Kiezanker 36: Der Treffpunkt für Nachbarn im Wrangelkiez

Kiezanker 36 und sein Kiez: Wandel und Herausforderungen

Der Wrangelkiez in Berlin-Kreuzberg ist ein Schmelztiegel der Kulturen und Lebenswelten. Doch in den letzten Jahren haben Gentrifizierung, steigende Mieten und soziale Ungleichheiten das Viertel stark verändert. Traditionelle Nachbarschaftsstrukturen wurden durch die Verdrängung einkommensschwacher Bewohnerinnen erschüttert, während der öffentliche Raum zunehmend durch Müll, Drogenkonsum und fehlende Spielmöglichkeiten für Kinder belastet wurde. Diese Entwicklungen führten zu einem erhöhten Bedarf an sozialen Anlaufstellen, die den Zusammenhalt fördern und den Bewohnerinnen Unterstützung bieten.

Die Entstehung des Kiezanker 36: Ein Ort für alle

Inmitten dieser Herausforderungen entstand der Kiezanker 36 als Antwort auf die dringenden Bedürfnisse des Viertels. Das Gebäude in der Cuvrystraße 13/14 blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Mitte der 1960er Jahre als Jugendfreizeitheim „Pink-Pong“ erbaut, musste es 1997 aufgrund von Vandalismus schließen. Bereits ein Jahr später, 1998, wurde es unter der Trägerschaft des Nachbarschaftshaus Centrum e.V. als Familien- und Nachbarschaftszentrum wiedereröffnet, mit dem Ziel, Beratungs- und Bildungsangebote für Eltern aus der Nachbarschaft bereitzustellen (Familienzentrum Wrangelkiez, n.d.).

Seit März 2015 wird das Zentrum vom Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH), einer Stiftung des öffentlichen Rechts, getragen. Das PFH ist bekannt für seine Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Ausbildung von Erzieher*innen in Berlin (Familienzentrum Wrangelkiez, n.d.).

Angebote und Projekte: Vielfalt für den Kiez

Der Kiezanker 36 versteht sich als offener Ort der Begegnung für die gesamte Nachbarschaft. Das täglich geöffnete Café Cuvry lädt zum Verweilen ein und bietet Raum für Austausch bei Tee, Kaffee und Gebäck. Darüber hinaus gibt es ein breites Spektrum an Angeboten, darunter interkulturelle Familienfrühstücke, Musik-, Kunst- und Theatergruppen, Sportangebote wie Eltern-Kind-Turnen und Qi Gong sowie Lernhilfen für Schulkinder (Hilfelotse Berlin, n.d.).

Ein herausragendes Beispiel für das Engagement des Kiezanker 36 ist die Initiative „Kinder besetzen Spielplatz“. Im Sommer 2020, angesichts der schlechten Zustände der Spielplätze im Wrangelkiez, organisierten das Team des Mehrgenerationenhauses gemeinsam mit Kindern und Fachkräften von drei Kinderläden eine Besetzung eines nahegelegenen Spielplatzes. Sie räumten den Platz auf und machten medienwirksam auf die Missstände aufmerksam. Das Bezirksamt reagierte prompt mit Umbauarbeiten: Der Sand wurde gereinigt und neue Spielgeräte installiert. Diese Aktion zeigte den Kindern, dass sie durch gemeinsames Engagement Veränderungen bewirken können (Mehrgenerationenhäuser, 2020).

Erfolgreiche Netzwerkarbeit und politische Teilhabe

Der Kiezanker 36 legt großen Wert auf Vernetzung und politische Bildung. So ist er Teil des Kitanetzwerks Kiezanker 36, das pädagogische und politische Themen des Stadtteils verbindet und durch öffentliche Aktionen auf Missstände aufmerksam macht. Ein Beispiel hierfür ist der jährliche Laternenumzug mit der Drachenfrau Fumara, der pädagogische Inhalte mit Stadtteilthemen verknüpft (Deutscher Kita-Preis, n.d.).

Zudem bietet der Kiezanker 36 Raum für Bürgerinitiativen und Gruppen, die sich für soziale Belange einsetzen. So fanden beispielsweise die Vorbereitungen für Demonstrationen gegen steigende Mieten im Mehrgenerationenhaus statt. Durch solche Aktivitäten fördert der Kiezanker 36 die politische Teilhabe und ermutigt die Bewohner*innen, sich aktiv in die Gestaltung ihres Lebensumfelds einzubringen (Mehrgenerationenhäuser, 2020).

Ein Haus für alle Generationen

Als Mehrgenerationenhaus bietet der Kiezanker 36 Angebote für Menschen aller Altersgruppen. Von Eltern-Kind-Gruppen über Seniorentreffs bis hin zu interkulturellen Veranstaltungen – das Zentrum fördert den Austausch zwischen den Generationen und Kulturen und stärkt so den sozialen Zusammenhalt im Kiez (Pestalozzi-Fröbel-Haus, n.d.).

Die Offenheit gegenüber neuen Ideen und die Bereitschaft, auf die Bedürfnisse der Nachbarschaft einzugehen, zeichnen die Arbeit des Kiezanker 36 aus. So werden regelmäßig neue Projekte initiiert, die sich an den aktuellen Themen und Herausforderungen des Viertels orientieren. Ein Beispiel hierfür ist die mobile Stadtteilarbeit, die darauf abzielt, zentrale Themen, die die Menschen in den Kiezen bewegen, zu identifizieren und gemeinsam anzugehen, um zur Verbesserung der Lebenssituation beizutragen (Familienzentrum Wrangelkiez, n.d.).

Fazit: Ein Anker im Kiez

Der Kiezanker 36 ist mehr als nur ein Nachbarschaftszentrum. Er ist ein lebendiger Ort der Begegnung, des Austauschs und des gemeinsamen Engagements. Durch seine vielfältigen Angebote und Projekte trägt er maßgeblich dazu bei, den sozialen Zusammenhalt im Wrangelkiez zu stärken und den Bewohner*innen Raum für Teilhabe und Mitgestaltung zu bieten. In Zeiten des Wandels und der Herausforderungen ist der Kiezanker 36 ein unverzichtbarer Anker für die Menschen im Viertel.

Quellenangaben

 

 

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