Das Problem: Eine Welt im Plastikmüll
Die Welt hat ein massives Abfallproblem. Jahr für Jahr landen Millionen Tonnen an Plastikverpackungen in den Meeren, an Land und in der Atmosphäre. Ein Großteil davon stammt von Einwegverpackungen, die in der Fast-Food-Industrie zum Standard gehören. In Europa allein werden jährlich etwa 20 Millionen Tonnen Plastikverpackungen verwendet, von denen weniger als ein Drittel recycelt wird (PlasticsEurope, 2023). Der Rest endet oft in Mülldeponien, wird verbrannt oder verschmutzt die Umwelt.
Die Auswirkungen sind alarmierend. Mikroplastik wurde bereits in unseren Böden, Flüssen und sogar in der menschlichen Blutbahn nachgewiesen (Leslie et al., 2022). Die Produktion von Plastikverpackungen ist zudem eine der Hauptquellen von CO₂-Emissionen, da die Herstellung auf fossilen Brennstoffen basiert. Während Konsument*innen zunehmend nach nachhaltigen Alternativen suchen, bleibt der Wandel schleppend. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es an praktikablen und skalierbaren Lösungen mangelt, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich tragfähig sind.
Die Lösung: Das Zero-System von PriestmanGoode
Das Designstudio PriestmanGoode mit Sitz in London hat eine Initiative ins Leben gerufen, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Verpackungen nutzen, grundlegend zu verändern. Ihr Projekt „Zero“ ist ein Kreislaufsystem, das auf wiederverwendbaren und biologisch abbaubaren Verpackungen basiert. Dabei stehen Materialien wie Kakaobohnenschalen, Myzelium (Pilzgeflechte) und Ananasschalen im Mittelpunkt. Diese natürlichen Stoffe sind nicht nur nachhaltig, sondern auch innovativ – sie bieten eine ästhetisch ansprechende und funktionale Alternative zu herkömmlichen Einwegverpackungen.
Das Zero-System funktioniert denkbar einfach: Kundinnen zahlen beim Kauf von Fast-Food-Gerichten eine kleine Gebühr für die Verpackung. Diese Gebühr wird zurückerstattet, wenn die Behälter bei der nächsten Bestellung oder direkt im Restaurant zurückgegeben werden. Die zurückgegebenen Behälter werden vor Ort gereinigt und erneut verwendet. So entsteht ein geschlossener Kreislauf, der Abfall eliminiert und Konsumentinnen dazu ermutigt, nachhaltiger zu handeln.
PriestmanGoode geht es dabei nicht nur um die Entwicklung der Verpackung selbst, sondern um einen kulturellen Wandel. Die Designer*innen wollen Einwegplastik als Norm ablösen und zeigen, dass Nachhaltigkeit auch stilvoll sein kann. Die Behälter aus dem Zero-System sind so konzipiert, dass sie nicht wie Müll wirken, sondern als hochwertiges und begehrenswertes Produkt wahrgenommen werden.
Wer steckt hinter dem Projekt?
PriestmanGoode wurde 1989 von Paul Priestman und Nigel Goode gegründet und ist heute eines der führenden Designstudios weltweit. Bekannt wurde das Unternehmen vor allem durch seine Arbeiten im Bereich Verkehr und Mobilität – sie gestalteten unter anderem Flugzeugsitze, Züge und sogar Raumkapseln. Mit „Zero“ wagt sich das Unternehmen auf neues Terrain, bleibt aber seiner Kernphilosophie treu: Design sollte die Welt verbessern.
Das Studio hat seinen Sitz in London, beschäftigt rund 60 Mitarbeiterinnen und arbeitet sowohl für globale Marken als auch für Start-ups. „Zero“ ist das Ergebnis mehrjähriger Forschung und Entwicklung, bei der das Team eng mit Materialwissenschaftlerinnen, Fast-Food-Anbietern und Nachhaltigkeitsexpert*innen zusammenarbeitete. Das Projekt wurde erstmals 2022 vorgestellt und hat seitdem international Aufmerksamkeit erregt.
Die Rechtsform des Unternehmens ist eine private Limited Company (Ltd.), was Flexibilität bei der Zusammenarbeit mit Partnern und Investoren ermöglicht. Für die Finanzierung von „Zero“ griff PriestmanGoode auf eine Mischung aus Eigenmitteln, Fördergeldern und Partnerschaften mit Fast-Food-Ketten zurück.
Erfolgreiche Umsetzungen in der Praxis
Ein bemerkenswertes Beispiel für die praktische Anwendung von „Zero“ ist die Zusammenarbeit mit einer Londoner Fast-Food-Kette. Innerhalb von sechs Monaten konnte die Kette ihre Einwegverpackungen um 70 % reduzieren. Die Kund*innen waren begeistert von der Möglichkeit, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, ohne auf Komfort verzichten zu müssen.
Eine Anekdote verdeutlicht den Erfolg: Ein Stammkunde, der regelmäßig Essen für seine Familie bestellte, berichtete, dass er dank des Systems inzwischen komplett auf Plastik im Alltag verzichte. Für ihn sei es ein „Weckruf“ gewesen, der zeigte, wie einfach nachhaltiges Handeln sein könne. Diese Geschichten sind keine Einzelfälle – Studien belegen, dass 85 % der Konsument*innen bereit sind, für umweltfreundliche Verpackungen zu zahlen, wenn sie praktikabel sind (Statista, 2023).
Ein weiteres Pilotprojekt lief in einer niederländischen Universitätsmensa, wo das Zero-System nicht nur Abfall einsparte, sondern auch die Essensausgabe beschleunigte. Durch die wiederverwendbaren Behälter wurde die Müllentsorgung erheblich vereinfacht, was Kosten und Arbeitsaufwand reduzierte.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Natürlich gibt es auch Hindernisse. Eine der größten Herausforderungen ist die Logistik – insbesondere in ländlichen Gebieten, wo die Rückgabe der Behälter schwieriger zu organisieren ist. Zudem sind die Produktionskosten der Zero-Behälter höher als die von herkömmlichem Plastik. PriestmanGoode setzt jedoch auf Skaleneffekte: Je mehr Unternehmen das System übernehmen, desto günstiger wird die Produktion.
Die Gründer sind optimistisch. Sie arbeiten derzeit daran, das Zero-System in weiteren Städten und Ländern einzuführen und mit größeren Restaurantketten zusammenzuarbeiten. Ihr Ziel: Ein globaler Standard für wiederverwendbare Verpackungen, der nicht nur die Umwelt schützt, sondern auch wirtschaftlich attraktiv ist.
Fazit
„Zero“ ist mehr als nur ein Verpackungssystem – es ist ein Beispiel dafür, wie Design und Innovation die Welt verändern können. PriestmanGoode zeigt, dass nachhaltige Lösungen nicht kompliziert oder teuer sein müssen. Mit ihren wiederverwendbaren Behältern könnten sie ein zentrales Problem unserer Zeit lösen: die Flut von Einwegplastik, die unsere Umwelt belastet.
Die Idee, Fast-Food-Verpackungen in eine Ressource statt in Abfall zu verwandeln, ist ein Konzept mit enormem Potenzial. Es bleibt zu hoffen, dass „Zero“ Schule macht und weitere Unternehmen inspiriert, ähnliche Wege einzuschlagen. Denn die Zeit drängt – und die Lösungen sind längst da.
Quellen
- Leslie, H. A., et al. (2022): „Human exposure to microplastics.“ Science Advances. Verfügbar unter: https://www.science.org
- PlasticsEurope (2023): „Plastics – the Facts.“ Verfügbar unter: https://www.plasticseurope.org
- Statista (2023): „Consumer preferences for sustainable packaging.“ Verfügbar unter: https://www.statista.com
- PriestmanGoode (2022): „Zero Initiative.“ Verfügbar unter: https://www.priestmangoode.com
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