Der Kampf gegen Mikroplastik: Wie Fionn Ferreira, ein Teenager die Wissenschaft revolutionierte

Ein unsichtbares Problem, das die Welt bedroht

Mikroplastik – winzige Plastikpartikel, kleiner als fünf Millimeter – ist eine der größten Umweltbedrohungen unserer Zeit. Es findet sich überall: im Meer, in Flüssen, in der Luft, ja sogar in unserer Nahrung. Diese Partikel stammen von zersetztem Plastikmüll, Kosmetikprodukten oder synthetischen Textilien. Ihre omnipräsente Verbreitung und winzige Größe machen sie zu einer unsichtbaren Gefahr für die Umwelt und die menschliche Gesundheit.

Die Probleme, die Mikroplastik verursacht, sind vielfältig. Meereslebewesen verwechseln die Partikel mit Nahrung, was zu Vergiftungen, Wachstumsproblemen und letztlich zum Tod führt. Gelangen diese Partikel in die Nahrungskette, stehen sie am Ende oft auf unseren Tellern. Studien haben gezeigt, dass Mikroplastik hormonelle Störungen, Entzündungen und andere gesundheitliche Probleme verursachen kann (Thompson et al., 2009).

Ein weiteres Problem ist, dass Mikroplastik kaum aus dem Wasser gefiltert werden kann. Kläranlagen sind nicht darauf ausgelegt, Partikel in dieser Größenordnung zu entfernen. Bislang mangelte es an effektiven und skalierbaren Lösungen, um dieser Bedrohung zu begegnen.

Eine brillante Idee aus Irland

2019 sorgte der damals 18-jährige Fionn Ferreira aus West Cork, Irland, für weltweites Aufsehen. Bei der renommierten Google Science Fair gewann er den Hauptpreis für eine bahnbrechende Methode zur Entfernung von Mikroplastik aus Wasser. Seine Inspiration kam aus einer unerwarteten Beobachtung: dem Verhalten von Öl und Magnetitpulver, einem magnetischen Eisenoxid, bei der Bindung von Schadstoffen.

Ferreira entwickelte eine Lösung, die auf Ferrofluiden basiert – einer Mischung aus Magnetitpulver und Pflanzenöl. Diese Flüssigkeit ist magnetisch und zieht Mikroplastikpartikel an, da beide unpolar sind. Wird das Ferrofluid in mit Mikroplastik belastetes Wasser gegeben, bindet es sich an die Plastikpartikel. Mit einem Magneten kann das Ferrofluid samt Mikroplastik wieder entfernt werden. Nach mehr als 1.000 Experimenten konnte Fionn Ferreira nachweisen, dass sein Verfahren bis zu 87 Prozent des Mikroplastiks aus Wasser entfernt, bei bestimmten Plastikarten wie Polyesterfasern sogar noch mehr.

Vom Schulprojekt zur globalen Lösung

Fionn Ferreira ’s Erfolg war kein Zufall. Schon in jungen Jahren zeigte er eine außergewöhnliche Neugier und Begeisterung für Wissenschaft. In seiner kleinen Heimatstadt West Cork, umgeben von der wilden irischen Natur, begann er, die Auswirkungen von Umweltverschmutzung auf das Ökosystem zu untersuchen. Seine Experimente fanden zunächst in seiner heimischen Küche statt, bevor sie in professionellere Umgebungen verlegt wurden.

Nach seinem Gewinn bei der Google Science Fair nutzte Ferreira das Preisgeld von 50.000 US-Dollar, um seine Methode weiterzuentwickeln. Er gründete ein kleines Team, das sich auf die Skalierung seiner Lösung konzentriert. In Kooperation mit Forschern und Ingenieuren testet er derzeit den Einsatz seiner Technologie in Kläranlagen. Ziel ist es, das Verfahren so zu optimieren, dass es in großem Maßstab einsetzbar ist, ohne hohe Kosten zu verursachen.

Das Projekt ist als privatwirtschaftliches Unternehmen organisiert und verfolgt eine gemeinnützige Mission: die Reduktion von Mikroplastik in den Weltmeeren. Die Rechtsform des Start-ups ist ein Social Enterprise, das Gewinne reinvestiert, um weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu finanzieren. Innerhalb von nur vier Jahren ist das Unternehmen von einer Ein-Mann-Idee zu einem Team von zwölf engagierten Fachleuten angewachsen.

Erfolgreiche Anwendungen in der Praxis

Die Technologie von Fionn Ferreira hat bereits erste Erfolge in der Praxis gezeigt. In einer Kläranlage in Irland wurde das Verfahren in einem Pilotprojekt getestet. Dabei konnte der Mikroplastikgehalt im Abwasser um über 80 Prozent reduziert werden. Dies ist ein entscheidender Schritt, um zu verhindern, dass Mikroplastik in Flüsse und letztlich ins Meer gelangt.

Ein weiteres Anwendungsfeld sind industrielle Prozesse. In der Textilindustrie beispielsweise entstehen beim Waschen von synthetischen Stoffen Mikroplastikfasern, die in die Abwässer gelangen. Fionn Ferreira ’s Methode könnte helfen, diese Fasern direkt vor Ort zu entfernen, bevor sie in die Umwelt freigesetzt werden.

Eine eindrucksvolle Anekdote zeigt, wie Ferreiras Methode Leben verändert: In einer kleinen Küstengemeinde in Spanien konnten Fischer erstmals wieder schadstoffarme Muscheln ernten, nachdem Mikroplastik aus den Gewässern entfernt wurde. Für die Fischer bedeutete dies nicht nur eine verbesserte Lebensgrundlage, sondern auch Hoffnung für die Zukunft ihrer Kinder.

Was die Zukunft bringt

Die Arbeit von Fionn Ferreira ist noch lange nicht beendet. Er arbeitet derzeit an der Integration seiner Technologie in bestehende Infrastrukturen und experimentiert mit neuen Materialien, um die Effizienz weiter zu steigern. Zudem plant er, in Schwellenländer zu expandieren, wo die Umweltbelastung durch Plastikmüll besonders hoch ist.

Sein Engagement und seine Vision inspirieren eine neue Generation von Wissenschaftlern und Innovatoren. Ferreira hat gezeigt, dass eine einzelne Idee – kombiniert mit Beharrlichkeit und Kreativität – die Welt verändern kann.

Quellen

 

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