Natur für alle: Wie der Sonderwettbewerb „Soziale Natur – Natur für alle“ eine nachhaltige Gesellschaft gestaltet

In einer Welt, die zunehmend von Urbanisierung, sozialer Ungleichheit und Umweltproblemen geprägt ist, wird die Natur oft als Rückzugsort idealisiert. Doch der Zugang zur Natur ist alles andere als selbstverständlich. Während einige Bevölkerungsgruppen von üppigen Grünflächen umgeben sind, haben andere kaum die Möglichkeit, natürliche Räume zu erleben. Hinzu kommt die schwindende biologische Vielfalt, die uns nicht nur ökologisch, sondern auch sozial vor Herausforderungen stellt. Genau an dieser Stelle setzt der Sonderwettbewerb „Soziale Natur – Natur für alle“ an, der innovative Projekte auszeichnet, die Menschen miteinander und mit der Natur verbinden.

Das Problem: Wer hat Zugang zur Natur?

Die Vorteile von Naturerfahrungen sind gut dokumentiert. Regelmäßige Aufenthalte in der Natur fördern die körperliche Gesundheit, reduzieren Stress und steigern das Wohlbefinden. Studien zeigen auch, dass Naturerlebnisse die soziale Bindung stärken und ein Gemeinschaftsgefühl fördern können. Doch die Realität sieht anders aus: Besonders in urbanen Räumen, in denen die Mehrheit der Bevölkerung lebt, wird der Zugang zur Natur oft durch soziale und ökonomische Faktoren eingeschränkt.

Menschen in sozial benachteiligten Stadtteilen haben meist weniger Zugang zu Grünflächen als jene, die in wohlhabenderen Gegenden leben. Parks und Naturräume sind entweder zu klein, zu weit entfernt oder gar nicht vorhanden. Der fehlende Zugang verstärkt soziale Ungleichheiten und führt dazu, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen von den positiven Effekten der Natur ausgeschlossen bleiben. Diese räumliche und soziale Entfremdung hat nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen, sondern auch auf ihr Verhältnis zur Umwelt. Ein geringerer Bezug zur Natur kann langfristig zu einer geringeren Wertschätzung der biologischen Vielfalt führen. Dies ist alarmierend, da die Biodiversität bereits weltweit bedroht ist.

Zusätzlich gibt es eine Wissenslücke in der Bevölkerung: Viele Menschen wissen wenig über die Bedeutung von Ökosystemen und die Konsequenzen ihres Rückgangs. Besonders Kinder und Jugendliche in Städten haben oft kaum die Möglichkeit, Tiere und Pflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum kennenzulernen. Hier setzt der Sonderwettbewerb „Soziale Natur – Natur für alle“ an, indem er Projekte unterstützt, die diesen Missständen begegnen.

Die Lösung: Der Sonderwettbewerb „Soziale Natur – Natur für alle“

Der Wettbewerb wurde 2017 im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt ins Leben gerufen. Ziel ist es, Projekte auszuzeichnen, die auf kreative und nachhaltige Weise die Verbindung zwischen Mensch und Natur fördern und dabei soziale Inklusion vorantreiben. Die Initiative steht unter dem Dach der UN-Dekade und wird von einer unabhängigen Fachjury getragen, die aus Experten der Bereiche Naturschutz, Bildung und sozialer Arbeit besteht.

Der Fokus des Wettbewerbs liegt darauf, das Bewusstsein für die Bedeutung von Natur und Biodiversität in der Gesellschaft zu schärfen und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Besondere Aufmerksamkeit gilt Projekten, die bisher marginalisierte Gruppen – wie Menschen mit Behinderungen, Geflüchtete oder sozial Benachteiligte – in den Mittelpunkt stellen. Dabei werden vor allem niedrigschwellige Angebote ausgezeichnet, die Menschen den Zugang zur Natur erleichtern und sie aktiv einbinden.

Die Gründer und ihre Vision

Der Wettbewerb wurde vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium (BMUV) initiiert. Beide Institutionen setzen sich seit Jahren für die Förderung der Biodiversität und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts ein. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt, unter deren Dach der Wettbewerb steht, ist Teil eines internationalen Programms, das die Ziele der Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen unterstützt. Die Idee für den Sonderwettbewerb entstand aus der Überzeugung, dass Natur nicht nur ökologischen, sondern auch sozialen Mehrwert bietet. Besonders in Deutschland, einem Land mit vielfältigen Naturräumen, ist die Verbindung von Mensch und Umwelt ein zentrales Thema.

