Ein bedrohtes Paradies
Korallenriffe sind das schillernde Herz der Ozeane. Sie bieten Lebensraum für ein Viertel aller marinen Arten, schützen Küsten vor Erosion und unterstützen Millionen von Menschen weltweit durch Fischerei und Tourismus. Doch dieser Schatz ist in Gefahr. Eine Kombination aus steigenden Meerestemperaturen, Verschmutzung und Überfischung hat dazu geführt, dass Korallenriffe in erschreckendem Tempo schrumpfen. Schätzungen zufolge sind weltweit bereits mehr als 50 Prozent der Korallenriffe verloren gegangen. Besonders hart trifft es Länder wie Kuba, die nicht nur von der Krise betroffen sind, sondern auch mit begrenzten Ressourcen zu deren Bekämpfung kämpfen müssen.
In der Provinz Matanzas, berühmt für ihre unberührte Natur, sah es lange Zeit besonders düster aus. Doch genau hier begann eine bemerkenswerte Initiative, die nicht nur Hoffnung bringt, sondern auch zeigt, was engagierte Einzelpersonen bewirken können.
Der Anfang von ¡Viva el Vivero!
Asa Miller, ein 17-jähriger angehender Meeresbiologe aus Hartsdale, New York, ist der Kopf hinter ¡Viva el Vivero! („Lang lebe das Aufzuchtsbecken!“). Seine familiären Wurzeln in Kuba gaben ihm schon früh eine tiefe Verbundenheit zu der Insel und ihren einzigartigen Ökosystemen. Im Jahr 2022, als er erstmals von den Wiederaufbauversuchen der Korallenriffe in Matanzas las, war er sofort fasziniert. Er erkannte nicht nur die Dringlichkeit des Problems, sondern auch das Potenzial, durch gezielte Maßnahmen etwas zu bewirken.
Bereits im Folgejahr startete er ¡Viva el Vivero!, eine internationale Kampagne zur Wiederherstellung der kubanischen Korallenriffe. Die Initiative, die schnell an Aufmerksamkeit gewann, verbindet wissenschaftliche Expertise mit kreativem Engagement. Heute ist das Projekt nicht nur eine Hoffnungsträgerin für Kubas Umwelt, sondern hat auch mehrere renommierte Auszeichnungen im Bereich Naturschutz erhalten.
Wie alles begann
Miller reiste mehrmals nach Matanzas, um sich ein genaues Bild von der Lage zu machen. Dort führte er ausgedehnte Gespräche mit lokalen Tauchern, Wissenschaftlern und Umweltschützern, die seit Jahren an der Rettung der Riffe arbeiten. „Es war beeindruckend zu sehen, mit wie viel Leidenschaft und Einsatz diese Menschen trotz begrenzter Mittel arbeiten“, sagt Miller.
In enger Zusammenarbeit mit diesen Experten half er, Daten zu analysieren und herauszufinden, welche der bestehenden Korallen-Aufzuchtsbecken die höchsten Überlebensraten aufwiesen. Er erstellte detaillierte Karten der Restaurierungsprojekte, die als Grundlage für weitere Arbeiten dienten. Zurück in New York gründete er an seiner Highschool einen Club für Meeresbiologie, um Spenden zu sammeln. Die Mittel wurden genutzt, um Werkzeuge und Materialien für die Wiederanpflanzung der Korallen zu kaufen.
Erfolgsgeheimnisse und die Kraft der Gemeinschaft
Das Projekt unterscheidet sich von anderen durch seine enge Verzahnung von lokaler und internationaler Zusammenarbeit. Ein besonderes Highlight war ein von Miller produzierter Kurzfilm, der die Wiederherstellungsmethoden seines Teams dokumentierte. Der Film diente nicht nur als Leitfaden für andere Entwicklungsländer, sondern gewann auch Preise auf internationalen Filmfestivals.
Die Initiative hat bereits beachtliche Ergebnisse erzielt. Dank der unterstützenden Mittel konnten mehr als 5.000 Korallenfragmente erfolgreich in Riffe eingepflanzt werden. Die Erfolgsquote, gemessen an der langfristigen Überlebensrate der Korallen, liegt bei beeindruckenden 80 Prozent. „Wir können das Rad nicht neu erfinden, aber wir können lernen, wie wir es besser nutzen“, sagt Miller.
Ein Schüssel zum Erfolg war dabei die Wahl der Rechtsform. ¡Viva el Vivero! wurde als gemeinnützige Organisation registriert, um Spenden steuerlich absetzbar zu machen und mehr Transparenz zu schaffen. Mit einer Kernmannschaft von 15 engagierten Freiwilligen und einem Netzwerk von über 100 Unterstützern ist das Projekt heute ein leuchtendes Beispiel für kollektive Handlungsfähigkeit.
Inspiration für andere Projekte
Die Geschichte von ¡Viva el Vivero! hat auch andere inspiriert. In einem viel beachteten Fall entschied sich eine Schule in Costa Rica, die Methoden von Miller’s Team zu adaptieren. Mit finanzieller Unterstützung durch internationale Partner konnten sie ein eigenes Korallen-Aufzuchtsbecken errichten. Solche Anektoden zeigen, wie weitreichend die Wirkung eines gut durchdachten Projekts sein kann.
Neben dem sichtbaren Erfolg ist die Initiative auch ein Weckruf. „Es geht nicht nur um Kuba oder um Korallen. Es geht darum, wie wir mit unserer Umwelt umgehen“, sagt Miller. Seine Vision ist es, ein globales Bewusstsein für den Schutz von Korallenriffen zu schaffen – und gleichzeitig zu zeigen, dass jeder Einzelne einen Unterschied machen kann.
Ein Blick in die Zukunft
Was kommt als Nächstes für ¡Viva el Vivero!? Miller und sein Team planen, die Arbeit auf andere Regionen Kubas auszudehnen. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung eines digitalen Portals, das es anderen Entwicklungsländern ermöglicht, die Restaurierungsprozesse effizient zu replizieren. Dabei soll auch künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um Daten über die Gesundheit von Korallen zu analysieren und die besten Praktiken weltweit zu verbreiten.
Mit seiner Leidenschaft, seiner Energie und dem Rückenwind von bisherigen Erfolgen zeigt Asa Miller eindrucksvoll, was alles möglich ist. Seine Arbeit erinnert uns daran, dass echte Veränderung oft von Einzelpersonen ausgeht – und dass ein kleiner Schritt in die richtige Richtung einen großen Unterschied machen kann.
Quellen
- Coral Reef Alliance (2023): „The State of Coral Reefs Worldwide.“ [Online] Verfügbar unter: https://www.coral.org/en/state-of-coral-reefs/
- Marine Conservation Institute (2022): „Why Coral Reefs Matter.“ [Online] Verfügbar unter: https://marine-conservation.org/what-we-do/coral-conservation/
- National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) (2023): „Coral Restoration Strategies.“ [Online] Verfügbar unter: https://www.noaa.gov/coral-restoration
- Interview mit Asa Miller (2023): Durchgeführt von der Redaktion, Hartsdale, NY
guteideen.org © 2024 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel.