Das Problem: Verpackungsmüll in Supermärkten
In deutschen Supermärkten sind Verpackungen allgegenwärtig. Von Obst und Gemüse, die oft in Plastik eingeschweißt sind, bis hin zu Fertigprodukten in mehrfachen Umverpackungen – Verpackungen dominieren das Einkaufserlebnis. Diese Praxis führt zu erheblichen Umweltproblemen. Laut dem Umweltbundesamt fielen in Deutschland im Jahr 2017 rund 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an, ein Höchststand, der die Dringlichkeit des Problems unterstreicht (Umweltbundesamt, 2019).
Plastikverpackungen sind besonders problematisch, da sie nur langsam abgebaut werden und häufig in die Umwelt gelangen. Einwegplastikprodukte tragen maßgeblich zur Verschmutzung von Meeren und Landflächen bei. Mikroplastik, das durch den Zerfall größerer Plastikstücke entsteht, findet sich mittlerweile in nahezu allen Ökosystemen und stellt eine Bedrohung für Tiere und Menschen dar.
Die Lösung: Unverpackt-Läden und die Bewegung Break Free From Plastic
Als Reaktion auf die Verpackungsproblematik entstanden in den letzten Jahren vermehrt Unverpackt-Läden. Diese Geschäfte bieten Lebensmittel und Haushaltsprodukte ohne Einwegverpackungen an. Kunden bringen eigene Behälter mit und füllen die gewünschte Menge selbst ab. Dieses Konzept reduziert nicht nur Verpackungsmüll, sondern fördert auch einen bewussteren Konsum.
Ein prominentes Beispiel ist der Laden „Original Unverpackt“ in Berlin, der 2014 von Milena Glimbovski und Sara Wolf gegründet wurde. Als GmbH organisiert, hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, den Verpackungsmüll im Einzelhandel zu reduzieren und ein nachhaltiges Einkaufsmodell zu etablieren. Mittlerweile gibt es in Deutschland zahlreiche Unverpackt-Läden, die diesem Vorbild folgen.
Parallel dazu engagiert sich die globale Bewegung „Break Free From Plastic“ für eine Welt ohne Plastikverschmutzung. Gegründet im Jahr 2016, vereint sie über 1.900 Organisationen weltweit, die sich für die Reduzierung von Plastikmüll einsetzen. Freiwillige dieser Bewegung haben in verschiedenen Ländern Supermärkte evaluiert, um herauszufinden, welche Maßnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft ergriffen werden und wo unverpacktes Einkaufen möglich ist.
Erfolgreiche Umsetzung: Praxisbeispiele und Erfahrungen
Die Umsetzung von Unverpackt-Konzepten ist nicht ohne Herausforderungen. Hygienevorschriften, Logistik und die Akzeptanz der Kunden sind Faktoren, die berücksichtigt werden müssen. Dennoch gibt es zahlreiche erfolgreiche Beispiele:
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Unverpackt Kiel: Dieser Laden bietet seit 2014 ein breites Sortiment an unverpackten Lebensmitteln und Haushaltswaren an. Die Gründerin, Marie Delaperrière, berichtet, dass die Nachfrage stetig wächst und immer mehr Menschen bereit sind, ihre Einkaufsgewohnheiten zu ändern.
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Tante Olga in Köln: Gegründet von Olga Witt im Jahr 2016, hat sich dieser Laden als feste Größe in der Kölner Nachhaltigkeitsszene etabliert. Olga Witt betont, dass die Zusammenarbeit mit regionalen Produzenten und die Aufklärung der Kunden entscheidend für den Erfolg sind.
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Der verpackungsfreie Supermarkt in Innsbruck: Georg Dominguez eröffnete 2016 den Laden „INSTEPS – bewusst einkaufen“ in der Markthalle Innsbruck. Trotz anfänglicher Herausforderungen, wie hoher Personalkosten und Logistikproblemen, etablierte sich der Laden erfolgreich. Dominguez betont die Bedeutung von Durchhaltevermögen und Anpassungsfähigkeit für den Erfolg solcher Projekte (RESORTI-Blog, 2018).
Diese Beispiele zeigen, dass Unverpackt-Läden nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleineren Gemeinden erfolgreich sein können. Entscheidend ist die Bereitschaft der Kunden, neue Einkaufsgewohnheiten zu etablieren, sowie die Unterstützung durch lokale Produzenten und Gemeinden.
Herausforderungen und Perspektiven
Trotz der positiven Entwicklungen stehen Unverpackt-Läden vor Herausforderungen. Die Einhaltung von Hygienevorschriften erfordert sorgfältige Planung und regelmäßige Kontrollen. Zudem sind die Betriebskosten oft höher als in konventionellen Supermärkten, was sich auf die Preise auswirken kann. Eine Studie des Bundeszentrums für Ernährung weist darauf hin, dass die Preise in Unverpackt-Läden aufgrund des höheren Aufwands und der kleineren Abnahmemengen tendenziell höher sind (BZfE, 2020).
Dennoch bieten Unverpackt-Läden eine wertvolle Alternative zum konventionellen Einzelhandel. Sie fördern einen bewussteren Konsum, reduzieren Verpackungsmüll und unterstützen oft lokale Produzenten. Langfristig könnten sie einen wichtigen Beitrag zur Etablierung einer Kreislaufwirtschaft leisten, in der Ressourcen effizient genutzt und Abfälle minimiert werden.
Fazit
Die Verpackungsproblematik in Supermärkten ist ein drängendes Umweltproblem. Unverpackt-Läden und Bewegungen wie „Break Free From Plastic“ bieten nachhaltige Lösungen, indem sie Verpackungsmüll reduzieren und einen bewussteren Konsum fördern. Erfolgreiche Beispiele zeigen, dass trotz Herausforderungen eine Umsetzung möglich ist. Es liegt an uns allen, durch unser Einkaufsverhalten einen Beitrag zur Reduzierung von Verpackungsmüll zu leisten und nachhaltige Alternativen zu unterstützen.
Quellenangaben:
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Umweltbundesamt (2019). „Break Free From Plastic Verpackungsabfälle in Deutschland“. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/abfallwirtschaft/verpackungsabfaelle
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RESORTI-Blog (2018). „Break Free From Plastic – Verpackungsfreie Supermärkte – nachhaltiges Einkaufskonzept für weniger Müll“. Verfügbar unter: https://www.resorti.de/blog/verpackungsfreie-supermaerkte/
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Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) (2020). „Verpackungsfreie Läden“. Verfügbar unter: https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/einkaufsorte-finden/verpackungsfreie-laeden/
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Break Free From Plastic (2020). „About Us“. Verfügbar unter: https://www.breakfreefromplastic.org/about/
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