Das Projekt Rooftop Gewächshaus: Wie ein Gewächshaus auf dem Dach Wasserkrisen begegnen will
Wasser ist das Lebenselixier der Erde, doch für fast zwei Milliarden Menschen weltweit ist der Zugang zu sauberem Wasser ein täglicher Kampf (Gleick, 2014). In trockenen Regionen, in denen es kaum regnet, verschärfen extreme Temperaturen die ohnehin schon schwierigen Lebensbedingungen. Die Landwirtschaft leidet unter Wassermangel, und damit auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Der Klimawandel verschlimmert die Situation zusätzlich, indem er die Trockenperioden verlängert und die Temperaturen weiter in die Höhe treibt (IPCC, 2022).
Besonders in ländlichen Regionen ohne Zugang zu moderner Infrastruktur wirkt sich Wasserknappheit verheerend auf die Lebensqualität aus. Frauen und Kinder verbringen oft Stunden mit dem Sammeln von Wasser, während Schulen und Gesundheitszentren unter unhygienischen Bedingungen arbeiten müssen. Diese drängenden Herausforderungen erfordern innovative Ansätze, um nicht nur Wasser effizienter zu nutzen, sondern auch neue Quellen zu erschließen. Eine dieser Innovationen ist das Projekt Rooftop Gewächshaus, das eine nachhaltige Lösung für Wasser- und Lebensmittelknappheit bietet.
Die Lösung: Das Projekt Rooftop Gewächshaus, das Wasser produziert
Das Projekt Rooftop Gewächshaus ist eine bahnbrechende Erfindung, die Wasserknappheit und Ernährungsunsicherheit in einem System vereint. Entwickelt von einer Gruppe junger Ingenieurinnen und Ingenieure der Hochschule Bochum, kombiniert es die natürliche Fähigkeit der Luft, Wasser zu speichern, mit einem innovativen Kondensationsprinzip. Das Ergebnis: ein Gewächshaus, das in der Lage ist, bis zu sieben Liter sauberes Wasser pro Tag zu erzeugen.
Der Mechanismus ist einfach, aber effektiv. Tagsüber wird warme Luft im Gewächshaus gesammelt, die Feuchtigkeit aufnimmt. In der Nacht, wenn die Temperaturen fallen, wird die warme Luft durch kühlere Luft ersetzt. Dieser Temperaturwechsel führt zur Kondensation, bei der Wasser an einer speziell entwickelten Folie abperlt. Dieses Wasser wird in einer Regenrinne aufgefangen und zur Bewässerung der Pflanzen im Gewächshaus genutzt. Die Idee nutzt somit die natürlichen klimatischen Extreme – Hitze am Tag und Kälte in der Nacht – als Ressource, anstatt sie als Hindernis zu betrachten.
Der Ursprung: Ein Team mit Vision und Tatkraft
Das Projekt Rooftop ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Bochum und Wilo, einem weltweit führenden Hersteller von Pumpensystemen. Die Gründerinnen und Gründer des Projekts, ein interdisziplinäres Team aus Ingenieurwissenschaften, Umwelttechnik und Agrarökologie, sahen die Notwendigkeit, den Zugang zu Wasser und Nahrung in wasserarmen Regionen grundlegend zu verbessern.
Die Entwicklung des Projekt Rooftop Gewächshaus begann als Teil eines Hochschulwettbewerbs, bei dem nachhaltige Lösungen für globale Probleme gesucht wurden. Die Idee überzeugte nicht nur die Jury, sondern auch Expertinnen und Experten aus der Industrie. Mittlerweile hat das Projekt den Sprung von der akademischen Idee zur realen Anwendung geschafft und wird von einer kleinen, gemeinnützigen Organisation geführt, die das Gewächshaus in trockenen Regionen implementiert.
Die Rechtsform der Organisation, eine gemeinnützige GmbH (gGmbH), erlaubt es, Gewinne direkt in weitere Projekte zu reinvestieren. Die Gründer betonen, dass sie mit minimalen Ressourcen gestartet sind, aber durch Förderungen und Partnerschaften mit Unternehmen wie Wilo inzwischen eine solide Basis geschaffen haben. Seit der Gründung des Projekt Rooftop Gewächshaus vor vier Jahren hat das Team nicht nur das Produkt weiterentwickelt, sondern auch mehrere erfolgreiche Pilotprojekte realisiert.
Erfolgreiche Pilotprojekte: Fakten und Geschichten aus der Praxis
Die Effektivität des Projekt Rooftop Gewächshaus wurde in mehreren Regionen getestet, darunter in der Sahelzone und in Teilen Indiens. In einem Dorf in Rajasthan, Indien, wurde das Gewächshaus in einer Gemeinde installiert, die zuvor fast ausschließlich von sporadischen Wasserlieferungen abhängig war. Innerhalb weniger Monate konnte die Gemeinschaft nicht nur genügend Wasser für den Anbau von Gemüse gewinnen, sondern auch Überschüsse auf dem lokalen Markt verkaufen.
Ein weiteres Beispiel stammt aus Äthiopien, wo das Projekt Rooftop Gewächshaus in einem Projekt zur Unterstützung von Frauenkooperativen eingesetzt wurde. Die Frauen berichteten, dass sie nicht nur ihre Ernährung verbessern konnten, sondern auch Zeit für andere wirtschaftliche Tätigkeiten gewannen, da sie weniger Zeit für die Wasserbeschaffung aufwenden mussten.
Die Zahlen sprechen für sich: Ein einzelnes Gewächshaus kann eine Familie mit bis zu 20 Quadratmetern Anbaufläche versorgen und jährlich über 2.500 Liter Wasser erzeugen. Die laufenden Kosten sind minimal, da das System fast vollständig passiv funktioniert. Die einzige Voraussetzung ist der Aufbau an einem Ort mit starken Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht – ein typisches Merkmal vieler trockener Regionen.
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Trotz der beeindruckenden Ergebnisse gibt es Herausforderungen. Die Installation der Gewächshäuser erfordert anfängliche Investitionen, die in armen Regionen oft schwer zu stemmen sind. Hier setzt das Team auf Partnerschaften mit NGOs und staatlichen Förderprogrammen. Auch die Schulung der Nutzerinnen und Nutzer ist entscheidend, um die langfristige Nutzung zu gewährleisten.
Die Vision der Gründer geht jedoch weit über einzelne Projekte hinaus. Langfristig wollen sie das Projekt Rooftop Gewächshaus so skalieren, dass es Millionen von Menschen zugutekommt. Eine Möglichkeit besteht darin, das System durch Mikrofinanzierungsmodelle zugänglich zu machen, bei denen die Nutzer die Kosten über mehrere Jahre abbezahlen können.
Darüber hinaus arbeitet das Team an der Integration weiterer Technologien, wie Solarenergie, um das System noch effizienter zu machen. Mit einer Kombination aus Wissenschaft, Engagement und der Unterstützung starker Partner könnte das Projekt Rooftop Gewächshaus ein Schlüssel zur Lösung globaler Wasserprobleme werden.
Quellen
- Gleick, P. H. (2014). „The World’s Water Volume 8: The Biennial Report on Freshwater Resources.“ Island Press.
- IPCC (2022). „Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability.“ URL: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/
- Hochschule Bochum (2024). „Innovative Projekte in der Umwelttechnik.“ URL: https://www.hs-bochum.de
- Wilo SE (2024). „Nachhaltigkeit und Wassertechnologien.“ URL: https://www.wilo.com
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