Schulgärten für alle: Wie Schulen Kinder wieder mit der Natur verbinden können

Das Problem: Die wachsende Entfremdung von der Natur

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen ohne echte Naturerfahrungen auf. Statt draußen zu spielen, verbringen sie ihre Freizeit vor Bildschirmen. Die Folgen sind alarmierend: Bewegungsmangel, Übergewicht und ein mangelndes Verständnis für ökologische Zusammenhänge sind nur einige der Probleme, die Expertinnen und Experten wie Harald Lesch, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist, sowie Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik, kritisieren (Lesch und Zierer, 2021).

Der Zugang zur Natur ist entscheidend für die gesunde Entwicklung von Kindern. Der direkte Kontakt mit der Umwelt fördert nicht nur körperliche Aktivität, sondern auch ein nachhaltiges Bewusstsein und soziale Kompetenzen. Doch in städtischen Gebieten fehlt es zunehmend an Möglichkeiten, sich in der Natur aufzuhalten. Die Wissenschaftler betonen, dass diese Entfremdung langfristige Konsequenzen für die Gesellschaft und den Planeten haben könnte (BMEL, 2023).

Schulgärten als Lösung

Eine vielversprechende Antwort auf diese Herausforderungen liegt in der Einrichtung von Schulgärten. Schulgärten haben in Deutschland eine lange Tradition, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, und bieten vielfältige Möglichkeiten für den schulischen Alltag. In der DDR waren sie ein fester Bestandteil des Bildungssystems, gerieten jedoch nach der Wiedervereinigung etwas in Vergessenheit. Heute erleben sie eine Renaissance als pädagogisch wertvolle Lernorte (BMEL, 2023).

Die Vorteile von Schulgärten

Schulgärten bieten zahlreiche Vorteile für Kinder und Jugendliche:

  • Praktisches Lernen: Durch die Arbeit mit Pflanzen und Erde lernen Schülerinnen und Schüler, wie Lebensmittel entstehen, und entwickeln ein tieferes Verständnis für ökologische Prozesse (BNE-Portal, 2023).
  • Gesundheitliche Förderung: Der Anbau von Obst und Gemüse sensibilisiert für gesunde Ernährung und regt dazu an, sich mehr zu bewegen.
  • Förderung sozialer Kompetenzen: Gemeinsames Gärtnern stärkt Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und die Kommunikation untereinander.
  • Nachhaltigkeitsbewusstsein: Der direkte Kontakt mit der Natur fördert ein Verständnis für ökologische Zusammenhänge und die Bedeutung von Nachhaltigkeit.

Ein Schulgarten kann auch als Ort der Ruhe und Reflexion dienen, der Kindern in einer immer hektischeren Welt Entspannung bietet.

Erfolgreiche Beispiele aus der Praxis

Ein herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung eines Schulgartens findet sich an der Gesamtschule Papendorf. Dort betreiben Schülerinnen und Schüler einen Schulgarten mit Streuobstbäumen, aus deren Früchten sie Apfelsaft keltern. Diese Praxisprojekte verbinden theoretisches Wissen mit praktischen Fertigkeiten und stärken gleichzeitig den Teamgeist (BMEL, 2023).

Ein weiteres Vorzeigeprojekt ist das „GenerationenSchulGarten-Projekt“ in Koblenz. Dieses Programm fördert den intergenerationalen Austausch und bietet zugleich einen pädagogischen Mehrwert für Kinder und Jugendliche. Die dazugehörige Publikation „Praxis-Ratgeber Schulgarten“ enthält wertvolle Tipps für Schulen, die ähnliche Projekte umsetzen möchten (BNE-Portal, 2023).

Die Initiatoren: Harald Lesch und Klaus Zierer

Harald Lesch und Klaus Zierer gehören zu den prominentesten Fürsprechern für die Einführung von Schulgärten in Deutschland. Harald Lesch ist nicht nur Professor für Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, sondern auch ein bekannter Wissenschaftsjournalist. Klaus Zierer ist Professor für Schulpädagogik an der Universität Augsburg und setzt sich intensiv mit den Herausforderungen des deutschen Bildungssystems auseinander. In ihrem gemeinsamen Buch „Gute Bildung sieht anders aus“ kritisieren sie die Defizite im Bildungssystem und schlagen umfassende Reformen vor (Lesch und Zierer, 2021).

Herausforderungen bei der Umsetzung

Obwohl die Vorteile von Schulgärten unbestritten sind, gibt es auch Herausforderungen:

  1. Platzmangel: Besonders in urbanen Gebieten fehlt es oft an geeigneten Flächen.
  2. Personalmangel: Die Pflege eines Gartens erfordert engagierte Lehrkräfte und eventuell zusätzliche Kräfte.
  3. Finanzierung: Die Einrichtung und der Unterhalt eines Schulgartens sind kostenintensiv.

Um diesen Problemen zu begegnen, gibt es Förderprogramme, die Schulen unterstützen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bietet beispielsweise finanzielle Mittel sowie Informationsveranstaltungen und Materialien an (BMEL, 2023).

Fazit: Ein Weg in eine nachhaltige Zukunft

Schulgärten sind mehr als ein schönes Extra im Schulalltag. Sie sind Orte des Lernens, der Begegnung und der Entfaltung. Sie tragen dazu bei, Kinder wieder näher an die Natur zu bringen, und vermitteln gleichzeitig wichtige Werte wie Nachhaltigkeit und Verantwortung.

Die Forderung von Harald Lesch und Klaus Zierer nach einem flächendeckenden Einsatz von Schulgärten ist ein Appell an die Gesellschaft, in die Zukunft zu investieren. Mit der richtigen Unterstützung können Schulgärten zu einem festen Bestandteil des Bildungssystems werden und einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen und gesunden Gesellschaft leisten.


Quellen

BMEL (2023). Schulgärten – Bildung, Naturerlebnis und Ernährungskompetenz fördern. Verfügbar unter: https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/pflanzenbau/gartenbau/schulgaerten.html [Zugriff am 27. Dezember 2024].

BNE-Portal (2023). Praxis-Ratgeber Schulgarten. Verfügbar unter: https://www.bne-portal.de/bne/shareddocs/lernmaterialien/de/pl-information-3-2013-praxisratgeber-schulgarten.html [Zugriff am 27. Dezember 2024].

Lesch, H. und Zierer, K. (2021). Gute Bildung sieht anders aus. München: Knaur.

MZ.de (2023). Wissenschaftler fordern mehr Schulgärten in Deutschland. Verfügbar unter: https://www.mz.de/deutschland-und-welt/wissenschaftler-fordern-mehr-schulgarten-in-deutschland-3971926 [Zugriff am 27. Dezember 2024].

 

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