Ensemble Unterwegs: Vier Musikerinnen tauschen Konzerte gegen Kost und Logis

Die Herausforderung: Musik abseits der Komfortzone

In einer Zeit, in der Musikerinnen und Musiker oft auf durchorganisierten Tourneen unterwegs sind, mit festgelegten Spielstätten, Hotels und Gagen, wagen vier Künstlerinnen einen ungewöhnlichen Schritt. Sie verlassen bewusst die gewohnten Pfade und begeben sich auf eine Reise ohne Geld, Handy oder vorab gebuchte Unterkünfte. Ihr Ziel: durch ihre Musik Menschen zu begegnen und im Austausch für Kost und Logis Konzerte zu geben. Dieses Abenteuer erfordert nicht nur musikalisches Können, sondern auch Mut und Vertrauen in die Menschlichkeit.

Das Projekt: Eine musikalische Walz durch Deutschland

Die vier Musikerinnen – Annette Walther (Geige), Barbara Schachtner (Gesang), Anna Beitzl-Reitmeier (Cello) und Frieda Imhorst (Bratsche) – bilden das „Ensemble Unterwegs“. Einmal im Jahr schnüren sie ihre Wanderschuhe und machen sich auf den Weg durch verschiedene Regionen Deutschlands. Ohne finanzielle Mittel und moderne Kommunikationsmittel sind sie auf die Gastfreundschaft der Menschen angewiesen, denen sie begegnen. Im Gegenzug bieten sie spontane Konzerte an, die von klassischen Stücken über Volkslieder bis hin zu Chansons reichen.

 

Die Entstehung des Projekts

Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Projekt entstand aus dem Wunsch heraus, Musik in ihrer ursprünglichsten Form zu erleben und zu teilen. Abseits von großen Bühnen und festen Programmen wollten die Musikerinnen die direkte Verbindung zu ihrem Publikum suchen. Inspiriert von der Tradition der Handwerksgesellen auf der Walz, beschlossen sie, ihre eigene musikalische Wanderschaft zu beginnen. Die erste Tour führte sie von Schlamau in Brandenburg nach Buro in Sachsen-Anhalt – eine Strecke von etwa 31 Kilometern, die jedoch voller unvorhersehbarer Begegnungen und Erfahrungen steckte.

Erfolgreiche Umsetzung: Begegnungen und Erlebnisse

Während ihrer Reisen erlebten die Musikerinnen zahlreiche bewegende Momente. In einem kleinen Dorf wurden sie von einer Familie aufgenommen, die spontan ein Wohnzimmerkonzert für Freunde und Nachbarn organisierte. Die Musik schuf eine Atmosphäre der Verbundenheit und ließ Fremde zu Freunden werden. In einer anderen Ortschaft trafen sie auf einen älteren Herrn, der seit Jahren kein Live-Konzert mehr besucht hatte. Ihr Spiel rührte ihn zu Tränen und erinnerte ihn an vergangene Zeiten.

Diese Erlebnisse zeigen, wie Musik Brücken zwischen Menschen bauen kann. Die Bereitschaft der Künstlerinnen, sich auf das Ungewisse einzulassen, wurde belohnt durch die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen, denen sie begegneten. Ihre Reisen wurden von der Filmemacherin Susanne Böhm begleitet, die die Erfahrungen in der Dokumentation „Tausche Konzert gegen Kost und Logis“ festhielt. Diese wurde im Oktober 2024 im Ersten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt und fand große Resonanz beim Publikum.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz der positiven Erfahrungen standen die Musikerinnen vor Herausforderungen. Ohne Handy und GPS waren sie auf traditionelle Navigationsmethoden angewiesen, was zu Umwegen und unerwarteten Situationen führte. Die Ungewissheit, ob sie für die Nacht eine Unterkunft finden würden, stellte ihre Geduld und ihr Vertrauen auf die Probe. Doch gerade diese Unsicherheiten machten den Reiz des Projekts aus und führten zu authentischen Begegnungen.

Für die Zukunft planen die Musikerinnen, ihre musikalische Walz fortzusetzen und weitere Regionen zu erkunden. Sie möchten die Vielfalt Deutschlands kennenlernen und durch ihre Musik Menschen zusammenbringen. Ihr Projekt ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Kunst und Kultur jenseits etablierter Strukturen wirken können und zeigt, dass Vertrauen und Offenheit zu bereichernden Erfahrungen führen.

Quellenangaben

 

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