihres gesamten Studiums zu begleiten. „Es geht uns nicht nur darum, den Zugang zur Universität zu erleichtern, sondern auch darum, den Studierenden das nötige Selbstvertrauen zu geben, ihre Ziele zu verfolgen“, erklärt Felicia, die heute als ehrenamtliche Mentorin bei ArbeiterKind.de tätig ist. Sie ist Teil einer Bewegung, die jungen Menschen zeigt, dass auch sie eine Chance auf eine akademische Ausbildung haben können, egal aus welchem Umfeld sie stammen.
Die Gründer von ArbeiterKind.de waren davon überzeugt, dass Bildungsgerechtigkeit nicht nur ein schöner Traum, sondern eine Realität sein muss. Und sie wussten, dass dies nicht von heute auf morgen geschehen kann. Die Organisation begann zunächst mit einem kleinen Kreis von Unterstützern, die ihre eigenen Erfahrungen weitergaben und anderen den Weg in das Studium erleichterten. Heute sind es über 1000 Mentorinnen und Mentoren, die bei der Organisation aktiv sind und eine riesige Zahl von Studierenden und Studieninteressierten unterstützen.
Bildungswege öffnen: So funktioniert das Mentoring-Modell von ArbeiterKind.de
Der Erfolg von ArbeiterKind.de beruht auf einem einfachen, aber sehr wirkungsvollen Konzept: Mentoring. Studierende aus bildungsfernen Familien werden von erfahrenen Mentoren begleitet, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das Mentoring-Modell hilft nicht nur, bürokratische Hürden zu überwinden, sondern auch, die persönliche Unsicherheit vieler Studienanfänger zu beseitigen.
Dabei geht es nicht nur um die Studienwahl oder das Ausfüllen von Anträgen, sondern auch um die vielen kleinen und großen Fragen des Studienalltags, die für Studierende aus akademischen Familien selbstverständlich sind, aber für viele junge Leute aus Arbeiterfamilien völlig neu. Was bedeutet es, sich im Hochschulalltag zurechtzufinden? Wie kann ich Netzwerke aufbauen? Wo finde ich Unterstützung, wenn ich Schwierigkeiten habe? Für all diese Fragen bietet ArbeiterKind.de konkrete und praktische Hilfe.
Felicia selbst erinnert sich gut an ihre eigene Unsicherheit zu Beginn ihres Studiums: „Ich war die erste in meiner Familie, die studiert hat. Niemand konnte mir sagen, wie das mit der Bewerbung läuft oder wie der Universitätsalltag überhaupt aussieht. Aber durch die Hilfe von Mentoren konnte ich meine Ängste überwinden und mich auf das Wesentliche konzentrieren: das Studium selbst.“ Diese Erfahrung teilt sie heute mit anderen jungen Menschen, die ähnliche Herausforderungen erleben.
Erfolgreiche Umsetzung realer Projekte: So kann es funktionieren
ArbeiterKind.de hat nicht nur eine beeindruckende Zahl an Mitgliedern, sondern kann auch konkrete Erfolge vorweisen. So gibt es zahlreiche Fälle, in denen junge Menschen dank der Unterstützung der Organisation ihren Weg ins Studium geschafft haben – trotz finanzieller Schwierigkeiten oder mangelnder Unterstützung durch das eigene familiäre Umfeld.
Ein solches Beispiel ist Anna, eine Studierende der Sozialwissenschaften, die ursprünglich aus einer kleinen Stadt in Sachsen kommt. Ihre Eltern waren beide Handwerker, und von der Idee eines Studiums war in ihrer Familie nie die Rede. Doch Anna hatte einen Traum: Sie wollte etwas verändern, sie wollte studieren. Dank der Hilfe von ArbeiterKind.de konnte sie nicht nur den Zugang zur Universität finden, sondern auch während ihres Studiums von der kontinuierlichen Unterstützung und den praktischen Ratschlägen ihrer Mentorin profitieren. Heute ist Anna selbst Mentorin bei ArbeiterKind.de und gibt ihre Erfahrungen an die nächste Generation weiter.
Die Erfolge solcher Geschichten sind es, die ArbeiterKind.de zu einer der erfolgreichsten Bildungsinitiativen in Deutschland machen. Sie zeigt, dass es nicht nur um den Zugang zu Bildung geht, sondern auch um die Begleitung auf dem Weg dorthin und darüber hinaus.
Die Zukunft der Bildungsinitiative: Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht
ArbeiterKind.de ist längst mehr als nur eine Organisation – es ist eine Bewegung, die nach wie vor auf dem Vormarsch ist. Die Idee, Bildung gerecht und für alle zugänglich zu machen, ist heute genauso relevant wie vor 15 Jahren, als die Initiative gegründet wurde. Doch die Herausforderungen sind noch lange nicht gemeistert. Der Bildungsweg bleibt auch weiterhin von der sozialen Herkunft geprägt, und viele junge Menschen aus Arbeiterfamilien stoßen nach wie vor an unsichtbare Barrieren, die sie von einer akademischen Karriere abhalten.
Die Gründer und Mentorinnen und Mentoren von ArbeiterKind.de wissen jedoch, dass jeder Erfolg, jeder junge Mensch, der den Weg ins Studium findet, ein kleiner Sieg für die Bildungsungerechtigkeit ist. Und so setzen sie ihren Einsatz fort, immer mit dem Ziel, die Gesellschaft ein Stück gerechter zu machen.
Quellen:
- ArbeiterKind.de. (n.d.). Unsere Geschichte und Mission. Abgerufen von https://www.arbeiterkind.de
- Deutsches Institut für Normung e.V. (2020). Bildungschancen in Deutschland: Eine Untersuchung. Abgerufen von https://www.din.de
- Statistisches Bundesamt. (2021). Bildung und Ausbildung in Deutschland. Abgerufen von https://www.destatis.de
- Bundeszentrale für politische Bildung. (2019). Bildungsungerechtigkeit in Deutschland: Ein Überblick. Abgerufen von https://www.bpb.de
guteideen.org © 2025 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel.