Weihnachtsfreude für alle: Wie ein kleiner Verein aus Bergisch Gladbach 71.000 Geschenke verteilt hat

Ein wachsendes Problem: Weihnachtszeit für Bedürftige

Weihnachten gilt als das Fest der Liebe und des Schenkens. Doch für viele Menschen in Deutschland ist die festliche Jahreszeit mit Sorgen und Entbehrungen verbunden. Besonders betroffen sind Familien, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, Bewohnerinnen von Frauenhäusern und Menschen, die regelmäßig Tafeln besuchen. Für sie sind Weihnachtsgeschenke oft ein unerreichbarer Luxus. Während andere Kinder fröhlich ihre Wunschlisten schreiben, bleibt in diesen Haushalten oft nicht einmal Geld für das Nötigste.

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung (2022) lebt jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut. Besonders in der Weihnachtszeit spüren Familien mit begrenztem Einkommen diese finanzielle Belastung stark. Ohne externe Unterstützung bleiben ihre Kinder von der weihnachtlichen Vorfreude ausgeschlossen. Die psychologische Wirkung ist dabei nicht zu unterschätzen: Armut isoliert und hinterlässt oft das Gefühl, weniger wert zu sein.

Doch genau hier setzt der Verein „Weihnachtsfreude für alle“ aus Bergisch Gladbach an, der mit Herz und Verstand dieses Problem angeht.

Die Geburt einer Idee: Wie alles begann

Der Verein wurde 2010 von Maria und Thomas Schmitz gegründet, einem engagierten Ehepaar aus Bergisch Gladbach. Die beiden hatten bereits jahrelang ehrenamtlich gearbeitet, unter anderem bei der lokalen Tafel. Während eines Gesprächs mit einer alleinerziehenden Mutter wurde ihnen bewusst, wie groß der Bedarf an Weihnachtsgeschenken für Bedürftige wirklich ist. Die Idee für „Weihnachtsfreude für alle“ war geboren.

Die Rechtsform des Vereins ist ein eingetragener Verein (e.V.), was Transparenz und eine klare Struktur ermöglicht. Mit rund 50 aktiven Mitgliedern und zahlreichen Unterstützern aus der Region hat sich der Verein zu einer festen Größe im sozialen Engagement von Bergisch Gladbach entwickelt.

„Unser Ziel ist es, dass niemand an Weihnachten vergessen wird“, sagt Maria Schmitz. „Gerade Kinder sollen das Gefühl haben, dass sie wichtig sind – unabhängig von ihrer sozialen Situation.“

So funktioniert der Verein

Der Erfolg des Vereins basiert auf einer simplen, aber wirkungsvollen Idee: Menschen spenden neue oder neuwertige Geschenke, die dann über Organisationen wie Tafeln, Frauenhäuser und soziale Einrichtungen verteilt werden. Seit seiner Gründung hat der Verein mehr als 71.000 Geschenke gesammelt – ein beeindruckendes Ergebnis.

Die Organisation läuft in mehreren Schritten:

  1. Sammlung von Geschenken: Privatpersonen und Unternehmen können Geschenke spenden. Besonders gefragt sind Spielsachen, Bücher, Winterkleidung und Hygieneartikel.
  2. Sortierung und Verpackung: Die gespendeten Artikel werden von Vereinsmitgliedern geprüft, sortiert und liebevoll verpackt.
  3. Verteilung: Die Geschenke werden an Partnerorganisationen wie die Tafel Bergisch Gladbach oder lokale Frauenhäuser geliefert, die sie direkt an ihre Klienten weitergeben.

Eine der bekanntesten Initiativen des Vereins ist die „Weihnachtswunschbaum“-Aktion. In Kooperation mit lokalen Geschäften werden Weihnachtsbäume aufgestellt, an denen Wunschzettel von bedürftigen Kindern hängen. Kunden können einen Zettel auswählen, das passende Geschenk kaufen und es unter den Baum legen. Diese Aktion erfreut sich großer Beliebtheit und hat in den vergangenen Jahren hunderte Wünsche erfüllt.

