Ein verborgenes Energiepotenzial: Trillionen Tonnen Wasserstoff tief in der Erde

Ein verborgenes Energiepotenzial: Trillionen Tonnen Wasserstoff tief in der Erde

Ein ungelöstes Energieproblem

Die Welt steht vor einer gewaltigen Herausforderung: Der Bedarf an Energie steigt kontinuierlich, während fossile Ressourcen knapp werden und ihre Nutzung den Klimawandel verschärft. Obwohl erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft zunehmend ausgebaut werden, können sie bislang nur einen Teil des globalen Energiehungers stillen. Wasserstoff galt lange als Hoffnungsträger, doch dessen Produktion ist häufig energieintensiv und teuer, insbesondere wenn er als „grüner Wasserstoff“ durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen wird.

Eine neue Studie der U.S. Geological Survey, angeführt von Geoffrey Ellis, könnte nun einen Weg aus diesem Dilemma aufzeigen: Trillionen Tonnen geologischer Wasserstoff schlummern tief unter der Erdoberfläche – eine potenziell unerschöpfliche, klimafreundliche Energiequelle, die die Welt für Jahrhunderte versorgen könnte. Doch wie realistisch ist es, diese Ressourcen zu erschließen? Und welche Hürden stehen einer Nutzung im Weg?

Geologischer Wasserstoff: Das unterschätzte Potenzial

Wasserstoff, der durch geochemische Prozesse in der Erdkruste gebildet wird, wurde lange Zeit als wissenschaftliche Kuriosität betrachtet. Laut der Studie von Ellis könnte sich jedoch ein riesiges Potenzial hinter diesen natürlichen Vorkommen verbergen. Die geschätzten 6,2 Billionen Tonnen Wasserstoff übertreffen den Energiegehalt aller bekannten Erdgasreserven und könnten weltweit verteilt sein. Erste Funde in Albanien, Mali und Russland zeigen, dass diese Vorkommen tatsächlich zugänglich sein könnten.

Würde man lediglich zwei Prozent dieser Reserven nutzen, könnte der globale Wasserstoffbedarf für 200 Jahre gedeckt werden. Dies wäre ein gewaltiger Schritt hin zu einer emissionsfreien Energieversorgung und könnte die Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas drastisch reduzieren. Doch die große Frage bleibt: Wie kommt man an diesen Wasserstoff heran?

Die technische Herausforderung

Ein wesentliches Hindernis ist die Tiefe, in der diese Vorkommen liegen. Viele dieser Lagerstätten befinden sich mehrere Kilometer unter der Erdoberfläche oder offshore, was ihre Erschließung technisch anspruchsvoll und teuer macht. Für den Zugang zu geologischem Wasserstoff wären neuartige Bohrtechnologien erforderlich, die ähnlich wie in der Öl- und Gasindustrie funktionieren, jedoch speziell auf Wasserstoff angepasst werden müssten.

Ein weiterer Punkt ist die Infrastruktur. Um Wasserstoff im großen Stil zu nutzen, bedarf es umfangreicher Investitionen in Pipelines, Speichersysteme und Verteilernetze. Laut Prof. Bill McGuire vom University College London wäre eine solche Transformation ein „globales Mammutprojekt“. Trotzdem sind die Chancen enorm, wie ein Blick auf bisherige Erfolgsprojekte zeigt.

Pionierprojekte als Lichtblick

In Mali etwa betreibt ein kleines Team von Geologen eine Pilotanlage, die Wasserstoff aus geologischen Quellen extrahiert. Diese Anlage, betrieben von der Firma Hydroma, ist ein Beispiel dafür, wie solche Ressourcen erschlossen werden können. Gegründet von Aliou Diallo, einem Unternehmer mit einer Vision für eine klimaneutrale Zukunft, setzt Hydroma auf einfache, kosteneffiziente Methoden zur Wasserstoffgewinnung. Das Unternehmen wurde 2012 gegründet und hat seinen Sitz in Bamako. Es ist eine private Gesellschaft und beschäftigt etwa 50 Mitarbeiter. Das Projekt zeigt, dass geologischer Wasserstoff nicht nur ein theoretisches Konzept ist, sondern bereits in der Praxis umgesetzt wird.

Auch in Russland wurde 2021 ein bedeutender Fund von Wasserstoff gemacht. In der Region Samara entdeckten Wissenschaftler ein Feld, das als potenzielle Energiequelle für die umliegenden Industrien dienen könnte. Erste Tests zeigen, dass die Extraktion in großem Stil wirtschaftlich machbar ist, wenn die Technologie entsprechend skaliert wird.

Der Weg nach vorn

Die Erschließung geologischen Wasserstoffs steht noch am Anfang, doch die Perspektiven sind vielversprechend. Regierungen, Wissenschaftler und Unternehmen müssen zusammenarbeiten, um die Forschung voranzutreiben und die notwendigen Technologien zu entwickeln. Zusätzlich könnte eine internationale Kooperation dazu beitragen, die Investitionskosten zu teilen und Standards für den sicheren Umgang mit Wasserstoff zu setzen.

Langfristig könnte geologischer Wasserstoff nicht nur ein Beitrag zur Dekarbonisierung leisten, sondern auch geopolitische Spannungen reduzieren. Anders als Öl und Gas ist Wasserstoff weltweit verfügbar und könnte Ländern ohne fossile Ressourcen neue wirtschaftliche Perspektiven bieten.

Fazit

Die Entdeckung von geologischem Wasserstoff als potenzielle Energiequelle könnte eine Revolution in der globalen Energieversorgung einleiten. Obwohl die Herausforderungen bei der Erschließung erheblich sind, zeigt die Studie von Geoffrey Ellis, dass der Nutzen diese Hürden übersteigen könnte. Erste Pionierprojekte wie in Mali und Russland beweisen, dass geologischer Wasserstoff realistisch und wirtschaftlich nutzbar ist. Es bleibt abzuwarten, ob die Weltgemeinschaft die Chance ergreift, diese Ressource in den kommenden Jahrzehnten zu erschließen.

Quellen

 

guteideen.org © 2025 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel.

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