biologische Vielfalt im Lebensmittelsektor: Herausforderungen und innovative Lösungen

Die Krise der biologischen Vielfalt

Die biologische Vielfalt, oft als Biodiversität bezeichnet, bildet das Fundament unserer Ernährungssysteme. Sie umfasst die Vielfalt der Gene, Arten und Ökosysteme, die zusammen die Grundlage für die Produktion unserer Lebensmittel bilden. Doch diese Vielfalt ist bedroht. Intensive Landwirtschaft, Monokulturen, der Einsatz von Pestiziden und der Klimawandel führen zu einem alarmierenden Rückgang der Biodiversität. Laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) sind Landnutzungsänderungen, Ressourcenausbeutung, Klimawandel und Umweltverschmutzung die Hauptfaktoren, die die Biodiversität der Erde und damit auch die globale Ernährungssicherheit bedrohen (BZfE, 2023).

Die Folgen dieses Verlusts sind weitreichend. Ein Rückgang der Biodiversität kann die Resilienz von Agrarsystemen mindern, die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln einschränken und die Ernährungssicherheit gefährden. Zudem gehen wertvolle Ökosystemdienstleistungen verloren, die für die Bestäubung, Schädlingskontrolle und Bodenfruchtbarkeit unerlässlich sind.

Initiativen zum Schutz der Biodiversität im Lebensmittelsektor

Angesichts dieser Herausforderungen haben sich verschiedene Organisationen zusammengeschlossen, um den Verlust der Biodiversität im Lebensmittelsektor zu bekämpfen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Verein „Food for Biodiversity“, der im März 2021 gegründet wurde. Zu den Gründungsmitgliedern zählen Unternehmen, Verbände, Standardorganisationen aus der Lebensmittelbranche sowie Umweltverbände und Forschungsinstitute. Gemeinsam setzen sie sich für den Schutz der biologischen Vielfalt ein und streben eine Transformation hin zu nachhaltigen und zukunftsfähigen Ernährungssystemen an (Bodensee-Stiftung, 2021).

Die Bodensee-Stiftung, eine gemeinnützige Umwelt- und Naturschutzorganisation, ist ein aktives Mitglied dieser Initiative. Sie engagiert sich seit Jahren für den Erhalt der Biodiversität und unterstützt Landwirtinnen und Landwirte bei der Umsetzung biodiversitätsfördernder Maßnahmen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Integration von Biodiversitätskriterien in Lebensmittelstandards und Beschaffungsrichtlinien, um so einen positiven Einfluss auf die gesamte Lieferkette zu erzielen (Bodensee-Stiftung, 2023).

Meo Carbon Solutions, ein internationales Beratungsunternehmen mit Fokus auf Nachhaltigkeit, bringt seine Expertise in den Bereichen Klimaschutz und nachhaltige Landwirtschaft in die Partnerschaft ein. Gemeinsam mit dem Global Nature Fund, der Bodensee-Stiftung und der Justus-Liebig-Universität Gießen bildet Meo Carbon Solutions ein Konsortium, das darauf abzielt, den Biodiversitätsschutz im EU-Lebensmittelsektor zu transformieren. Ziel ist es, die Umsetzung und Durchsetzung von EU-Vorgaben zum Natur- und Biodiversitätsschutz effektiver zu gestalten (Meo Carbon Solutions, 2023).

Die Justus-Liebig-Universität Gießen trägt mit ihrer wissenschaftlichen Expertise zur Erforschung und Entwicklung praxisnaher Lösungen bei. Durch interdisziplinäre Forschung werden innovative Ansätze entwickelt, um die biologische Vielfalt in landwirtschaftlichen Systemen zu fördern und gleichzeitig die Produktivität zu sichern.

Erfolgreiche Umsetzungen und Praxisbeispiele

Die Zusammenarbeit dieser Partner hat bereits zu bemerkenswerten Erfolgen geführt. Ein Beispiel ist die Entwicklung des „Basis-Sets Biodiversitätskriterien für die Lebensmittelbranche“. Dieses Set dient als Leitfaden für Unternehmen und Standards, um ihre Vorgaben mit biodiversitätsfördernden Maßnahmen abzugleichen und gegebenenfalls anzupassen. Es bietet konkrete Handlungsempfehlungen, wie biologische Vielfalt in der landwirtschaftlichen Praxis gefördert werden kann, beispielsweise durch den Anbau vielfältiger Kulturen, den Erhalt von Hecken und Feldrainen oder den Verzicht auf chemische Pestizide (Food for Biodiversity, 2023).

Ein weiteres erfolgreiches Projekt ist die Sensibilisierungskampagne „Stärke biologische Vielfalt mit Deinem Einkauf“. Diese Kampagne klärt Verbraucherinnen und Verbraucher über die Bedeutung des Biodiversitätsschutzes in der Lebensmittelproduktion auf und zeigt auf, wie sie durch bewusste Kaufentscheidungen einen positiven Beitrag leisten können. Durch die Wahl von Produkten, die unter biodiversitätsfreundlichen Bedingungen hergestellt wurden, können Konsumentinnen und Konsumenten direkt Einfluss auf die Produktionspraktiken nehmen und so den Erhalt der Artenvielfalt unterstützen (Food for Biodiversity, 2023).

Herausforderungen und Ausblick

Trotz dieser positiven Entwicklungen stehen die Initiativen vor erheblichen Herausforderungen. Die Integration von Kriterien für biologische Vielfalt in bestehende Standards und Lieferketten erfordert einen Paradigmenwechsel in der Branche. Es bedarf intensiver Schulungen, Bewusstseinsbildung und oft auch finanzieller Anreize, um Landwirtinnen und Landwirte zur Umsetzung biodiversitätsfördernder Maßnahmen zu motivieren.

Zudem ist die Messung und Bewertung der Biodiversitätsleistung komplex. Hier kommen innovative Tools wie das „Biodiversity Performance Tool“ (BPT) und das „Biodiversity Monitoring System“ (BMS) zum Einsatz. Diese Instrumente ermöglichen es Unternehmen und Landwirtinnen und Landwirten, ihre Biodiversitätsleistungen zu erfassen, zu bewerten und kontinuierlich zu verbessern (Food for Biodiversity, 2023).

Die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ist entscheidend, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Durch gemeinsame Anstrengungen können wir den Verlust der Biodiversität stoppen und gleichzeitig die Grundlage für eine nachhaltige und sichere Lebensmittelproduktion schaffen.

Quellenangaben

guteideen.org © 2024 by Gute Ideen ist lizenziert unter CC BY 4.0 . Kurz erklärt: Nutze alles und verlinke auf diesen Artikel.

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