Ein Arztbesuch kann für Kinder eine beängstigende Erfahrung sein. Unbekannte Geräte, fremde Gesichter in weißen Kitteln und möglicherweise schmerzhafte Prozeduren – all das kann Ängste schüren und zu einer lebenslangen Furcht vor medizinischen Einrichtungen führen. Diese Angst kann dazu führen, dass notwendige Arztbesuche vermieden werden, was langfristig die Gesundheit der Kinder beeinträchtigen kann (Rogers, 2004).
Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde das Konzept der Teddyklinik entwickelt. Ursprünglich aus Skandinavien stammend, wurde die Idee in den 1990er-Jahren eingeführt. Seitdem hat sich das Projekt weltweit verbreitet und wird heute in vielen Ländern erfolgreich umgesetzt. In Deutschland fand die erste Teddybärklinik im Jahr 2000 statt (Teddybärkrankenhaus, 2024).
Was ist die Teddyklinik?
Die Teddybärklinik ist ein internationales Charity-Projekt, das von der International Federation of Medical Students’ Associations (IFMSA) ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, Kindern spielerisch die Angst vor Krankenhäusern, medizinischem Personal und Untersuchungen zu nehmen (IFMSA, 2024). In Deutschland wird das Projekt von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) auf nationaler Ebene organisiert. Freiwillige Studierende aus medizinischen Fachrichtungen führen das Projekt durch (bvmd, 2024).
Das Konzept richtet sich an Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Sie werden dazu ermutigt, ein Kuscheltier als „Patienten“ mitzubringen, das „krank“ ist oder eine Verletzung hat. In der Teddybärklinik kümmern sich sogenannte Teddyärzte um die Behandlung der Kuscheltiere. Dabei übernehmen die Kinder die Rolle der fürsorglichen Begleitperson (Teddybärkrankenhaus, 2024).
Der Ablauf in der Teddyklinik
Die Teddybärklinik ist so aufgebaut, dass sie den typischen Stationen eines Krankenhauses ähnelt. Dazu gehören die Anmeldung, ein Wartezimmer, eine Notfallambulanz sowie Abteilungen wie Chirurgie, Radiologie und Zahnarztpraxis. Auch eine Apotheke ist meist vorhanden, in der die Kinder Medikamente für ihr Kuscheltier abholen können (bvmd, 2024).
Beispielsweise durfte ein kleiner Junge, der große Angst vor Spritzen hatte, seinem Kuscheltier selbst eine Impfung geben. Dieses Rollenspiel half ihm, die Angst zu überwinden. Beim nächsten Arztbesuch ließ er die Impfung ohne Probleme durchführen. Solche Erlebnisse zeigen, wie effektiv das Konzept der Teddyklinik ist (Rogers, 2004).
Erfolgreiche Projekte in Deutschland
In Deutschland gibt es zahlreiche erfolgreiche Teddykliniken. Ein Beispiel ist die Frankfurter Teddyklinik, die 2008 ins Leben gerufen wurde. Das Projekt wird jährlich von Medizinstudierenden organisiert, die oft von der Kinderhilfestiftung e.V. unterstützt werden. Sponsoren wie die Rewe Group und der Malteser Hilfsdienst leisten zusätzliche Hilfe. Die Stiftung Giersch spendet Teddybären für Kinder, die keine eigenen mitbringen (Kinderhilfestiftung, 2024).
Ein weiteres Beispiel ist die Tübinger Teddyklinik, die seit 2002 besteht. Sie findet sowohl in der Tübinger Kinderklinik als auch in Kindergärten statt. Studierende aus den Bereichen Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie organisieren und betreuen das Projekt. Ein Highlight ist die „Teddy-Operation“, bei der Kinder die Arbeit der Chirurgen spielerisch erleben können (Teddyklinik Tübingen, 2024).
Wirkung und Bedeutung
Die Teddyklinik ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Prävention und spielerische Bildung Hand in Hand gehen können. Durch die Interaktion mit freiwilligen Medizinstudierenden lernen Kinder die Abläufe in einem Krankenhaus kennen. Gleichzeitig werden Ängste abgebaut, und sie können zukünftigen Arztbesuchen entspannter entgegenblicken.
Wie eine Studie zeigte, erleben viele Kinder die Teddyklinik als eine positive und sogar unterhaltsame Erfahrung, die ihnen ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit vermittelt (Rogers, 2004). Eltern berichten häufig von einem deutlich entspannteren Verhalten ihrer Kinder nach der Teilnahme an der Teddyklinik (Kinderhilfestiftung, 2024).
Quellenangaben
- Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) (2024) Das Teddyprojekt. Verfügbar unter: https://www.bvmd.de (Zugriff am: 15. Dezember 2024).
- International Federation of Medical Students’ Associations (IFMSA) (2024) Teddy Bear Hospital Project. Verfügbar unter: https://ifmsa.org/teddy-bear-hospital (Zugriff am: 15. Dezember 2024).
- Kinderhilfestiftung e.V. (2024) Frankfurter Teddyklinik. Verfügbar unter: https://kinderhilfestiftung.org (Zugriff am: 15. Dezember 2024).
- Rogers, C. (2004) ‘Using Play Therapy to Alleviate Children’s Fear of Medical Settings’, Pediatric Nursing Journal, 30(2), S. 143–150.
- Teddyklinik Tübingen (2024) Das Projekt. Verfügbar unter: https://www.teddyklinik-tuebingen.de (Zugriff am: 15. Dezember 2024).
- Teddybärkrankenhaus (2024) Wikipedia. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Teddyb%C3%A4rkrankenhaus (Zugriff am: 15. Dezember 2024).
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