Das Problem: Plastikmüll und Umweltbelastung durch Obst- und Gemüseverpackungen
Die Flut an Plastik, die durch Verpackungen von Obst und Gemüse entsteht, ist eine der großen Ökokrisen unserer Zeit. Insbesondere bei Bio-Produkten, die oft als lose Ware angeboten werden, greifen Händler zu Plastikaufklebern oder Verpackungen, um die Produkte eindeutig zu kennzeichnen. Diese Aufkleber, so klein sie auch scheinen mögen, bestehen häufig aus schwer abbaubarem Kunststoff oder sind mit einer Plastikschicht überzogen. Sie tragen nicht nur zur Vermüllung bei, sondern hinterlassen auch einen erheblichen CO2-Fußabdruck bei ihrer Herstellung.
Jährlich werden allein in Europa Milliarden solcher Sticker produziert. Die Konsequenzen: Mikroplastik in der Umwelt, hohe Energieaufwände für Produktion und Entsorgung und ein wachsender Widerspruch zu den Umweltzielen, die Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen verfolgen. Gerade bei Bio-Gemüse wirkt es absurd, dass Verpackungslösungen eingesetzt werden, die der Nachhaltigkeitsphilosophie entgegenstehen.
Die Lösung: Plastikfreie Kennzeichnung durch Natürliches Branding
Natürliches Branding ist eine bahnbrechende Technik, die das Problem an der Wurzel packt. Mit dieser Methode werden Obst und Gemüse direkt auf der Schale gelasert, anstatt sie mit Plastikaufklebern zu versehen. Entwickelt wurde die Idee von Volkert Engelsman, dem Gründer des niederländischen Bio-Unternehmens Nature & More, in Zusammenarbeit mit der schwedischen Supermarktkette ICA. Seit 2016 setzen sie auf dieses innovative Verfahren.
Der Prozess ist simpel und effizient: Mit einem feinen Laserstrahl wird eine kleine Pigmentschicht auf der Schale entfernt. Dadurch entsteht eine Kennzeichnung, die sowohl sichtbar als auch lebensmittelecht ist. Sie beeinträchtigt weder die Qualität noch die Haltbarkeit des Gemüses. Sobald die Schale entfernt wird, verschwindet auch die Markierung – eine saubere Lösung ohne Plastik.
Die Entstehung und Vision
Nature & More, ein Tochterunternehmen von Eosta, verfolgt seit seiner Gründung im Jahr 1990 das Ziel, den Lebensmittelsektor nachhaltiger zu gestalten. Das Unternehmen ist ein Vorreiter in der Bio-Branche und bietet seinen Kunden maximale Transparenz: Mit einem Code auf der Verpackung können Verbraucher nicht nur die Herkunft eines Produkts, sondern auch dessen ökologischen Fußabdruck einsehen.
Die Kooperation mit der schwedischen Supermarktkette ICA war ein entscheidender Schritt zur Verbreitung des Natürlichen Brandings. Schweden gilt als Vorbild in Sachen Umweltschutz und nachhaltigem Konsum. Hier stieß die Idee auf offene Ohren und ermöglichte eine rasche Umsetzung.
Erfolgreiche Umsetzung in der Praxis
Ein Schlüsselbeispiel für den Erfolg des Natürlichen Brandings ist Bio-Gemüse wie süße Kartoffeln, Zucchini oder Avocados. Vor der Einführung dieser Technik wurden viele dieser Produkte mit Plastikaufklebern versehen. Durch die Umstellung konnte die Supermarktkette ICA allein bei Bio-Avocados jährlich über 200 Tonnen Plastik und 30 Tonnen Papier einsparen.
Darüber hinaus reduziert das Verfahren auch den Energiebedarf. Während für herkömmliche Sticker mehrere Produktions- und Verarbeitungsschritte notwendig sind, erfolgt die Laserkennzeichnung in einem einzigen Vorgang. Dies spart nicht nur Ressourcen, sondern erleichtert auch den Logistikprozess.
Eine erzählenswerte Anekdote: In einer Testphase für Bio-Gurken wurden Kunden in Schweden gefragt, was sie von der neuen Methode halten. Viele waren zunächst skeptisch, da sie befürchteten, die Laserkennzeichnung könnte die Frische beeinträchtigen. Doch nach wenigen Wochen änderte sich die Wahrnehmung. Die Verbraucher waren begeistert, dass sie Bio-Gemüse kaufen konnten, ohne die Umwelt durch Plastik zu belasten.
Herausforderungen und Potenzial
Trotz der zahlreichen Vorteile steht Natürliches Branding noch vor einigen Herausforderungen. Derzeit eignet sich das Verfahren vor allem für Produkte mit dicker Schale wie Avocados, Süßkartoffeln oder Kokosnüsse. Für empfindlicheres Obst wie Pfirsiche oder Tomaten muss die Technologie weiterentwickelt werden.
Zudem erfordert die Anschaffung der notwendigen Lasergeräte eine Investition, die für kleinere Produzenten eine Hürde darstellen kann. Dennoch arbeitet Nature & More kontinuierlich daran, das Verfahren zugänglicher und kosteneffizienter zu machen. Ziel ist es, die Methode weltweit zu etablieren und so den Plastikverbrauch im Lebensmittelsektor drastisch zu reduzieren.
Fazit
Natürliches Branding zeigt, wie ein innovativer Ansatz den Lebensmittelsektor revolutionieren kann. Durch den Verzicht auf Plastikaufkleber wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch ein Bewusstsein für nachhaltigen Konsum geschaffen. Mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Idee hat Nature & More bewiesen, dass Plastikfreies Gemüse nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Es bleibt zu hoffen, dass immer mehr Unternehmen diesem Vorbild folgen.
Quellen
- Nature & More. (n.d.). Natürliches Branding. Verfügbar unter: https://www.natureandmore.com/de/natuerliches-branding
- ICA Gruppen. (2016). ICA launches natural branding for organic produce. Verfügbar unter: https://www.icagruppen.se/en/news/press-releases/2016/natural-branding/
- The Guardian. (2017). Laser labelling: the end of plastic stickers on fruit and veg? Verfügbar unter: https://www.theguardian.com/environment/2017/feb/14/laser-labelling-the-end-of-plastic-stickers-on-fruit-and-veg
- Eosta. (n.d.). Nachhaltige Innovationen. Verfügbar unter: https://www.eosta.com/de/nachhaltigkeit/natuerliches-branding
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