Hinter der schillernden Fassade der Modewelt verbirgt sich eine düstere Realität: Millionen von Frauen arbeiten unter prekären Bedingungen in der globalen Textilindustrie. Besonders in Ländern wie Indien und Bangladesch sind sie häufig Ausbeutung, Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Die Bonner Frauenrechtsorganisation FEMNET hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Missständen entgegenzuwirken und die Rechte der Arbeiterinnen zu stärken.
Die Schattenseiten der Modeindustrie
Die Modeindustrie ist ein milliardenschweres Geschäft, das von schnellen Trends und kostengünstiger Produktion lebt. Um die Nachfrage nach immer günstigeren Kleidungsstücken zu befriedigen, verlagern viele Unternehmen ihre Produktion in Länder mit niedrigen Löhnen und schwachen Arbeitsrechten. In Indien und Bangladesch arbeiten unzählige Frauen in Textilfabriken unter Bedingungen, die oft menschenunwürdig sind.
Lange Arbeitszeiten, unzureichende Bezahlung und fehlende soziale Absicherung sind an der Tagesordnung. Hinzu kommen gesundheitliche Risiken durch den Umgang mit Chemikalien und mangelnde Sicherheitsstandards. Sexuelle Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz sind weitere gravierende Probleme, mit denen die Arbeiterinnen konfrontiert sind. Viele von ihnen sind sich ihrer Rechte nicht bewusst oder haben keine Möglichkeit, diese einzufordern.
FEMNET: Eine Organisation mit Mission
FEMNET wurde 2007 von Dr. Gisela Burckhardt gegründet, die zuvor lange in der Entwicklungszusammenarbeit tätig war. Die Organisation setzt sich für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von Frauen weltweit ein, mit einem besonderen Fokus auf die Bekleidungsindustrie. Als eingetragener Verein mit Sitz in Bonn agiert die Organisation unabhängig und finanziert sich überwiegend aus projektgebundenen Zuschüssen, Spenden und Mitgliedsbeiträgen .
Die Arbeit von FEMNET ruht auf drei Säulen:
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Kampagnen und politische Mitsprache: Durch öffentliche Kampagnen und Protestaktionen mobilisiert die Organisation die Gesellschaft, macht auf Missstände aufmerksam und übt Druck auf Unternehmen und Politik aus, um Ausbeutung und Arbeitsrechtsverletzungen entgegenzuwirken.
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Bildung und Aufklärung: Die Organisation informiert Studierende und Jugendliche über die komplexen Zusammenhänge der globalen Bekleidungsindustrie und unterstützt sie in ihrem Engagement für faire Arbeitsbedingungen.
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Solidarische Arbeit vor Ort: FEMNET unterstützt Projekte langjähriger Partnerorganisationen in Indien und Bangladesch, die Arbeiterinnen juristische Beratung, Trainings und finanzielle Soforthilfe bieten .
Erfolgreiche Projekte und Initiativen
Ein zentrales Anliegen von der Organisation ist die Unterstützung von Frauen vor Ort. In Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wie dem Bangladesh Center for Workers Solidarity (BCWS) und Cividep in Indien werden verschiedene Projekte umgesetzt, die direkt den Arbeiterinnen zugutekommen.
Rechtshilfe und juristische Unterstützung
Um ihre Rechte durchsetzen oder einklagen zu können, benötigen Arbeiterinnen sachkundigen Rechtsbeistand und finanzielle Unterstützung zur Deckung von Prozesskosten. FEMNET finanziert Rechtshilfe, damit die Frauen sich gegen Rechtsverletzungen zur Wehr setzen können .
Stärkung von Gewerkschaften und Interessenvertretungen
Die Organisationen vor Ort unterstützen Arbeiterinnen darin, sich gewerkschaftlich zu organisieren, und bieten ihnen bei akuten Problemen eine Anlaufstelle. Durch die strukturelle Förderung dieser Organisationen wird eine nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation der Textilarbeiterinnen angestrebt .
Projekte gegen sexuelle Belästigung und Gewalt
Ein weiteres wichtiges Projekt ist der Aufbau von frauengeführten Gewerkschaften sowie Initiativen gegen sexuelle Belästigung oder Gewalt. Durch Aufklärung und gezielte Unterstützung werden Frauen in ihren Rechten und Bedürfnissen gestärkt.
Kinderbetreuung und Mutterschutz
Seit 2015 unterstützt FEMNET Partnerorganisationen vor Ort, um die Betreuungssituation für Kinder und den Schutz der Mütter in den Fabriken zu verbessern. Dies umfasst Projekte für bessere Kinderbetreuung und Maßnahmen zum Mutterschutz .
Einblicke in die Arbeit vor Ort
Kalpona Akter, eine bekannte Aktivistin für Menschenrechte in der Modebranche, arbeitete bereits als Kind in Bekleidungsfabriken, um ihre Familie zu unterstützen. Als sie sich gegen die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen auflehnte, wurde sie eingeschüchtert, bedroht, physisch angegriffen und inhaftiert. Trotzdem kämpfte sie weiter für ihre Rechte und die ihrer Kolleginnen. Heute ist Kalpona eine der bekanntesten Aktivistinnen für Menschenrechte in der Modebranche weltweit. FEMNET unterstützt Kalponas Arbeitsrechtsorganisation BCWS in Bangladesch.
Netzwerkarbeit und Kooperationen
FEMNET ist auf verschiedenen Ebenen – lokal, national und international – und in verschiedenen Netzwerken und Multi-Stakeholder-Initiativen engagiert. Durch die Bündelung der Aktivitäten wird der Einfluss verstärkt und eine wirksame Präsenz in Politik, Wirtschaft und der breiten Öffentlichkeit erreicht. Gemeinsam mit Partnern wie der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign) und dem Netzwerk für Unternehmensverantwortung CorA setzt sich FEMNET für menschenwürdige Arbeitsbedingungen ein .
Fazit
FEMNET leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in der globalen Textilindustrie. Durch Bildungsarbeit, politische Kampagnen und direkte Unterstützung vor Ort wird nicht nur das Bewusstsein für die Missstände geschärft, sondern auch eine nachhaltige Verbesserung angestrebt. Projekte wie diese zeigen, dass Solidarität, Expertise und langfristige Zusammenarbeit echte Veränderungen bewirken können.
Quellen
F. (2023) Mission und Ziele. Verfügbar unter: https://femnet.de/ueber-femnet/mission-ziele/unsere-schwerpunkte.html (Zugriff: 16. November 2024).
F. (2023a) Kampagnen und politische Mitsprache. Verfügbar unter: https://femnet.de/fuer-frauenrechte/was-wir-tun/kampagnen.html (Zugriff: 16. November 2024).
F. (2023b) Bildung und Aufklärung. Verfügbar unter: https://femnet.de/ueber-femnet/mission-ziele/unsere-schwerpunkte.html (Zugriff: 16. November 2024).
F. (2023c) SolidarityWorks – Unsere Arbeit in Produktionsländern. Verfügbar unter: https://femnet.de/fuer-frauenrechte/was-wir-tun/solidarityworks-unsere-arbeit-in-produktionslaendern.html (Zugriff: 16. November 2024).
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