Ein drängendes Problem: Warum die Energiewende Energie in Bürgerhand braucht.
Die Energiewende ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. In Deutschland wird die Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Kohle und Erdöl intensiv diskutiert, doch der Fortschritt bleibt schleppend. Während ambitionierte Klimaziele formuliert werden, hält die Realität oft nicht Schritt: Große Energiekonzerne setzen weiterhin auf Atom- und Kohlestrom, und Bürgerinnen und Bürger fühlen sich häufig von den Entscheidungen ausgeschlossen.
Diese strukturellen Probleme verdeutlichen, warum die Energiewende mehr als nur technologische Lösungen braucht. Es geht um demokratische Teilhabe und lokale Verantwortung – kurz: um Energie in Bürgerhand.
Historische Einordnung: Die Anfänge der Bürgerenergie in Deutschland
Die Wurzeln der Bürgerenergie in Deutschland reichen zurück in die 1990er Jahre, als das Bewusstsein für den Klimawandel und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Energieversorgung langsam in die öffentliche Wahrnehmung rückte. Ein entscheidender Meilenstein war die Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000. Dieses Gesetz ermöglichte es erstmals Privatpersonen, ihren selbst erzeugten Ökostrom ins öffentliche Netz einzuspeisen und dafür eine garantierte Vergütung zu erhalten.
Das EEG setzte einen starken Anreiz für Investitionen in erneuerbare Energien, insbesondere in Photovoltaik und Windkraft. Es entstand eine regelrechte Bewegung: Menschen schlossen sich in lokalen Initiativen zusammen, um die Energiewende aktiv mitzugestalten. Die ersten Energiegenossenschaften wurden gegründet, oft auf Initiative von Umweltschützern, Kommunalpolitikern oder engagierten Bürgergruppen. Diese Genossenschaften legten den Grundstein für die Idee der Energie in Bürgerhand – einer dezentralen, demokratischen und nachhaltigen Energieversorgung, die von der Bevölkerung getragen wird.
Auch gesellschaftliche und politische Entwicklungen trugen zum Erfolg der Bürgerenergie bei. Nach den Katastrophen von Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 wuchs der öffentliche Widerstand gegen Atomkraft. Parallel dazu geriet der Klimaschutz immer stärker in den Fokus. Bürgerenergieprojekte wurden so zu einem Mittel, den Protest in konkretes Handeln umzusetzen.
Die Bürgerwerke eG, gegründet 2013, sind ein direktes Ergebnis dieser historischen Entwicklung. Als Dachverband zahlreicher Energiegenossenschaften tragen sie die Idee der Bürgerenergie in eine neue Dimension: weg von kleinen Insellösungen hin zu einem deutschlandweiten Netzwerk, das heute Tausende Haushalte mit reinem Ökostrom versorgt. Dieses Modell verdeutlicht, wie bürgerschaftliches Engagement nicht nur zur Energiewende beitragen, sondern auch einen systemischen Wandel im Energiesektor bewirken kann.
Bürgerwerke eG: Ein Modell für Energie in Bürgerhand
Genau hier setzen die Bürgerwerke eG an, eine Gemeinschaft aus über 100 lokalen Energiegenossenschaften, die seit 2013 aktiv ist. Mit dem Ziel, die Energiewende bürgernah zu gestalten, versorgen die Bürgerwerke heute über 40.000 Haushalte mit Ökostrom aus erneuerbaren Quellen wie Solar-, Wind- und Wasserkraft.
Die Bürgerwerke sind keine herkömmliche Organisation, sondern eine Sekundär-Genossenschaft, die lokale Energieprojekte unter einem Dach vereint. Das Besondere: Die Mitglieder sind zugleich Mitbesitzer, und jede Stimme zählt gleich. Dieses Modell demokratischer Energieversorgung hat es geschafft, bürgerliches Engagement und die lokale Wertschöpfung miteinander zu verbinden.
Die Idee hinter den Bürgerwerken entstand aus einer klaren Überzeugung: Der Erfolg der Energiewende hängt davon ab, ob die Bevölkerung aktiv mitgestalten kann. Anstatt sich auf große, zentralisierte Lösungen zu verlassen, setzen die Bürgerwerke auf ein dezentrales System, bei dem Menschen vor Ort eine tragende Rolle spielen.
So funktioniert Energie in Bürgerhand: Das Modell der Bürgerwerke
Die Bürgerwerke eG sind ein Zusammenschluss von über 125 lokalen Energiegenossenschaften in Deutschland, die gemeinsam mehr als 50.000 Menschen mit erneuerbarer Energie versorgen. Durch die Förderung von Projekten in Bürgerhand ermöglichen sie es den Menschen, aktiv an der Energiewende teilzunehmen und von den Vorteilen einer dezentralen Energieversorgung zu profitieren.
