Wie BIKEYGEES e.V. geflüchtete Frauen mobil macht: Freiheit auf zwei Rädern

Das Problem das BIKEYGEES erkannt hat: Eingeschränkte Mobilität für geflüchtete Frauen

In vielen Herkunftsländern ist es Frauen nicht gestattet oder gesellschaftlich nicht akzeptiert, Fahrrad zu fahren. In Ländern wie Afghanistan, Iran oder Saudi-Arabien (bis 2013) war das Radfahren für Frauen verboten oder wurde massiv missbilligt. Diese Einschränkungen setzen sich oft im Exil fort, wo fehlende Mobilität die Integration und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschwert. Ohne die Fähigkeit, sich unabhängig fortzubewegen, sind alltägliche Aufgaben wie der Besuch von Sprachkursen, Einkaufen oder die Teilnahme am sozialen Leben eine Herausforderung.

Zudem sind öffentliche Verkehrsmittel nicht immer zuverlässig oder sicher, was die Situation weiter erschwert. Die fehlende Mobilität beeinträchtigt nicht nur die physische Bewegungsfreiheit, sondern auch das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit der betroffenen Frauen.

Die Lösung: BIKEYGEES e.V.

BIKEYGEES e.V. ist ein interkulturelles Projekt aus Berlin, das sich zum Ziel gesetzt hat, Frauen mit Migrations- oder Fluchterfahrung das Fahrradfahren beizubringen. Gegründet wurde der gemeinnützige Verein am 21. Oktober 2016 von Annette Krüger und Anne Seebach. Die Initiative begann bereits im September 2015, als die beiden Gründerinnen in einer Berliner Notunterkunft geflüchteten Frauen das Radfahren beibrachten. Aufgrund der positiven Resonanz entstand daraus der Verein, der mittlerweile zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen zählt (BIKEYGEES, 2024a).

Der Verein bietet nicht nur praktischen Radfahrunterricht an, sondern auch mehrsprachigen Verkehrsunterricht und Grundlagen der Fahrradreparatur. Ziel ist es, den Frauen Mobilität und damit ein Stück Unabhängigkeit und Freiheit zu ermöglichen. Durch das Fahrradfahren können sie ihren Alltag eigenständiger gestalten und aktiver am gesellschaftlichen Leben teilnehmen (BIKEYGEES, 2024b).

Erfolgreiche Umsetzung und beeindruckende Zahlen

Seit seiner Gründung hat der Verein bemerkenswerte Erfolge erzielt. Bis zum Sommer 2023 wurden über 1.000 Trainings durchgeführt und mehr als 1.700 Frauen und Mädchen das Fahrradfahren beigebracht. Zudem wurden über 600 Fahrrad-Sets, bestehend aus Fahrrad, Helm und Schloss, an die Teilnehmerinnen übergeben (Wikipedia, 2024).

Die Erfolgsgeschichte des Vereins hat weltweit Aufmerksamkeit erregt. So besuchte im März 2023 die britische Königin Camilla während ihres Berlin-Aufenthalts Vertreterinnen von BIKEYGEES im Café Refugio in Neukölln, wo der Verein sein Büro hat. Dieser Besuch unterstreicht die internationale Anerkennung und Bedeutung des Projekts (Berliner Abendblatt, 2023).

Persönliche Geschichten: Mobilität als Schlüssel zur Integration

Die Geschichten der Teilnehmerinnen verdeutlichen den Einfluss von BIKEYGEES auf das Leben geflüchteter Frauen. Eine Teilnehmerin berichtet:

„Das Fahrradfahren macht meinen Alltag leichter. Ich fahre jeden Tag damit zum Deutschkurs, das spart viel Zeit. Die Busse und Bahnen sind oft nicht pünktlich, daher ist das Fahrrad die beste und einfachste Möglichkeit, sich fortzubewegen. Und es spart nicht nur Zeit, sondern ist auch gesund, weil ich so jeden Tag Sport mache.“

Eine andere Frau erzählt:

„Ich bin in Saudi-Arabien aufgewachsen, aber in Saudi-Arabien fahren Mädchen nicht Rad. Der beste Moment war, als ich realisiert habe: Ich kann es. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es so schnell lernen kann. Wenn man es nicht ausprobiert, ist da immer diese Angst.“

Diese persönlichen Erfahrungen zeigen, wie das Erlernen des Fahrradfahrens nicht nur die physische Mobilität erhöht, sondern auch das Selbstbewusstsein stärkt und zur Integration in die Gesellschaft beiträgt.

Auszeichnungen und Anerkennung

BIKEYGEES wurde für sein Engagement mehrfach ausgezeichnet. 2017 erhielt der Verein den Hatun-Sürücü-Preis für besonderes Engagement für Mädchen und junge Frauen sowie den Preis des Bündnisses für Demokratie und Toleranz für vorbildliche Arbeit. 2018 folgten der 1. Platz des Deutschen Fahrradpreises und der „Respekt gewinnt!“-Preis. Diese Ehrungen unterstreichen die Bedeutung und den Erfolg des Projekts (Wikipedia, 2024).

Fazit: Ein Vorbild für Integration und Empowerment

BIKEYGEES e.V. zeigt eindrucksvoll, wie ein einfaches Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad das Leben von Frauen mit Fluchterfahrung positiv verändern kann. Durch das Erlernen des Fahrradfahrens gewinnen die Teilnehmerinnen nicht nur an Mobilität, sondern auch an Selbstvertrauen und Unabhängigkeit. Der Verein leistet somit einen wertvollen Beitrag zur Integration und zum Empowerment von Frauen in Deutschland.

Die Erfolgsgeschichte von BIKEYGEES verdeutlicht, dass es oft nur kleiner Mittel bedarf, um Großes zu bewirken. Ein Fahrrad kann mehr sein als nur ein Transportmittel; es kann ein Symbol für Freiheit, Selbstbestimmung und ein neues Leben in einer fremden Gesellschaft darstellen.

Quellenangaben

 

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