Weihnachtsmarkt hinter Gittern: Wie der Adventsmarkt der JVA Attendorn Leben verändert

Seit über 30 Jahren öffnet die Justizvollzugsanstalt (JVA) Attendorn in der Vorweihnachtszeit ihre Tore für die Öffentlichkeit und lädt zu einem besonderen Adventsmarkt ein. Was zunächst ungewöhnlich erscheint, hat sich zu einer festen Tradition entwickelt, die nicht nur den Inhaftierten zugutekommt, sondern auch der Gesellschaft einen Einblick in die Resozialisierungsarbeit gewährt.

Das Problem: Resozialisierung von Straftätern

Die Resozialisierung von Straftätern stellt eine der größten Herausforderungen des Strafvollzugs dar. Ziel ist es, ehemalige Straftäter wieder in die Gesellschaft zu integrieren und erneute Straftaten zu verhindern. Dies erfordert nicht nur therapeutische Maßnahmen, sondern auch praktische Erfahrungen, die den Inhaftierten ermöglichen, soziale Kompetenzen zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Oftmals mangelt es jedoch an geeigneten Plattformen, auf denen Gefangene diese Fähigkeiten erproben können.

Die Lösung: Der Adventsmarkt in der JVA Attendorn

Vor über drei Jahrzehnten entstand in der JVA Attendorn die Idee, einen Adventsmarkt zu veranstalten, bei dem die Inhaftierten selbst gefertigte Produkte der Öffentlichkeit präsentieren und verkaufen können. Dieser Markt bietet den Gefangenen die Möglichkeit, handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen und zu vertiefen, gleichzeitig aber auch direkte Erfolgserlebnisse zu erfahren, wenn ihre Produkte Anklang finden. Die Besucher haben die Gelegenheit, handgefertigte Holzspielzeuge, Gartenartikel, Geschenkartikel und Grußkarten zu erwerben, die in den Werkstätten der JVA entstanden sind.

Die Organisation des Marktes erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen der Anstaltsleitung, den Bediensteten und den Inhaftierten. Die Gefangenen sind in den gesamten Prozess eingebunden – von der Planung über die Herstellung der Waren bis hin zum Verkauf. Dies fördert nicht nur handwerkliche Fertigkeiten, sondern auch Teamarbeit, Verantwortungsbewusstsein und soziale Interaktion.

Die Entstehung und Entwicklung des Projekts

Die Initiative für den Adventsmarkt ging ursprünglich von engagierten Mitarbeitern der JVA Attendorn aus, die nach innovativen Wegen suchten, um die Resozialisierung der Inhaftierten zu fördern. Die JVA Attendorn, eine Einrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen, beherbergt männliche Strafgefangene und legt seit jeher großen Wert auf Resozialisierungsmaßnahmen. Mit der Einführung des Adventsmarktes wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das sowohl den Inhaftierten als auch der Bevölkerung zugutekommt.

Im Laufe der Jahre hat sich der Adventsmarkt stetig weiterentwickelt. So wurde beispielsweise im Jahr 2023 die Ausstellungsfläche erweitert, und vor dem Verkaufsraum wurde eine Weihnachtsmarkthütte mit zusätzlichen Artikeln aufgestellt. Im Sortiment befinden sich mittlerweile über 140 verschiedene Artikel, die von den Inhaftierten hergestellt werden. Knastkultur

Erfolgreiche Umsetzung und positive Resonanz

Der Adventsmarkt in der JVA Attendorn hat sich zu einem festen Bestandteil der regionalen Vorweihnachtszeit entwickelt. Allein im vergangenen Jahr besuchten rund 2.000 Menschen den Markt. WDR

Die positive Resonanz der Besucher zeigt, dass das Konzept aufgeht: Die Bevölkerung erhält einen Einblick in die Arbeit der JVA und kann gleichzeitig qualitativ hochwertige, handgefertigte Produkte erwerben.

Für die Inhaftierten bedeutet die Teilnahme am Adventsmarkt weit mehr als nur eine Beschäftigung. Sie erleben Wertschätzung für ihre Arbeit und können durch den direkten Kontakt mit den Besuchern soziale Kompetenzen stärken. Zudem fließen die Einnahmen aus dem Verkauf der Produkte in die Finanzierung weiterer Resozialisierungsprojekte, was den Kreislauf der Unterstützung fortsetzt.

Resozialisierung durch praktische Erfahrungen

Der Adventsmarkt in der JVA Attendorn ist ein Beispiel dafür, wie praktische Projekte zur erfolgreichen Resozialisierung beitragen können. Durch die aktive Einbindung der Inhaftierten in sinnstiftende Tätigkeiten werden nicht nur handwerkliche Fähigkeiten vermittelt, sondern auch wichtige soziale Kompetenzen gefördert. Solche Maßnahmen sind essenziell, um den Gefangenen nach ihrer Entlassung einen erfolgreichen Wiedereinstieg in die Gesellschaft zu ermöglichen und somit die Rückfallquote zu senken.

Insgesamt zeigt das Projekt, dass durch innovative Ansätze im Strafvollzug sowohl die Inhaftierten als auch die Gesellschaft profitieren können. Der Adventsmarkt in der JVA Attendorn ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Resozialisierung in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden kann.

Quellenangaben

 

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