Ein herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung von Energieprojekten in Bürgerhand ist die Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG). Diese hat in Zusammenarbeit mit den Bürgerwerken die Bürger-Solaranlage „Collegium Academicum“ in Heidelberg realisiert. Dieses Projekt zeigt, wie gemeinschaftliches Engagement zur Schaffung neuer Erneuerbare-Energien-Anlagen führt und gleichzeitig lokale Initiativen stärkt. Bürgerwerke
Ein weiteres Beispiel ist die Energiegenossenschaft Ilmtal eG, die in Weimar Bürger-Ladesäulen für Elektroautos am „Klinikum Weimar“ installiert hat. Dieses Projekt fördert nicht nur die Nutzung erneuerbarer Energien, sondern unterstützt auch die Elektromobilität in der Region. Bürgerwerke
Die Bürgerwerke bieten zudem die Möglichkeit, sich an PV-Freiflächenanlagen zu beteiligen. In Zusammenarbeit mit Kommunen und Flächeneigentümer:innen entwickeln sie große Photovoltaik-Freiflächenprojekte in Bürgerhand. Von der ersten Flächenprüfung bis zur Baugenehmigung übernimmt die Geschäftsstelle der Bürgerwerke die Aufgaben eines Projektierers – mit kompetentem Fachpersonal und immer in enger Abstimmung mit den Akteur:innen vor Ort. Bürgerwerke
Diese Beispiele zeigen, wie die Bürgerwerke eG durch die Förderung von Projekten in Bürgerhand die Energiewende vorantreiben und gleichzeitig die lokale Wertschöpfung stärken. Durch die Beteiligung an solchen Projekten können Bürger:innen aktiv zur nachhaltigen Energieversorgung beitragen und von den Vorteilen einer dezentralen Energieversorgung profitieren.
Herausforderungen auf dem Weg zur Energiewende
Trotz ihrer Erfolge stehen die Bürgerwerke vor Herausforderungen. Der Preisdruck durch konventionelle Energieversorger ist hoch, da diese auf günstigeren – aber klimaschädlichen – Kohlestrom setzen. Zudem erschweren bürokratische Hürden oft den Ausbau erneuerbarer Energien. Doch die Bürgerwerke begegnen diesen Hindernissen mit Innovationskraft und der Unterstützung ihrer Mitglieder.
Ein wichtiger Erfolg war die Kooperation mit Schulen, die nicht nur saubere Energie liefern, sondern auch Bildungsprojekte ermöglichen. Schüler lernen hier aus erster Hand, wie erneuerbare Energien funktionieren, und entwickeln ein Bewusstsein für die Bedeutung der Energiewende. Dies ist ein Beispiel dafür, wie die Bürgerwerke Menschen über Generationen hinweg für Energie in Bürgerhand begeistern.
Perspektiven für Energie in Bürgerhand
Die Bürgerwerke zeigen eindrucksvoll, dass Energie in Bürgerhand keine Vision ist, sondern Realität werden kann. Ihr Modell kombiniert ökologische Nachhaltigkeit mit wirtschaftlicher und sozialer Verantwortung. Dies schafft nicht nur Vertrauen in die Energiewende, sondern auch ein Gefühl der Gemeinschaft.
Langfristig könnte dieses Modell auch international adaptiert werden, insbesondere in Regionen, die stark von fossilen Energien abhängig sind. Die Bürgerwerke beweisen, dass lokale Lösungen nicht nur möglich, sondern oft effektiver und nachhaltiger sind als zentralisierte Ansätze.
Energie in Bürgerhand ist der Schlüssel, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern. Die Bürgerwerke eG machen vor, wie es gehen kann – durch Engagement, Transparenz und die Kraft der Gemeinschaft.
Wie wechselt man zur Bürgerwerke eG? Eine kurze Anleitung
Der Wechsel zur Bürgerwerke eG ist unkompliziert und in wenigen Schritten online möglich. So funktioniert es:
- Tarif berechnen
Besuche die Webseite der Bürgerwerke (https://www.buergerwerke.de) und gib deine Postleitzahl sowie deinen geschätzten Jahresstromverbrauch in den Tarifrechner ein. Der Rechner zeigt dir den passenden Ökostromtarif für deinen Wohnort an. - Anmeldung abschließen
Nach der Tariferstellung kannst du dich direkt online anmelden. Du benötigst dazu deine Zählernummer (steht auf deiner letzten Stromrechnung oder direkt auf dem Stromzähler) und deinen aktuellen Jahresverbrauch. - Vertragsdaten eingeben
Fülle das Anmeldeformular mit deinen persönlichen Daten aus. Die Bürgerwerke übernehmen die Kündigung deines bisherigen Stromanbieters für dich – du musst dich um nichts kümmern. - Bestätigung abwarten
Nach der Anmeldung erhältst du eine Bestätigung über den Wechselprozess. In der Regel dauert es etwa 3 bis 6 Wochen, bis du offiziell Ökostrom von den Bürgerwerken beziehst. - Zählerstand melden
Zum Start der Belieferung wirst du gebeten, den Zählerstand deines Stromzählers anzugeben. Dies sorgt dafür, dass der Wechsel nahtlos abläuft und korrekt abgerechnet wird.
Der gesamte Prozess ist transparent und wird durch die Bürgerwerke betreut. Es fallen keine Wechselgebühren an, und während des Wechsels wird deine Stromversorgung zu keinem Zeitpunkt unterbrochen.
Quellenangaben
- Bürgerwerke eG: Energie in Bürgerhand https://www.buergerwerke.de
- Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V.: Energie in Bürgerhand https://www.dgrv.de
- Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.: Energie in Bürgerhand https://www.bee-ev.de
- Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: https://www.bmwk.de
guteideen.org © 2024 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel.