Quebradeiras de Coco Babaçu: Frauen kämpfen für ihre Rechte und den Erhalt der Wälder

Im Herzen Brasiliens, in den Bundesstaaten Maranhão, Pará, Piauí und Tocantins, erstrecken sich die dichten Babaçu-Wälder. Diese Palmen sind nicht nur ein ökologischer Schatz, sondern auch die Lebensgrundlage für rund 400.000 Frauen, die als „Quebradeiras de Coco Babaçu“ bekannt sind. Sie sammeln die Früchte der Babaçu-Palme, um daraus Öl, Seife, Mehl und andere Produkte herzustellen. Doch ihr traditioneller Lebensstil wird durch Landkonflikte, Abholzung und industrielle Interessen bedroht.

Die Bedrohung des traditionellen Lebensstils

Seit Jahrzehnten sehen sich die Quebradeiras de Coco Babaçu mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Großgrundbesitzer und Agrarunternehmen beanspruchen zunehmend Land für Viehzucht, Sojaanbau und Eukalyptusplantagen. Dabei werden oft Zäune errichtet, die den Zugang zu den Babaçu-Wäldern versperren. In einigen Fällen werden die Palmen sogar gefällt oder vergiftet, um Platz für andere Nutzpflanzen zu schaffen. Diese Praktiken gefährden nicht nur die Umwelt, sondern entziehen den Frauen auch ihre Lebensgrundlage und bedrohen ihre kulturelle Identität.

Die Entstehung des MIQCB

Angesichts dieser Bedrohungen schlossen sich die Quebradeiras de Coco Babaçu 1991 zusammen und gründeten das Movimento Interestadual das Quebradeiras de Coco Babaçu (MIQCB). Diese Bewegung, die als gemeinnützige Organisation registriert ist, setzt sich für die Rechte der Frauen ein, fördert ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit und kämpft für den Erhalt der Babaçu-Wälder. Das MIQCB vertritt Frauen aus vier Bundesstaaten und hat sich zu einer bedeutenden Stimme im Kampf um Landrechte und Umweltschutz entwickelt.

 

Erfolge und Initiativen des MIQCB

Im Laufe der Jahre hat das MIQCB bemerkenswerte Erfolge erzielt. Eine der bedeutendsten Errungenschaften ist die Verabschiedung der „Lei do Babaçu Livre“ (Gesetz des freien Babaçu), die in mehreren Gemeinden und Bundesstaaten eingeführt wurde. Dieses Gesetz garantiert den freien Zugang zu den Babaçu-Wäldern und verbietet die Zerstörung der Palmen. Trotz dieser gesetzlichen Fortschritte bleibt die Umsetzung eine Herausforderung, da lokale Interessen oft im Widerspruch zu den Rechten der Quebradeiras stehen.

Ein weiteres Beispiel für den Erfolg des MIQCB ist die Gründung der Cooperativa Interestadual das Mulheres Quebradeiras de Coco Babaçu (CIMQCB) im Jahr 2009. Diese Genossenschaft ermöglicht es den Frauen, ihre Produkte direkt zu vermarkten, wodurch sie fairere Preise erzielen und ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit stärken können. Durch Schulungen in den Bereichen Management, Genossenschaftswesen und Produktstandardisierung konnten die Frauen ihre Produktionsprozesse verbessern und neue Märkte erschließen.

Anekdoten des Widerstands und der Resilienz

Die Geschichte des MIQCB ist reich an Beispielen für Mut und Entschlossenheit. In einer Gemeinde im Bundesstaat Maranhão versuchten Großgrundbesitzer, den Zugang zu den Babaçu-Wäldern durch den Bau von Zäunen zu blockieren. Die Quebradeiras organisierten friedliche Proteste, bei denen sie die Zäune symbolisch durchtrennten und ihre traditionelle Nutzung des Landes verteidigten. Diese Aktionen führten zu Verhandlungen mit den lokalen Behörden und letztlich zur Durchsetzung des freien Zugangs zu den Wäldern.

Ein weiteres inspirierendes Beispiel ist die Geschichte von Maria Alaídes Alves, einer führenden Persönlichkeit des MIQCB. Sie begann als einfache Quebradeira und wurde später zur Koordinatorin des MIQCB. Durch ihren unermüdlichen Einsatz trug sie maßgeblich zur Verabschiedung der „Lei do Babaçu Livre“ in ihrer Gemeinde bei und inspirierte viele Frauen, sich dem Kampf anzuschließen.

Aktuelle Herausforderungen und der Weg nach vorn

Trotz der erzielten Fortschritte stehen die Quebradeiras de Coco Babaçu weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Die fortschreitende Abholzung, der Klimawandel und der Druck durch industrielle Landwirtschaft bedrohen die Babaçu-Wälder und damit die Lebensgrundlage der Frauen. Das MIQCB arbeitet daher kontinuierlich daran, neue Gesetze zu fördern, bestehende zu stärken und die Umsetzung zu überwachen. Zudem setzt sich die Bewegung für die Anerkennung der Quebradeiras als traditionelle Gemeinschaft ein, um ihre Rechte auf Land und Ressourcen besser zu schützen.

Fazit

Das Movimento Interestadual das Quebradeiras de Coco Babaçu ist ein leuchtendes Beispiel für den erfolgreichen Kampf um Frauenrechte, Umweltschutz und kulturelle Identität. Durch ihre Entschlossenheit und ihren Gemeinschaftssinn haben die Quebradeiras nicht nur ihre eigenen Lebensbedingungen verbessert, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der brasilianischen Wälder geleistet. Ihre Geschichte zeigt, dass der Einsatz für Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit selbst unter schwierigsten Bedingungen Früchte tragen kann.

Quellenangaben

Movimento Interestadual das Quebradeiras de Coco Babaçu (MIQCB). (o.D.). Über uns. Abgerufen am 21. November 2024, von https://www.miqcb.org/sobre-nos

Repórter Brasil. (2018). Comunidade de Quebradeiras de Coco Babaçu. Abgerufen am 21. November 2024, von https://especial.reporterbrasil.org.br/comunidadestradicionais/quebradeiras-de-coco-babacu/

MIQCB. (2023). MIQCB completa 32 anos de lutas e conquistas, no dia 24 de setembro – Dia Estadual das Quebradeiras. Abgerufen am 21. November 2024, von https://www.miq

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