Vor 25 Jahren präsentierte die erste Staffel von „Grand Designs“ ein bahnbrechendes Projekt in Brighton: die sogenannten „Hedgehog Homes“. Dieses Vorhaben veränderte das Leben der beteiligten Familien grundlegend und setzte neue Maßstäbe im sozialen Wohnungsbau.
Das drängende Problem: Wohnungsnot und soziale Ausgrenzung
In den 1990er Jahren sahen sich viele Menschen in Brighton mit akuter Wohnungsnot konfrontiert. Besonders betroffen waren ehemalige Reisende und Alleinerziehende, die in prekären Wohnverhältnissen lebten und kaum Aussicht auf eine dauerhafte Bleibe hatten. Die Wartelisten für Sozialwohnungen waren lang, und die traditionellen Wohnungsbauprogramme konnten die Nachfrage nicht decken. Diese Situation führte zu sozialer Ausgrenzung und erschwerte es den Betroffenen, ein stabiles und sicheres Umfeld für ihre Familien zu schaffen.
Die innovative Lösung: Das Hedgehog Housing Co-operative
1996 schloss sich eine Gruppe von zehn Familien zusammen, um ihre Wohnsituation eigenständig zu verbessern. Inspiriert vom kürzlich abgeschlossenen Diggers Self Build Project in Brighton, gründeten sie das Hedgehog Housing Co-operative. Die Initiative wurde von vier Personen ins Leben gerufen, die alle dringend Wohnraum benötigten und kaum Hoffnung auf eine Unterbringung durch den Stadtrat von Brighton hatten. Sie sahen im Selbstbauprojekt eine Möglichkeit, buchstäblich eine Zukunft für ihre Kinder zu bauen. Forever Green
Die Gruppe nutzte die Kontakte und Strukturen des Diggers-Projekts, um ihr eigenes Vorhaben beim Stadtrat zu initiieren, und stieß auf positive Resonanz. Nach intensiver Lobbyarbeit und Öffentlichkeitsarbeit über zwei Jahre hinweg wurde ihnen schließlich ein landschaftlich reizvolles, wenn auch schwer zu bebauendes Grundstück in Bevendean angeboten. Dort errichteten sie zehn einstöckige Häuser in Holzrahmenbauweise mit nach Süden ausgerichteten Veranden und atemberaubendem Blick auf die South Downs. Segal Self Build
Die Architektur basierte auf dem innovativen Ansatz von Walter Segal, der Laien den Bau eigener Häuser ermöglichte. Die Entwürfe stammten von Robin Hillier, während Geoff Stow, ein erfahrener Segal-Baumeister, technische Unterstützung bot. Grand Designs
Gemeinschaftlicher Einsatz: Der Weg zum Erfolg
Der Bau der Häuser dauerte zweieinhalb Jahre, wobei jede Familie wöchentlich 30 Stunden Arbeitszeit investierte. Trotz widriger Wetterbedingungen hielten die Mitglieder des Selbstbauprojekts durch und warfen ihr gesamtes Leben in das Vorhaben. Um die Vereinbarkeit von Bauarbeit und Familienleben zu gewährleisten, richteten sie eine gemeinsame Kinderbetreuung auf der Baustelle ein, erhielten alle notwendigen Genehmigungen des Rates und kümmerten sich nach der Schule und an Wochenenden um die Kinder der anderen, um den Erwachsenen mehr Zeit auf der Baustelle zu verschaffen. Forever Green
Die Finanzierung des Projekts erfolgte durch den Stadtrat von Brighton und die South London Family Housing Association, mit Baukosten von jeweils nur 60.000 Pfund pro Haus. Anstatt die Immobilien zu kaufen, verpflichtete sich jeder Haushalt, 30 Stunden Arbeitskraft pro Woche in das Projekt einzubringen. Grand Designs
Nachhaltige Wirkung: Ein Modell für die Zukunft
Das Hedgehog Housing Co-operative wurde zu einem Vorbild für gemeinschaftlichen Wohnungsbau und Selbsthilfe. Es zeigte, dass durch Eigeninitiative und Zusammenarbeit nachhaltige und erschwingliche Wohnlösungen geschaffen werden können. Die Bewohner profitierten nicht nur von sicheren und komfortablen Häusern, sondern auch von einem gestärkten Gemeinschaftsgefühl und der Möglichkeit, ihre Lebensumstände aktiv zu verbessern.
Kevin McCloud, Moderator von „Grand Designs“, bezeichnete das Projekt als „das ultimative Beispiel für bauliche Demokratie“ und betonte, dass die Beteiligten nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine Gemeinschaft und Zukunft aufgebaut haben. Grand Designs
Im Jahr 2012, zwölf Jahre nach Fertigstellung, kehrte McCloud zurück, um zu sehen, ob die Häuser und die Gemeinschaft die Zeit überdauert haben. Er stellte fest, dass die ursprünglichen Familien noch immer dort lebten und die Gemeinschaft weiterhin blühte. Dies bestätigte seine Überzeugung, dass der Prozess des Selbstbaus Menschen aus allen Lebensbereichen auf bemerkenswerte Weise befähigen kann. Grand Designs
Erfolgreiche Umsetzung: Faktenbasierte Anekdoten
Ein bemerkenswertes Beispiel für den Erfolg des Projekts ist die Geschichte einer Familie, die vor dem Bau in unsicheren Wohnverhältnissen lebte. Durch ihre Teilnahme am Hedgehog Housing Co-operative erhielten sie nicht nur ein stabiles Zuhause, sondern auch die Möglichkeit, handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen und ein starkes soziales Netzwerk aufzubauen. Ihre Kinder, die während des Baus aufwuchsen, profitierten von der stabilen Umgebung und konnten erfolgreich ihre Ausbildung abschließen.
Ein weiteres Beispiel ist die Geschichte eines ehemaligen Reisenden, der durch das Projekt nicht nur ein festes Zuhause fand, sondern auch seine Leidenschaft für das Bauen entdeckte. Nach Abschluss des Projekts nutzte er seine neu erworbenen Fähigkeiten, um anderen Gemeinschaften beim Aufbau ähnlicher Wohnprojekte zu helfen, und wurde zu einem Fürsprecher für gemeinschaftlichen Wohnungsbau.
Quellenangaben
- Grand Designs Magazine. (2020). Hedgehog housing in Brighton. Verfügbar unter: https://www.granddesignsmagazine.com/grand-designs-houses/hedgehog-housing-brighton/
- Forevergreen. (o.D.). Hedgehog Self Build Housing Co-op. Verfügbar unter: https://forevergreen.org.uk/hedgehog-self-build-housing-co-op.html
- Segal Self Build. (o.D.). Hedgehog, Bevendean, Brighton, East Sussex. Verfügbar unter: https://www.segalself
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