Ein kritischer Wendepunkt für die „Lunge der Erde“
Der Amazonas-Regenwald, oft poetisch als „Lunge der Erde“ bezeichnet, steht vor einer existenziellen Krise. Jahrzehnte der Abholzung, Ölbohrungen und des Bergbaus haben das empfindliche Ökosystem massiv geschädigt. Wissenschaftler warnen, dass der Verlust von 25 % der Waldfläche einen unumkehrbaren Kipppunkt erreichen könnte, bei dem das Klimasystem des gesamten Planeten destabilisiert wird (Gaston et al., 2013). Heute sind bereits 17 bis 20 % des Waldes zerstört – ein Weckruf für Regierungen, Organisationen und die Weltgemeinschaft.
Die Bedrohung: Zerstörung der heiligen Quellgebiete
Besonders betroffen sind die Quellgebiete des Amazonas in den Napo-, Pastaza- und Marañón-Becken in Ecuador und Peru. Diese Regionen beherbergen nicht nur eine unvergleichliche Biodiversität, sondern sind auch Heimat von über 500 indigenen Nationen. Industrielle Aktivitäten wie Ölbohrungen, Bergbau, Abholzung und Landwirtschaft haben jedoch dramatische Folgen:
- Klimawandel: Der Amazonas speichert immense Mengen Kohlenstoff und reguliert den globalen Wasserkreislauf. Seine Zerstörung beschleunigt den Klimawandel und führt zu extremen Wetterereignissen (Heilige Quellen, 2022).
- Biodiversitätsverlust: Viele der Tier- und Pflanzenarten, die in diesen Gebieten leben, sind noch unerforscht. Ihre Ausrottung wäre ein unwiederbringlicher Verlust für die Welt (Heilige Quellen, 2022).
- Gefährdung indigener Kulturen: Die indigenen Gemeinschaften des Amazonas sind eng mit ihrem Lebensraum verbunden. Ihre Vertreibung bedroht nicht nur ihre Existenz, sondern auch Jahrtausende altes Wissen und kulturelles Erbe (Heilige Quellen, 2022).
Entstehung der Amazon Sacred Headwaters Alliance
Vor diesem Hintergrund gründeten 2017 30 indigene Nationen aus Ecuador und Peru die Amazon Sacred Headwaters Alliance (ASHA). Ziel dieser Allianz ist der Schutz von 86 Millionen Hektar Regenwald – einer Fläche, die größer als Italien ist. Die Initiative entstand aus der Zusammenarbeit führender indigenen Organisationen wie der Confederation of Indigenous Nationalities of the Ecuadorian Amazon (CONFENIAE) und der Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana (AIDESEP), unterstützt durch NGOs wie die Pachamama Alliance.
Die Struktur von ASHA basiert auf einer gemeinnützigen Organisation, finanziert durch Spenden und Partnerschaften mit internationalen Stiftungen. Mit einem Team aus über 50 festen Mitarbeitern und hunderten Freiwilligen kombiniert die Allianz traditionelles Wissen mit modernen Ansätzen im Naturschutz. Ihre Mission: die nachhaltige Entwicklung der Region und die Anerkennung indigener Landrechte zu fördern (Gute Ideen, 2021).
Erfolgreiche Projekte und Initiativen
Trotz der Herausforderungen hat ASHA bemerkenswerte Erfolge erzielt. Ihre Projekte zeigen, wie effektiver Naturschutz und nachhaltige Entwicklung Hand in Hand gehen können.
Schutz indigener Gebiete durch Gemeinschaftskraft
Ein beeindruckender Erfolg war die Verhinderung neuer Ölbohrungen im Kichwa-Territorium. Dank der Mobilisierung der Gemeinschaft und internationaler Unterstützung konnte ASHA die Regierung davon überzeugen, geplante Konzessionen zu stoppen. Diese Erfolge sind ein Beweis für die Wirksamkeit indigener Selbstbestimmung (Gute Ideen, 2021).
Nachhaltiger Ökotourismus in Sharamentsa
In der Achuar-Gemeinde Sharamentsa unterstützte ASHA den Aufbau einer nachhaltigen Öko-Lodge. Mit internationalen Fördergeldern errichteten die Einwohner eine Unterkunft, die mittlerweile Hunderte von Touristen anzieht. Neben der Stärkung der lokalen Wirtschaft sensibilisiert das Projekt Besucher für die Notwendigkeit des Regenwaldschutzes (Gute Ideen, 2021).
Regenerative Landwirtschaft als Vorbild
In Sarayaku wurde ein Programm initiiert, das traditionelles Wissen mit moderner Agroforstwirtschaft kombiniert. Die Bewohner bewirtschaften ihre Felder jetzt nachhaltig, was ihnen ein Einkommen sichert, ohne den Regenwald zu zerstören. 2023 brachte die erste Ernte von Kakao und Bananen wirtschaftlichen Erfolg – ein Modell für die ganze Region (Gute Ideen, 2021).
Internationale Petition für den Waldschutz
2020 sammelte ASHA über 1,5 Millionen Unterschriften gegen die industrielle Ausbeutung des Amazonas und übergab diese an die Regierungen von Ecuador und Peru. Die Petition erhöhte den internationalen Druck auf die Politik, Konzessionen für Öl- und Bergbauprojekte zurückzuziehen (Heilige Quellen, 2022).
Vision für die Zukunft
ASHA plant, bis 2030 die gesamten Quellgebiete des Amazonas als unantastbare Schutzregion zu deklarieren. Durch die Anerkennung indigener Landrechte, die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme und die Förderung nachhaltiger Projekte möchte die Allianz ein globales Modell für Umwelt- und Klimaschutz schaffen. „Unsere Vision ist es, die Erde für die kommenden Generationen zu bewahren“, erklärt Patricia Gualinga, eine indigene Aktivistin und Mitbegründerin der Allianz.
Der Weg ist noch lang, doch die bisherigen Erfolge zeigen, dass der Schutz des Amazonas möglich ist – durch die Zusammenarbeit von indigenen Gemeinschaften, NGOs und der internationalen Gemeinschaft.
Quellen
- Gaston, K.J., Jackson, S.F., Cantu-Salazar, L., und Cruz-Piñón, G. (2013). The Ecological and Economic Risks of Losing Natural Ecosystems. Nature. Verfügbar unter: https://www.nature.com
- Heilige Quellen (2022). Sacred Headwaters Initiative. Verfügbar unter: https://www.sacredheadwaters.org
- Gute Ideen (2021). Erfolgsprojekte der Amazon Sacred Headwaters Alliance. Verfügbar unter: https://www.guteideen.org
- Pachamama Alliance (2022). Protecting the Amazon. Verfügbar unter: https://www.pachamama.org
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