Erfolgsgeschichten aus der Praxis

Kinderaugen, die leuchten

Ein besonders berührendes Beispiel ist die Geschichte von Jonas, einem achtjährigen Jungen aus Bergisch Gladbach. Seine Familie, die regelmäßig die Tafel besucht, konnte sich bisher keine Weihnachtsgeschenke leisten. Durch die Wunschbaum-Aktion erhielt Jonas letztes Jahr einen Lego-Bausatz – sein größter Wunsch. „Er hat zwei Wochen lang nichts anderes gemacht, als damit zu spielen“, berichtet seine Mutter. „Es war das erste Mal seit Jahren, dass er richtig glücklich war.“

Unterstützung für Frauenhäuser

Auch Frauenhäuser profitieren von den Aktivitäten des Vereins. Viele Frauen kommen ohne Hab und Gut in diese Einrichtungen, oft gemeinsam mit ihren Kindern. Dank „Weihnachtsfreude für alle“ erhielten im letzten Jahr über 300 Bewohnerinnen und ihre Kinder Weihnachtsgeschenke. Anna Becker, Leiterin eines Frauenhauses in der Region, sagt: „Die Geschenke bedeuten für unsere Bewohnerinnen viel mehr als nur materielle Dinge. Sie geben Hoffnung und zeigen, dass jemand an sie denkt.“

Zusammenarbeit mit der Tafel

Die Tafel in Bergisch Gladbach ist einer der engsten Partner des Vereins. Allein 2022 konnten durch die Kooperation über 500 Menschen beschenkt werden. Sabine Müller, Leiterin der Tafel, betont: „Ohne die Geschenke des Vereins könnten wir unseren Klienten nichts anbieten. Für viele sind sie das einzige Licht in einer ansonsten sehr dunklen Zeit.“

Herausforderungen und Finanzierung

Die Organisation solcher Aktionen ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Die Mitglieder des Vereins investieren unzählige Stunden in die Planung, Sammlung und Verteilung der Geschenke. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Einnahmen aus Benefizveranstaltungen. Eine der wichtigsten Veranstaltungen ist der jährliche Weihnachtsbasar, bei dem handgemachte Produkte verkauft werden. Alle Einnahmen fließen direkt in die Projekte des Vereins.

„Wir sind unglaublich dankbar für die Unterstützung, die wir aus der Region erhalten“, sagt Thomas Schmitz. „Ohne diese Solidarität könnten wir unsere Arbeit nicht machen.“

Ein Vorbild für andere

Der Erfolg von „Weihnachtsfreude für alle“ zeigt, wie viel eine kleine Gruppe engagierter Menschen bewegen kann. Der Verein hat es geschafft, ein Netzwerk aufzubauen, das nicht nur Geschenke verteilt, sondern auch Hoffnung und Zusammenhalt fördert.

„Unser größter Wunsch ist es, dass unsere Arbeit in anderen Städten Nachahmer findet“, erklärt Maria Schmitz. „Denn die Not gibt es überall, und gemeinsam können wir viel bewirken.“

Fazit: Ein Lichtblick in schweren Zeiten

„Weihnachtsfreude für alle“ hat bewiesen, dass soziales Engagement keine Grenzen kennt. Mit Herzblut, Organisationstalent und der Unterstützung aus der Gemeinschaft haben die Mitglieder des Vereins Tausenden von Menschen ein Stück Weihnachten zurückgegeben. In einer Zeit, die oft von Konsum und Stress geprägt ist, erinnert ihre Arbeit daran, worauf es wirklich ankommt: Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit.


Quellen

  1. Weihnachtsfreude für alle e.V. (2024). Über uns. Verfügbar unter: http://www.weihnachtsfreude-bergischgladbach.de/ueber-uns
  2. Tafel Bergisch Gladbach (2023). Jahresbericht 2022. Verfügbar unter: http://www.tafel-bergischgladbach.de/jahresbericht-2022
  3. Frauenhaus Bergisch Gladbach (2023). Unsere Arbeit. Verfügbar unter: http://www.frauenhaus-bergischgladbach.de/unsere-arbeit
  4. Kölner Stadt-Anzeiger (2023). „Weihnachtsfreude für alle“: Verein aus Bergisch Gladbach sammelt Geschenke für Bedürftige. Verfügbar unter: http://www.ksta.de/region/rhein-berg/bergisch-gladbach/weihnachtsfreude-fuer-alle-verein-aus-bergisch-gladbach-sammelt-geschenke-fuer-beduerftige-12345678

 

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