Der Wünschewagen: Letzte Herzenswünsche auf Reisen

Wenn das Leben zu Ende geht, treten oft Herzenswünsche in den Vordergrund, die zuvor unerreichbar schienen: ein letztes Mal das Meer sehen, an einer Familienfeier teilnehmen oder einen besonderen Ort aus der Kindheit besuchen. Für viele schwerstkranke Menschen bleiben solche Wünsche jedoch unerfüllt, da die Organisation solcher Vorhaben ihre Angehörigen oft überfordert und die notwendigen Ressourcen fehlen. Hier setzt das Projekt „Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) an, das seit 2014 letzte Herzenswünsche erfüllt und den Betroffenen sowie ihren Familien unvergessliche Momente schenkt.

Das Problem: Unerfüllte letzte Wünsche

Wenn das Lebensende naht, treten bei vielen Menschen letzte Herzenswünsche in den Vordergrund – Wünsche, die tief mit Erinnerungen, Emotionen und der eigenen Lebensgeschichte verbunden sind. Ein letzter Besuch am Meer, das Wiedersehen mit einem geliebten Familienmitglied oder das Erleben eines besonderen Ortes aus der Kindheit sind Beispiele für solche Anliegen. Doch obwohl diese Wünsche oft von großer emotionaler Bedeutung sind, sind sie für viele schwerkranke Menschen und ihre Familien nahezu unerreichbar. Der organisatorische Aufwand, die gesundheitlichen Einschränkungen der Betroffenen und fehlende finanzielle Mittel machen die Realisierung dieser Wünsche zu einer fast unüberwindbaren Hürde. Zusätzlich erfordert der Zustand der Betroffenen in vielen Fällen spezielle medizinische Betreuung sowie den Einsatz geeigneter Transportmittel. Solche Herausforderungen belasten die Angehörigen nicht nur logistisch, sondern auch emotional, da sie oft keine Möglichkeiten sehen, den Wunsch zu erfüllen. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit verstärkt die ohnehin schwierige Situation, die ein bevorstehender Abschied mit sich bringt.

Die Lösung: Der Wünschewagen des ASB

Der Arbeiter-Samariter-Bund erkannte diese Problematik und startete 2014 das Projekt „Wünschewagen – Letzte Wünsche wagen“. Inspiriert von einer ähnlichen Initiative in den Niederlanden begann der erste deutsche Wünschewagen beim ASB Regionalverband Ruhr in Essen. Ziel des Projekts ist es, schwerstkranken Menschen jeden Alters einen letzten Wunsch zu erfüllen.

Das Besondere: Der Wünschewagen wird ausschließlich durch Spenden finanziert und lebt vom Engagement ehrenamtlicher Helfer. Mittlerweile gibt es bundesweit 23 Wünschewagen, die in verschiedenen Regionen stationiert sind. Die Fahrten sind für die Fahrgäste und eine Begleitperson kostenfrei. Die Organisation arbeitet dabei unbürokratisch und schnell, um auch kurzfristige Wünsche zu erfüllen (ASB, o.J.).

Die Struktur und das Team

Der Wünschewagen ist Teil des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland e.V., einer gemeinnützigen Hilfsorganisation, die 1888 gegründet wurde. Die Helfer, die die Fahrten begleiten, sind überwiegend ehrenamtlich tätig und verfügen über medizinische oder pflegerische Qualifikationen. Sie sorgen dafür, dass die Fahrten nicht nur sicher, sondern auch angenehm verlaufen.

Die Fahrzeuge selbst sind speziell ausgestattete Krankenwagen, die auf die Bedürfnisse der Fahrgäste zugeschnitten sind. Neben einer komfortablen Trage und medizinischer Ausrüstung verfügen die Wagen über Annehmlichkeiten wie Panoramafenster, eine Musikanlage und eine Minibar. Ziel ist es, eine Atmosphäre zu schaffen, die der Reise einen besonderen Charakter verleiht (ASB Sachsen, o.J.).

Erfolgreiche Fahrten und bewegende Geschichten

Seit Beginn des Projekts konnten zahlreiche letzte Wünsche erfüllt werden, die den Betroffenen und ihren Familien unvergessliche Momente schenkten. Eine dieser Fahrten ermöglichte einem schwerkranken Vater, die Hochzeit seines Sohnes zu besuchen. Ohne den Wünschewagen wäre dies aufgrund seines gesundheitlichen Zustands nicht möglich gewesen.

In einem anderen Fall wünschte sich eine Frau, ein letztes Mal das Meer zu sehen. Trotz widriger Wetterbedingungen machte sich das Team mit ihr und ihren Angehörigen auf den Weg nach Travemünde. Am Ziel klarte der Himmel auf, und die Frau konnte gemeinsam mit ihren Liebsten einen sonnigen Tag am Strand verbringen – ein Moment voller Freude und Frieden, der allen Beteiligten in Erinnerung blieb (Nachrichten.ag, 2025).

Finanzierung und gesellschaftliche Bedeutung

Der Wünschewagen wird ausschließlich durch Spenden und Sponsoren finanziert. Unternehmen, Privatpersonen und Stiftungen tragen dazu bei, dass dieses einzigartige Angebot fortbestehen kann.

Die gesellschaftliche Relevanz des Projekts zeigt sich in den positiven Rückmeldungen der Betroffenen und ihrer Familien. Der Wünschewagen bietet nicht nur den Patienten selbst einen letzten Lichtblick, sondern schenkt auch den Angehörigen wertvolle Erinnerungen, die Trost spenden und den Abschied erleichtern.

Fazit

Der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie ehrenamtliches Engagement und gesellschaftliche Solidarät zusammenwirken können, um schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase besondere Momente zu schenken. Durch die Erfüllung letzter Herzenswünsche wird nicht nur das Leben der Betroffenen bereichert, sondern auch das ihrer Angehörigen, die Trost und Kraft aus den gemeinsamen Erlebnissen ziehen. Die unzähligen positiven Rückmeldungen und Erfolgsgeschichten zeigen, wie wertvoll und wichtig dieses Projekt ist.

Quellen

Arbeiter-Samariter-Bund (o.J.) Der Wünschewagen – Letzte Wünsche wagen. Verfügbar unter: https://www.wuenschewagen.de/ (Zugriff am 27. Dezember 2024).

ASB Sachsen (o.J.) Der ASB-Wünschewagen in Sachsen. Verfügbar unter: https://www.asb-sachsen.de/projekte/wuenschewagen (Zugriff am 27. Dezember 2024).

Nachrichten.ag (2025) Letzte Wünsche an der Ostsee: Karins Herzensreise im Wünschewagen. Verfügbar unter: https://nachrichten.ag/reisen/letzte-wuensche-an-der-ostsee-karins-herzensreise-im-wuenschewagen/ (Zugriff am 27. Dezember 2024).

Wonnegauer Magazin (o.J.) Ein letztes Mal Wünsche wagen. Verfügbar unter: https://www.wonnegauer-magazin.de/asb-wuenschewagen/ (Zugriff am 27. Dezember 2024).

 

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