„Blätter-Silierer“: Wenn Kettcars den Herbst erobern

Ein Dorf, ein Problem: Herbstlaub ohne Ende

Jedes Jahr zur Herbstzeit stellt herabfallendes Laub viele Gemeinden und Privatpersonen vor eine Herausforderung. Die bunten Blätter, die anfangs idyllisch wirken, werden schnell zu einem Problem: Sie machen Gehwege rutschig, verstopfen Abflüsse und erhöhen die Arbeitslast für Gärtner und Grundstücksbesitzer. Für ältere Menschen oder Personen mit körperlichen Einschränkungen wird das Laubrechen oft zu einer unüberwindbaren Aufgabe.

Obwohl viele Gemeinden spezielle Abholdienste oder Sammelstellen für Laub anbieten, sind diese Maßnahmen nicht immer ausreichend. Vor allem in ländlichen Gegenden wie Emerkingen im Alb-Donau-Kreis bleibt ein großer Teil der Arbeit an den Bürgern hängen. Doch hier hat sich eine außergewöhnliche Lösung etabliert – eine Gruppe von Jungen im Alter von sieben bis 14 Jahren hat beschlossen, das Problem selbst in die Hand zu nehmen.

Die „Blätter-Silierer“: Eine ungewöhnliche Idee wird Realität

Die „Blätter-Silierer“ sind eine informelle Gruppe von 14 Jungen, die mit aufgemotzten Kettcars und einer gehörigen Portion Motivation durch Emerkingen ziehen, um Gärten und Straßen von Laub zu befreien. Der Name ihrer Initiative ist eine Anspielung auf das Wort „Silage“, das in der Landwirtschaft für gehäckseltes Pflanzenmaterial steht. Diese Verbindung zur Landwirtschaft ist kein Zufall: Viele der Jungen stammen aus bäuerlichen Familien, wo der Umgang mit Maschinen und praktische Arbeit zum Alltag gehört (SWR, 2024a).

Die Gruppe entstand vor einigen Jahren, als ein paar der Jungen feststellten, dass sie ihre Freizeit sinnvoll nutzen und gleichzeitig anderen helfen könnten. Angeführt wird die Initiative vom 13-jährigen Mattis Aierstock, der sich um die Organisation der Aufträge kümmert. Interessenten können die „Blätter-Silierer“ über E-Mail, Telefon oder sogar Instagram kontaktieren. Die Koordination erfolgt an Wochenenden, wobei die Jungen ihre Aufgaben genau planen und die Aufträge untereinander aufteilen (SWR, 2024b).

Kreativität auf Rädern: Die Kettcars der „Blätter-Silierer“

Eines der Highlights der Initiative ist die kreative Gestaltung der Kettcars. Die Jungen haben ihre Fahrzeuge individuell umgebaut, oft mit Unterstützung ihrer Eltern oder Großeltern. Einige Modelle sind mit blinkenden Rundumleuchten ausgestattet, andere haben selbstgebaute Anhänger, und der neunjährige Max Pflug hat sogar eine Lkw-Hupe in sein Fahrzeug eingebaut. Diese Umbauten verleihen der Aktion nicht nur einen charmanten Charakter, sondern ziehen auch die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner und Kunden auf sich (SWR, 2024b).

Die Jungen ziehen mit Rechen, Säcken und ihrer Ausrüstung los, um Laub auf Privatgrundstücken und öffentlichen Flächen zu sammeln. Besonders stolz sind sie darauf, dass sie nicht nur helfen, sondern auch viel Spaß an der Arbeit haben. Für sie steht weniger der finanzielle Gewinn im Vordergrund als das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und als Team zu arbeiten.

Ein Gewinn für alle: Wie die „Blätter-Silierer“ ankommen

Die Resonanz auf die „Blätter-Silierer“ ist in der Gemeinde durchweg positiv. Ältere Paare wie Monika und Olaf Höppe sind dankbar für die Unterstützung, da sie selbst nicht mehr in der Lage sind, das Laub in ihrem Garten zu entfernen. Als Gegenleistung erhalten die Jungen Süßigkeiten oder ein kleines Taschengeld. Doch die wahre Belohnung ist für sie der Zuspruch aus der Gemeinde und die Freude an der gemeinsamen Tätigkeit (SWR, 2024a).

Auch Bürgermeister Paul Burger zeigt sich beeindruckt von der Initiative. Er lobt die Jungen für ihr Engagement und bezeichnet ihre Arbeit als „Ehrenamt im Kleinen, aber ganz groß“. Um die „Blätter-Silierer“ zu unterstützen, überträgt die Gemeinde ihnen gelegentlich öffentliche Flächen zum Laubrechen, wenn es an privaten Aufträgen mangelt. Diese Zusammenarbeit zeigt, wie sich lokale Gemeinschaften gegenseitig stärken können (SWR, 2024b).

Nachhaltigkeit: Was passiert mit dem gesammelten Laub?

Das gesammelte Laub wird an einer zentralen Sammelstelle an der Sporthalle deponiert. Von dort wird es von einer Firma abgeholt und unter anderem in Biogasanlagen weiterverwertet. Diese nachhaltige Nutzung des Laubs unterstreicht den ganzheitlichen Ansatz der „Blätter-Silierer“: Nicht nur die Gemeinde wird sauberer, sondern das Laub wird auch zu wertvoller Biomasse verarbeitet (SWR, 2024a).

Ein Modell für die Zukunft?

Die „Blätter-Silierer“ sind ein leuchtendes Beispiel dafür, wie junge Menschen mit Kreativität und Eigeninitiative einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten können. Ihre Arbeit hat nicht nur das Problem des Herbstlaubs in Emerkingen gelöst, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl im Dorf gestärkt. Ihr Modell könnte auch für andere Gemeinden inspirierend sein. Vielleicht sehen wir bald ähnliche Projekte in anderen Regionen Deutschlands, bei denen Jugendliche mit einfachen Mitteln große Wirkung erzielen.


Quellenangaben

 

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