Ein massives Problem im Bauwesen
Beton ist der Baustoff der Moderne. Seit der industriellen Revolution hat er sich zum wichtigsten Material für den Bau von Häusern, Brücken und Infrastrukturen entwickelt. Doch Beton bringt nicht nur Vorteile mit sich. Seine Herstellung ist enorm ressourcenintensiv, er ist schwer und beeinflusst sowohl die Baukosten als auch die Umweltbilanz negativ. Allein die Zementproduktion, ein Hauptbestandteil von Beton, ist für etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Zudem belastet das hohe Gewicht von Betonplatten die Tragstrukturen und erfordert massivere Fundamente.
Die Branche sucht daher seit Jahren nach Lösungen, die nachhaltiger, effizienter und kostengünstiger sind, ohne Kompromisse bei der Stabilität oder Sicherheit einzugehen. Genau an diesem Punkt setzt eine bahnbrechende Innovation aus Dänemark an: das BubbleDeck-System.
Die Revolution aus Dänemark: Was ist BubbleDeck?
Das BubbleDeck-System wurde in den 1990er Jahren von dem dänischen Ingenieur Jorgen Bruenig entwickelt. Der Ansatz basiert auf einer einfachen, aber genialen Idee: Den Beton nur dort einzusetzen, wo er strukturell benötigt wird. Der Rest wird durch hohle Kunststoffkugeln ersetzt. Diese Kugeln, meist aus recyceltem Kunststoff, werden zwischen der oberen und unteren Bewehrung von Betonplatten platziert. Der nicht tragende Beton wird somit durch ein leichteres Material ersetzt.
Das Ergebnis? Platten, die 25 bis 35 Prozent weniger wiegen als herkömmliche massive Betonplatten. Dadurch können Architekten und Ingenieure großzügigere Spannweiten realisieren, säulenfreie Räume gestalten und die Fundamente kleiner dimensionieren. Gleichzeitig wird die Menge an benötigtem Beton drastisch reduziert – ein echter Gewinn für die Umwelt und die Bauwirtschaft.
Die Menschen hinter der Innovation
Das Unternehmen BubbleDeck wurde offiziell im Jahr 1996 gegründet und entwickelte sich rasch zu einem Pionier im Bereich leichter Betonbausysteme. Jorgen Bruenig, selbst Bauingenieur mit jahrzehntelanger Erfahrung, führte das Unternehmen zunächst als kleines Ingenieurbüro. Die Rechtsform war zunächst eine GmbH („ApS“, die dänische Entsprechung), was es ermöglichte, mit einer schlanken Struktur flexibel auf Marktbedürfnisse zu reagieren.
Heute ist BubbleDeck in mehreren Ländern präsent, darunter Deutschland, die Niederlande und Kanada. Das Unternehmen beschäftigt rund 50 Mitarbeiter und arbeitet eng mit Lizenznehmern und Partnerfirmen zusammen, die das System lokal implementieren. Die Technologie wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit Innovationspreisen für nachhaltiges Bauen.
Nachhaltigkeit im Fokus
Ein zentraler Aspekt des BubbleDeck-Systems ist seine Umweltfreundlichkeit. Für jedes Kilogramm Kunststoff, das in den Kugeln verarbeitet wird, werden etwa 100 Kilogramm Beton eingespart. Dies reduziert nicht nur den Ressourcenverbrauch, sondern auch die CO2-Emissionen. Ein weiteres Plus: Die Kunststoffkugeln bestehen häufig aus recyceltem Material, wodurch Abfallstoffe sinnvoll wiederverwendet werden.
Zusätzlich trägt das geringere Gewicht der Konstruktionen zu einem effizienteren Materialeinsatz bei. Weniger Beton bedeutet weniger Transporte, weniger Energieverbrauch und weniger Bauabfälle. Diese Vorteile machen das System nicht nur für große Bauprojekte interessant, sondern auch für kleinere, ressourcenschonende Bauvorhaben.
Erfolgreiche Anwendungen weltweit
Das BubbleDeck-System hat sich in zahlreichen Projekten weltweit bewährt. Eines der prominentesten Beispiele ist das MediaCorp-Gebäude in Singapur, ein modernes Medienzentrum, das 2015 fertiggestellt wurde. Durch den Einsatz von BubbleDeck konnten dort große, stützenfreie Flächen geschaffen werden, was der Architektur mehr Flexibilität verlieh.
Ein weiteres beeindruckendes Beispiel ist die Oeresundbrücke, die Dänemark und Schweden verbindet. Obwohl das System hier nicht direkt in der Brückenkonstruktion eingesetzt wurde, kam es bei den angrenzenden Bauwerken zum Einsatz, um Material und Gewicht zu sparen. Ingenieure berichteten, dass die Bauzeit durch den Einsatz von BubbleDeck deutlich verkürzt wurde, da die vorgefertigten Elemente schnell montiert werden konnten.
In Deutschland hat das System ebenfalls Einzug gehalten. Beim Bau des neuen Terminalgebäudes am Flughafen Frankfurt wurde es genutzt, um große Flächen effizient und ressourcenschonend zu gestalten. Die Verantwortlichen waren vor allem von der Möglichkeit begeistert, Materialkosten zu senken und gleichzeitig die Umweltbelastung zu minimieren.
Die Herausforderungen und der Weg nach vorne
Trotz seiner vielen Vorteile ist das BubbleDeck-System nicht ohne Herausforderungen. Einige Bauherren stehen dem Einsatz von Kunststoff kritisch gegenüber, auch wenn dieser aus recyceltem Material besteht. Zudem erfordert die Planung von Projekten mit BubbleDeck eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekten, Ingenieuren und Bauunternehmen, da die Technik ein hohes Maß an Genauigkeit bei der Konstruktion voraussetzt.
Nichtsdestotrotz bleibt das Potenzial des Systems enorm. Mit wachsendem Umweltbewusstsein und strengeren Bauvorschriften für CO2-Emissionen könnte BubbleDeck in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen. Das Unternehmen arbeitet derzeit an weiteren Innovationen, wie zum Beispiel der Integration von smarten Technologien in die Betonelemente, um deren Leistung und Nachhaltigkeit weiter zu verbessern.
Fazit: Eine Technik mit Zukunft
Das BubbleDeck-System ist mehr als nur eine technische Spielerei. Es zeigt, wie durch innovative Ansätze traditionelle Probleme im Bauwesen gelöst werden können. Mit seiner Kombination aus Nachhaltigkeit, Effizienz und Flexibilität hat es das Potenzial, die Art und Weise, wie wir bauen, grundlegend zu verändern. Projekte weltweit beweisen, dass diese Technik nicht nur auf dem Papier funktioniert, sondern in der realen Welt erfolgreich eingesetzt wird.
Für Bauherren, die nach Möglichkeiten suchen, Kosten zu senken und gleichzeitig die Umwelt zu schonen, ist BubbleDeck eine vielversprechende Option – und vielleicht der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Bauzukunft.
Quellen
- Bruenig, J. (1996). „BubbleDeck Technology: A New Lightweight Concrete Slab System“. Veröffentlicht auf bubbledeck.com.
- „Sustainable Building with BubbleDeck“ (2021). Bericht des Green Building Councils, abrufbar unter www.worldgbc.org.
- Deutscher Ingenieurbaupreis (2017). „BubbleDeck als Beispiel für Innovation im Bauwesen“. www.ingenieurbaupreis.de.
- Bauforum24 (2020). „Einsatz von BubbleDeck am Flughafen Frankfurt“. Artikel online unter www.bauforum24.de.
- Singapur Architekturpreis (2016). „Das MediaCorp-Gebäude und die Rolle von BubbleDeck“. www.architecture-awards.sg.
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