Der Natur auf der Spur: Wie Hessens Umweltbewegung den Hessentag bereichert

Eine Chance für Natur und Umwelt – mit Herausforderungen

Der Hessentag, eines der traditionsreichsten und größten Volksfeste Deutschlands, wird 2025 in Bad Vilbel ein besonderes Highlight bieten: die Sonderschau „Der Natur auf der Spur“. Hinter dem Projekt steht das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU). Ziel der Schau ist es, die oft komplexen Zusammenhänge zwischen menschlicher Nutzung der Natur und dem dringend notwendigen Schutz unserer Umwelt für ein breites Publikum greifbar zu machen.

Die Ausstellung soll ein breites Spektrum an Akteuren zusammenbringen – von Naturschutzorganisationen und landwirtschaftlichen Betrieben bis hin zu Bürgerinitiativen und Unternehmen. Sie alle sind eingeladen, ihre Arbeit, Produkte oder Dienstleistungen vorzustellen. Dabei geht es nicht nur um Aufklärung, sondern auch darum, den Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Bevölkerung zu fördern. Doch so verheißungsvoll das Projekt klingt, es steht vor Herausforderungen, die vor allem kleinere Initiativen betreffen.

Viele der eingeladenen Vereine und Organisationen stehen vor einem Dilemma: Die Anforderungen für die Teilnahme, insbesondere die Präsenzzeiten an den Ständen, übersteigen oft ihre personellen und finanziellen Kapazitäten. Derartige Hürden könnten dazu führen, dass genau die Akteure fehlen, die vor Ort die dringend benötigte Inspiration und Expertise mitbringen würden.

Die Idee hinter der Sonderschau

Die Idee zur Sonderschau entstand vor dem Hintergrund wachsender Umweltkrisen. Hessen, ein Bundesland, das durch eine vielfältige Kulturlandschaft aus Wäldern, Feldern und Flüssen geprägt ist, steht exemplarisch für die Herausforderungen und Chancen nachhaltigen Handelns. Von intensiver Landwirtschaft über Klimawandel bis hin zu Artenverlust – die Themen sind komplex und verlangen innovative Ansätze.

Das HMLU möchte mit „Der Natur auf der Spur“ nicht nur informieren, sondern aktiv dazu beitragen, ein Bewusstsein für die Lebensgrundlagen der Menschen zu schaffen. „Unsere Ernährung, unsere Erholung und selbst die Rohstoffe, die wir täglich nutzen, hängen direkt von der Gesundheit unserer natürlichen Ressourcen ab“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. Die Schau ist Teil eines übergreifenden Konzepts, Umweltbildung und Bürgerbeteiligung zu fördern.

Organisiert wird die Ausstellung in enger Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und Experten. Die Idee ist, durch eine Mischung aus Erlebnis- und Informationsangeboten eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen: Familien, Schülergruppen, Naturliebhaber und Fachpublikum sollen gleichermaßen angesprochen werden.

Die Gründer und ihre Vision

Das Projekt wurde maßgeblich von einem Team im HMLU ins Leben gerufen, geleitet von Ministerialrat Dr. Andreas Schneider, einem erfahrenen Umweltpolitiker, der bereits an mehreren ähnlichen Initiativen beteiligt war. Gemeinsam mit seinem Team, bestehend aus Umweltwissenschaftlern, Landwirten und Bildungsexperten, entwickelte Schneider ein Konzept, das auf Interaktivität und Praxisnähe setzt.

Mit seiner langjährigen Erfahrung im Bereich Umweltkommunikation betont Dr. Schneider die Notwendigkeit, Menschen nicht nur mit Daten und Fakten zu konfrontieren, sondern sie emotional zu erreichen. „Wenn wir wollen, dass Menschen nachhaltig handeln, müssen wir sie dort abholen, wo sie stehen – mit Geschichten, Erlebnissen und konkreten Beispielen“, sagt er.

Das Ministerium selbst fungiert als staatliche Einrichtung ohne Gewinnerzielungsabsicht, arbeitet jedoch eng mit Partnern aus der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft zusammen, um die Finanzierung und Organisation zu sichern. Die Veranstaltung am Hessentag wird mit einem geschätzten Budget von rund 2 Millionen Euro ausgestattet, das durch Landesmittel und Sponsoren gedeckt wird.

Erfolgreiche Projekte als Inspiration

Die Sonderschau setzt auf bewährte Ansätze, die bereits in der Vergangenheit für Aufmerksamkeit und positive Resonanz gesorgt haben. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der Initiative „Hessen blüht“, die sich für mehr Artenvielfalt in Agrarlandschaften einsetzt. 2023 wurde diese Initiative auf einer regionalen Messe vorgestellt und erlebte einen Besucherandrang, der alle Erwartungen übertraf. Neben anschaulichen Blühstreifenmodellen boten die Initiatoren Workshops an, in denen Besucher Samenmischungen für ihren eigenen Garten zusammenstellen konnten. Solche praxisnahen Elemente sollen auch 2025 in Bad Vilbel wieder im Fokus stehen.

Ein weiteres Erfolgsbeispiel ist das Projekt „Waldwissen erlebbar machen“, bei dem Förster in Hessen Waldwanderungen mit interaktiven Stationen organisierten. Teilnehmer berichteten später, dass sie durch die Wanderungen ein neues Verständnis für die Bedeutung des Waldes als Lebensraum, CO₂-Speicher und Erholungsgebiet entwickelt hätten.

Praktische Herausforderungen

Trotz der vielen positiven Aspekte gibt es jedoch praktische Probleme, die die Beteiligung erschweren. Viele kleine Vereine verfügen weder über ausreichend Personal noch über die finanziellen Mittel, um mehrere Tage lang auf einer Messe präsent zu sein. Auch wenn das HMLU vergünstigte Teilnahmebedingungen anbietet, schrecken die logistischen Anforderungen viele potenzielle Aussteller ab.

Ein Sprecher eines Naturschutzvereins aus Mittelhessen erklärte, dass seine Organisation sich grundsätzlich sehr gerne beteiligen würde, es jedoch an Ressourcen für eine durchgehende Standbesetzung fehle. „Wir sind ein ehrenamtlich geführter Verein. Die Arbeit vor Ort, etwa die Pflege von Biotopen, hat Priorität. Da bleibt wenig Zeit, um sich auf solche Veranstaltungen vorzubereiten.“

Hier könnte das Ministerium unterstützend eingreifen, etwa durch die Bereitstellung von Personal oder die Förderung von Gemeinschaftsständen, an denen sich mehrere kleine Initiativen zusammenschließen können.

Ein Blick in die Zukunft

Trotz der Herausforderungen ist die Sonderschau ein vielversprechendes Projekt mit großem Potenzial, das Umweltbewusstsein in Hessen weiter zu stärken. Sie bietet nicht nur eine Plattform für bestehende Projekte, sondern könnte auch neue Kooperationen und Ideen anstoßen.

„Der Natur auf der Spur“ zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Umwelt- und Naturschutzthemen auf eine Weise zu präsentieren, die Menschen inspiriert und zum Handeln anregt. Bad Vilbel wird 2025 damit nicht nur zum Schauplatz eines Festes, sondern auch zu einem Ort des Dialogs und der Zukunftsgestaltung.

Quellenangaben

 

guteideen.org © 2024 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel.

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