Kann Kunst aus Strandmüll die Aufmerksamkeit auf das immer größer werdende Problem werfen?
An den Stränden der Welt zeichnen sich bedrückende Szenarien ab: Statt makelloser Sanddünen und kristallklarem Wasser übersäen Plastikflaschen, Verpackungen und Mikroplastik die Küsten. Laut einer Studie der Umweltorganisation WWF landen jährlich etwa 8 Millionen Tonnen Plastik im Meer (WWF, 2022). Diese Abfallmengen bedrohen nicht nur die Meeresökosysteme, sondern wirken sich auch auf die menschliche Gesundheit aus. Mikroplastik wird inzwischen in Trinkwasser, Lebensmitteln und sogar in der Atemluft nachgewiesen.
Trotz der alarmierenden Zahlen bleibt das Thema für viele abstrakt. Strandmüllverschwindet oft aus dem Sichtfeld, wird exportiert oder verbrannt – und die langfristigen Auswirkungen werden verdrängt. Zwei kreative Küpfe, Angelo Schmitt und Maria Cornelia Schuckart, setzen genau hier an. Mit ihren Projekten möchten sie nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch konkrete Veränderungen bewirken.
Kunst aus Strandmüll: Kunst, die aufrüttelt
Angelo Schmitt und seine „Shades of Trash“
Angelo Schmitt hat eine Mission: Mit seinen „Shades of Trash“ verwandelt er gesammelten Strandmüll in Kunstwerke, die auf die Verschmutzung der Strände aufmerksam machen sollen. Der deutsche Designer, der heute zwischen Europa und Asien pendelt, hat bereits hunderte Strände weltweit bereist. „Was ich gesehen habe, war erschütternd“, sagt er. „Von den philippinischen Küsten bis hin zu den Stränden in Spanien – überall derselbe Anblick: Plastik, so weit das Auge reicht.“
Schmitt sammelt den Strandmüll selbst, oft unter schwierigen Bedingungen. Seine Werke – von bunten Skulpturen bis hin zu riesigen Wandinstallationen – sind eine Art visuelles Tagebuch. Jedes Werk erzählt eine Geschichte: Die „Fischsirene“ besteht aus Fischernetzen, die er an der Nordsee fand, kombiniert mit Plastikspielzeug aus Bali.
Die Botschaft dahinter ist eindeutig: „Jeder dieser Gegenstände war einst in Menschenhand. Jeder von uns trägt Verantwortung.“ Schmitt arbeitet mit Schulen und Museen zusammen, um seine Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Sein Projekt begann 2017, als er beschloss, seinen Job in der Werbebranche aufzugeben und sich vollzeit dem Umweltschutz zu widmen. „Ich wollte etwas mit Substanz schaffen,“ sagt er. Mittlerweile ist er als Einzelunternehmer registriert und finanziert seine Projekte durch Spenden und den Verkauf seiner Kunst.
Maria Cornelia Schuckart: Von der Designerin zur Trash-Künstlerin
Während Schmitt auf die Verschmutzung der Strände fokussiert ist, verfolgt Maria Cornelia Schuckart einen anderen Ansatz. Die ausgebildete Modedesignerin beschäftigte sich ursprünglich mit nachhaltiger Mode, bevor sie ihren Fokus auf Kunst aus Strandmüll verlagerte. Heute bügelt, verschweißt und vernäht sie Plastikmaterial, um daraus innovative Produkte wie Taschen, Lampenschirme und Kleidungsstücke zu entwerfen.
„Ich wollte zeigen, dass selbst die Dinge, die wir wegwerfen, noch einen Wert haben,“ erklärt Schuckart. Ihre Inspiration fand sie auf Reisen durch Südostasien, wo sie hautnah miterlebte, wie Strandmüll die Landschaft und das Leben der Menschen beeinträchtigt. „Es war ein Wendepunkt. Ich konnte nicht mehr zurück in meinen alten Alltag.“
Ihr Studio befindet sich in Flensburg, und ihre Werke sind aktuell im Museumsberg Flensburg ausgestellt. Besonders beliebt sind ihre „Plastikpatchwork“-Taschen, die aus bunten Folien bestehen, die sie auf Recyclinghöfen und bei Strandreinigungsaktionen sammelt. „Jedes Stück ist ein Unikat und erzählt seine eigene Geschichte,“ sagt sie.
Das Besondere an Schuckarts Ansatz ist, dass sie bewusst mit lokalen Gemeinschaften zusammenarbeitet. In einem aktuellen Projekt kooperiert sie mit einer Gruppe von Frauen aus Indonesien, die traditionelle Techniken des Flechtens auf recyceltes Plastik anwenden. Ihre Firma, eine kleine GmbH, wurde 2019 gegründet und zählt mittlerweile drei Angestellte.
Kunst aus Strandmüll: Und die Wirkung.
Beide Designer beweisen, dass Kreativität und Engagement echte Veränderungen bewirken können. Eine von Schmitts Skulpturen, ein sechs Meter großes Walmodell aus Plastikflaschen, wurde 2022 in einer Kampagne der Vereinten Nationen verwendet. „Das war ein Meilenstein. Es zeigt, dass Kunst wirklich etwas bewirken kann,“ sagt Schmitt stolz.
Schuckart hingegen konnte mit ihrer Kunst aus Strandmüll große Einzelhändler für nachhaltige Mode inspirieren. Eine ihrer Taschenlinien wird mittlerweile in einem Fair-Trade-Laden in Berlin verkauft. Außerdem erhält sie regelmäßig Einladungen zu internationalen Designausstellungen.
Auch in der Bildungsarbeit sind beide aktiv. Schmitt organisiert Workshops, bei denen Schüler selbst Kunst aus Strandmüll schaffen. „Wenn Kinder verstehen, wie viel Müll sie im Alltag produzieren, kann das langfristig Verhaltensänderungen bewirken,“ erklärt er. Schuckart setzt auf lokale Recyclingprojekte und hat in Zusammenarbeit mit Schulen ein Programm entwickelt, bei dem Strandmüll in den Unterricht integriert wird.
Fazit: Kleine Schritte, große Wirkung
Die Kunst aus Strandmüll von Angelo Schmitt und Maria Cornelia Schuckart sind ein Beweis dafür, dass Kunst eine starke Waffe im Kampf gegen Umweltverschmutzung sein kann. Sie zeigen auf kreative Weise, wie wir mit Engagement, Innovation und einer Portion Idealismus etwas bewirken können. Ihre Projekte laden uns ein, unser eigenes Verhalten zu hinterfragen und Verantwortung zu übernehmen.
Die Welt versinkt im Plastik, doch dank Menschen wie Schmitt und Schuckart gibt es Hoffnung. Ihre Kunst zeigt uns, dass auch der größte Berg aus Müll eine zweite Chance verdient – und dass Veränderung möglich ist, wenn wir sie gemeinsam anpacken.
Quellenangaben
- WWF (2022). „Jährlich 8 Millionen Tonnen Plastik im Meer“. https://www.wwf.de
- United Nations Environment Programme (2022). „Global Plastic Waste Management“. https://www.unep.org
- Museumsberg Flensburg. „Kunst aus Strandmüll Aktuelle Ausstellungen“. https://www.museumsberg-flensburg.de
- Fair Trade Alliance Berlin. „Kunst aus Strandmüll – Sustainable Design Initiatives“. https://www.fairtrade-berlin.org
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