Für einen nachhaltigen Karneval: Wie Kölns Veedelszüge umweltfreundlicher werden sollen

Die Schattenseite des Karnevals: Müllberge und Ressourcenverschwendung

Der Kölner Karneval ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und zieht jährlich Millionen von Menschen an. Doch hinter der fröhlichen Fassade verbirgt sich ein ernstes Problem: die immense Menge an Abfall, die während der Festlichkeiten entsteht. Nach den Umzügen säumen unzählige Plastikverpackungen, Konfetti und nicht aufgesammelte Kamelle die Straßen. Diese Müllberge stellen nicht nur eine logistische Herausforderung für die Stadtreinigung dar, sondern belasten auch die Umwelt erheblich. Zudem werden für Kostüme und Dekorationen oft Materialien verwendet, die nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden, was zu einer Verschwendung wertvoller Ressourcen führt.

Die Gründung der AG Nachhaltige Veedelszüge: Ein Zusammenschluss für den Umweltschutz

Angesichts dieser Problematik haben sich im Juni 2024 mehrere Kölner Organisationen zusammengeschlossen, um den Karneval umweltfreundlicher zu gestalten. Die Arbeitsgemeinschaft (AG) Nachhaltige Veedelszüge wurde von Zero Waste Köln e.V., der Cradle to Cradle NGO Köln und Scientists for Future Köln/Bonn ins Leben gerufen. Ziel dieser Initiative ist es, den Karneval in den Kölner Veedeln im Einklang mit ökologischen Prinzipien zu feiern und somit einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Die AG vereint die Expertise der beteiligten Organisationen und arbeitet eng mit Karnevalsvereinen, Zugleitungen und der Stadt Köln zusammen, um nachhaltige Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Konkrete Maßnahmen für einen nachhaltigen Karneval

Für einen nachhaltigen Karneval at die AG ein Zehn-Punkte-Programm entwickelt, das verschiedene Aspekte der Festlichkeiten abdeckt:

  1. Förderung der Wiederverwendung von Kostümen: Durch Kostümtauschbörsen und zentrale Materiallager sollen Jecken ermutigt werden, ihre Kostüme mehrfach zu nutzen oder mit anderen zu teilen. Dies reduziert den Bedarf an Neukäufen und minimiert textile Abfälle.

  2. Stärkung der Wiederverwendung von Wagen- und Zugmaterialien: Karnevalswagen und Dekorationen können durch den Austausch oder die gemeinsame Nutzung vorhandener Materialien ressourcenschonend gestaltet werden.

  3. Einsatz umweltfreundlicher Transportmittel: Der Einsatz von E-Fahrzeugen und Lastenrädern sowie die Nutzung von Solarakkus für Technik und Musik sollen die Emissionen während der Umzüge reduzieren.

  4. Sensibilisierung und Aufklärung der Zuschauer: Durch gezielte Informationskampagnen sollen die Besucher über die getroffenen Maßnahmen und die Bedeutung eines umweltfreundlichen Karnevals informiert werden.

  5. Festlegung klarer Verantwortlichkeiten: Für die Umsetzung der ökologischen Maßnahmen sollen klare Zuständigkeiten definiert werden, um eine effektive Durchführung zu gewährleisten.

Diese und weitere Maßnahmen wurden auf einer Auftaktveranstaltung mit Organisatoren des Kölner Karnevals vorgestellt und in einem Flyer zusammengefasst, der als Leitfaden für umweltfreundliche Veedelszüge dient (Zero Waste Köln, 2024).

Erfolgreiche Umsetzung: Erste Schritte und positive Resonanz

Die Bemühungen der AG zeigen bereits erste Erfolge. So wurde beispielsweise der Veedelszug in Nippes als Pilotprojekt ausgewählt, um die entwickelten Maßnahmen in der Praxis zu testen. Ziel ist es, diesen Zug bis 2025 zu einem Vorbild für Nachhaltigkeit zu machen (Scientists for Future Köln/Bonn, 2024). Die Resonanz aus der Karnevalsgemeinschaft ist überwiegend positiv. Viele Vereine und Gruppen zeigen Interesse an den vorgeschlagenen Konzepten und sind bereit, ihren Beitrag zu einem umweltfreundlicheren Karneval zu leisten.

Ein konkretes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung ist die Einführung von Kostümtauschbörsen. Diese Veranstaltungen ermöglichen es den Teilnehmern, ihre gebrauchten Kostüme gegen andere einzutauschen, anstatt neue zu kaufen. Dies fördert nicht nur die Wiederverwendung, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Jecken. Zudem wurden in einigen Veedeln zentrale Materiallager eingerichtet, in denen Dekorationsmaterialien und Wagenbauteile gelagert und von verschiedenen Gruppen genutzt werden können. Dies reduziert den Materialverbrauch und die Kosten für die einzelnen Vereine.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz der positiven Entwicklungen stehen die Initiatoren vor einigen Herausforderungen. Die Umstellung auf nachhaltige Praktiken erfordert ein Umdenken bei vielen Beteiligten und ist mit organisatorischem Aufwand verbunden. Zudem müssen finanzielle Mittel für die Umsetzung der Maßnahmen bereitgestellt werden. Die AG arbeitet daher kontinuierlich daran, weitere Unterstützer zu gewinnen und Fördermöglichkeiten zu identifizieren.

Langfristig strebt die AG an, den gesamten Kölner Karneval nachhaltiger zu gestalten und als Vorbild für andere Städte zu dienen. Durch die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Konzepte soll der Karneval nicht nur ein fröhliches Fest, sondern auch ein Zeichen für gelebten Umweltschutz werden.

Quellen

Zero Waste Köln (2024). AG nachhaltigen Karneval. Verfügbar unter: https://zerowastekoeln.de/buerger/ag-nachhaltige-karnevalszuege/

Scientists for Future Köln/Bonn (2024). Kölner Karneval: Scientists for Future Köln/Bonn beteiligen sich an nachhaltigen Karneval. Verfügbar unter: https://koelnbonn.scientists4future.org/2024/09/03/koelner-karneval-scientists-for-future-koeln-bonn-beteiligen-sich-an-nachhaltigkeits-ag/

Radio Köln (2024). Initiative will mehr nachhaltigen Karneval. Verfügbar unter: https://www.radiokoeln.de/artikel/initiative-will-mehr-nachhaltigkeit-bei-karnevalszuegen-2138527.html

AppSolut Jeck (2024). Einen nachhaltigeren Karneval, geht das? Verfügbar unter: https://www.appsolutjeck.de/2024/11/07/karneval-und-umweltschutz-geht-das-brigitte/

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