Die Struktur des Wettbewerbs ist klar definiert. Projekte können von Vereinen, Schulen, Organisationen oder Einzelpersonen eingereicht werden. Die Gewinner erhalten nicht nur eine öffentliche Auszeichnung, sondern profitieren auch von einer breiten medialen Aufmerksamkeit, die ihre Arbeit bekannter macht und oft weitere Unterstützer mobilisiert. Neben der Anerkennung durch die Jury können die Projekte auf das Netzwerk der UN-Dekade zurückgreifen, das Partnerschaften und Austausch ermöglicht.

Erfolgreiche Projekte und ihre Wirkung

Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Projekte ausgezeichnet, die eindrucksvoll zeigen, wie Natur soziale Brücken bauen kann. Ein herausragendes Beispiel ist der Nationalpark Berchtesgaden, der für seine inklusive Bildungsarbeit gewürdigt wurde. Der Park hat spezielle Programme entwickelt, die Menschen mit Behinderungen den Zugang zur Natur erleichtern. Barrierefreie Wanderwege und Führungen in leichter Sprache ermöglichen es, dass jeder Besucher die Schönheit der Alpen erleben kann. Dieses Projekt zeigt, wie Natur für alle zugänglich gemacht werden kann und gleichzeitig die Biodiversität geschützt wird.

Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Naturaktionstage“ des Verbands Deutscher Naturparke (VDN), das gezielt Kinder aus sozial benachteiligten Stadtteilen anspricht. In Kooperation mit Schulen und Jugendzentren werden Exkursionen in nahegelegene Naturparks organisiert. Die Kinder lernen spielerisch, welche Rolle Pflanzen und Tiere in unseren Ökosystemen spielen, und sammeln erste Naturerfahrungen, die sie oft nachhaltig prägen.

Auch das Projekt „Lernort Natur“ des Deutschen Jagdverbands verdient besondere Erwähnung. Es setzt auf Bildungsarbeit in der Natur, um Kindern ein besseres Verständnis für ökologische Zusammenhänge zu vermitteln. Die Initiative wurde 2020 für ihr Engagement ausgezeichnet und hat seither zahlreiche Kinder und Jugendliche erreicht, die durch praktische Erfahrungen ein tieferes Bewusstsein für die Umwelt entwickelt haben.

Einer der Schlüsselerfolge des Wettbewerbs ist, dass er nicht nur bestehende Projekte würdigt, sondern auch neue inspiriert. Viele der ausgezeichneten Initiativen haben sich über die Jahre weiterentwickelt und vergrößert. So hat das Projekt „Inseln des Lebendigen“, das von der ökumenischen Initiative Theologische Zoologie initiiert wurde, nicht nur lokale Gärten geschaffen, sondern auch Netzwerke aufgebaut, die den Austausch zwischen Gemeinden fördern.

Die Wirkung über den Wettbewerb hinaus

Die Projekte des Sonderwettbewerbs haben gezeigt, dass die Verbindung von Mensch und Natur viele positive Nebeneffekte mit sich bringt. Teilnehmer berichten oft, dass sie durch ihre Erfahrungen ein neues Bewusstsein für die Umwelt entwickelt haben. Gleichzeitig fördern solche Initiativen den sozialen Zusammenhalt, indem sie Menschen zusammenbringen, die sonst vielleicht nie in Kontakt gekommen wären. Die Natur wird so zu einem Ort der Begegnung und der Zusammenarbeit.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Durch die mediale Berichterstattung über den Wettbewerb und seine Projekte wird das Bewusstsein für die Bedeutung von Biodiversität gestärkt. Viele Menschen erkennen erst durch solche Initiativen, wie wichtig der Schutz der Natur für unsere Gesellschaft ist. Der Wettbewerb hat somit nicht nur eine direkte, sondern auch eine indirekte Wirkung, indem er Impulse für gesellschaftliche Diskussionen setzt.

Fazit

Der Sonderwettbewerb „Soziale Natur – Natur für alle“ ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie innovative Ideen die Herausforderungen unserer Zeit adressieren können. Indem er den Fokus auf die Verbindung von Mensch und Natur legt, leistet er einen wichtigen Beitrag zur Förderung des sozialen Zusammenhalts und zum Schutz der Biodiversität. Die ausgezeichneten Projekte zeigen, dass es möglich ist, ökologische und soziale Ziele miteinander zu verbinden und damit einen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft zu schaffen. Sie sind Inspiration und Vorbild für eine nachhaltige Zukunft, in der die Natur für alle zugänglich ist.

Quellen

 

guteideen.org © 2024 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel.

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